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Kabarettist Thomas Stipsits lächelt in die Kamera, im Hintergrund blühende Pflanzen und Sommerstimmung.
Thomas Stipsits entspannt abseits der Bühne: Sein Herz gehört längst Griechenland.
Thomas Stipsits entspannt abseits der Bühne: Sein Herz gehört längst Griechenland.
Johannes Ehn / picturedesk.com

Thomas Stipsits: "Sicher nicht bis 70!"

20.10.2025 um 09:06, Stefanie Hermann
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Nach Griechenland auswandern oder Österreich? Thomas Stipsits über Lampenfieber, Insel-Rückzug und die Kunst, rechtzeitig loszulassen.

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Ob spontane Friseurbesuche in Portugal, die mit ihrer Herzlichkeit im Gedächtnis bleiben, oder Ausflüge zu einsamen Inseln, am Ende gibt es für den Kabarettisten einen klaren Sehnsuchtsort: Griechenland. Seit über zwanzig Jahren reist er regelmäßig auf die Inseln. Ein Kabarett-Programm und einen Film hat er seiner Lieblingsdestination schon gewidmet, für Billa-Reisen ist Stipsits mittlerweile zum "Urlaubs-Botschafter" avanciert.

Aus der Ägäis hat der 42-Jährige mittlerweile mehr nach Österreich mitgenommen, als nur die eine oder andere Arbeitsinspiration. „Menschen auf einer Insel haben einen ganz anderen Zugang zum Leben. Diese Zufriedenheit bewundere ich, auch wenn sie mir im Alltag oft wieder verloren geht", sagt er im Gespräch mit weekend.

Thomas Stipsits: Immer wieder Griechenland

Wenn du dir jetzt, auf der Stelle aussuchen könntest, komplett spontan, morgen geht es irgendwo hin. Was wäre dein erstes Ziel?
Thomas Stipsits: Ich würde mit Griechenland flirten. (lacht)

Keine Überraschung also. Warum immer wieder Griechenland?
Thomas Stipsits: Es ist in erster Linie die Schönheit des Landes. Es vereint so viele Dinge, die mir gut gefallen: das Meer, die Berge und die Mentalität der Menschen. Menschen, die auf einer Insel leben, haben – das durfte ich ja jetzt über 20 Jahre erfahren – einen anderen Zugang zum Leben. Ich will nicht sagen, ich bin neidisch, aber ich bewundere Leute, die finanziell gar nicht reich sind, aber zufrieden. Ich war in Amerika, ich hätte Geld machen können, bin aber wieder zurückgegangen, weil mir wichtiger ist, in der Früh aufzuwachen und das Meer zu sehen. Vor dieser Haltung habe ich großen Respekt. Ich versuche, sie mitzunehmen, aber im Alltag verschwindet sie leider oft.

 

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Gepostet von Thomas Stipsits am Donnerstag, 9. Oktober 2025

Der Unterschied zwischen Griechenland und Wien

Mittlerweile ist der Burgenländer auf seiner Lieblingsinsel Karpathos mehr als Besucher. An seinem Zweitwohnsitz hat er im vergangenen Jahr sogar sein Herz verloren, ein kleiner Kater ist bei ihm eingezogen. Warum sich Stipsits in Griechenland so wohlfühlt? Das hat nicht nur mit der Landschaft, sondern vor allem mit den Menschen zu tun. 

Wenn du die Mentalität in einem Satz zusammenfassen müsstest?
Thomas Stipsits: Gastfreundlichkeit. Gastfreundlichkeit, gepaart mit großem Interesse. Mich interessieren Menschen, ich möchte wissen, warum jemand so ist, wie er ist. Und das habe ich bei Menschen aus Griechenland immer gespürt – dieses gegenseitige Interesse.

Würde das in Wien funktionieren?
Thomas Stipsits: Es funktioniert in Wien teilweise auch. Aber die Gefahr, dass du in Wien jemandem wurscht bist, ist höher als in Griechenland.

Was sollte man sich abschauen?
Thomas Stipsits: Die Gelassenheit. Was die Menschen dort so unfassbar gut beherrschen, ist, den Moment zu genießen. Da gibt‘s Pläne für morgen, aber es kommt irgendwas daher, was diese Pläne stören könnte, das aber jetzt reizvoll ist – dann wird das gemacht. Dieses im-Moment-Leben finde ich großartig. Das klingt ja alles in der Theorie unfassbar schön, aber es ist in der Praxis oft schwer.

Die Gefahr, dass du in Wien jemandem wurscht bist, ist höher als in Griechenland.

Thomas Stipsits über die griechische Mentalität

Wie man im Moment bleibt

Hast du ein persönliches Erlebnis dazu?
Thomas Stipsits: Manchmal ist es der Wettergott. Ich war zum Beispiel unten, und eigentlich hätte ich vorgehabt, mit einem Freund auf den Berg zu gehen. Und in der Früh kommt der Mike, ein Freund von mir, und es ist gerade komplett still, die See, und er hat ein altes Fischerboot aus den 60er-Jahren. Und er hat gesagt, wir fahren jetzt rüber auf die Nachbarinsel nach Amatya – das ist eine unbewohnte Insel mit einem paradiesischen Strand und einem Süßwassersee dort. Es war einer der schönsten Tage in dem Urlaub. Wir sind dort hingefahren und haben einfach den Tag genossen. Himmlisch.

Dieses „Im-Moment-Sein“ ist im Urlaub natürlich immer viel leichter. Wie gelingt dir das im Alltag?
Thomas Stipsits: Beruflich habe ich gelernt, dass es gescheit ist, wenn man eine Sache fertig macht, bevor man die nächste anfängt. Das nimmt Druck raus. Privat hilft es, bei etwas ganz da zu sein. Wenn meine Tochter mir ein Bild malt, widme ich ihr diese Minuten – nicht halb anwesend mit dem Handy in der Hand.

Pause machen will gelernt sein

Zu lernen, den Druck rauszunehmen, war für den 1983 geborenen Kabarettisten ein schwieriger Lernprozess. Nach einer viermonatigen Bühnenpause im Jahr 2021 sprach Stipsits offen über sein Burn-out. Überarbeitung, Panikattacken und der Druck, ständig zu funktionieren, hatten ihn an seine Grenzen gebracht. In einer Rehabilitationsklinik fand er zurück in die Balance. Seither achtet er stärker auf Pausen, klare Strukturen und bewusste Erholung. Auch hier hat Griechenland seinen Teil beigetragen.

Und wie schaut’s mit Pausen im Alltag aus?
Thomas Stipsits: Ich habe mir mit dem Pausemachen lang schwergetan. Ich konnte früher keine Ruhe aushalten, weil ich ständig dachte: Jetzt tue ich nichts, und eigentlich könnte ich etwas erledigen. Ich habe gelernt, dass ich für mich Pausen brauche, und in der Regel verbringe ich sie in der Natur. Das ist für mich eine Kraftquelle. Es reicht, wenn ich eine halbe Stunde durch den Wald gehe und versuche, Gedanken ziehen zu lassen.

Wie hast du das gelernt oder dir beigebracht?
Thomas Stipsits: Mit Entspannungsübungen, ich mache noch immer autogenes Training. Das bringt mich total runter. Wenn ich vor großen Vorstellungen, zum Beispiel im Stadion, nervös bin, dann mache ich autogenes Training.

Hast du noch immer Lampenfieber?
Thomas Stipsits: Ja, immer. Also es ist nicht mehr so wie am Anfang, aber klar, wurscht ist ma‘s nicht. Ich kenne so viele, bei denen das so ist. Der, der am längsten bei uns allen dabei ist, unser Kabarettpate, der Lukas Resetarits, der ist nervös vor der Vorstellung. Und das finde ich aber irgendwie cool. Das heißt, es ist ihm immer noch wahnsinnig wichtig.

Thomas Stipsits wie man ihn kennt, in seiner Rolle als Kabarettist auf der Bühne.
Thomas Stipsits Steckenpferd bleibt das Kabarett - zumindest vorerst.

Stipsits: Bald mit Band auf Tour?

Du bist ja nicht nur auf der Bühne, vor der Kamera und als Autor aktiv. Sogar Bierbrauen ist ein Thema bei dir.
Thomas Stipsits: Ja, das habe ich früher daheim sehr gern gemacht, weil es eine sehr meditative Arbeit ist. Ich hatte kleine Braukessel für 25 Liter, wo man wirklich alles selbst macht. Später haben wir eine kleine Brauerei gegründet, Markus und ich, ein Freund von mir. Es war Leidenschaft, kein Geschäft. Die Nachfrage war größer, als wir sie decken konnten. Heute gibt es unser Bier in einigen Lokalen. Wir überlegen, wie es weitergeht.

Bücher, Bier, Billa-Spots – was könnte noch kommen?
Thomas Stipsits: Tanzen sicher nicht.

Schade. Also ich glaube, unseren Leserinnen und Lesern wird das sehr gut gefallen.
Thomas Stipsits: Ja, ganz sicher. Ich habe jetzt mit der Band ein paar Konzerte gespielt, neue Songs ausprobiert, und das hat wirklich großen Spaß gemacht. Ich glaube, dass wir das Bandprojekt weiter vorantreiben werden, weil das echt super funktioniert.

 

Schöner #STIPS Bieranstich im Nikodemus Danke allen die uns unterstützen 🙏 Alle Infos zum #STIPS www.stips.atGepostet von Thomas Stipsits am Samstag, 25. Mai 2024

Nicht nur Kabarett und nicht ewig

Funktioniert das auch Richtung Ö3-Charts?
Thomas Stipsits: Ich weiß es nicht. In erster Linie macht es große Freude, weil das fünf wunderbare Musikerinnen und Musiker sind, die komplett ihr Handwerk verstehen. Da fühle ich mich sehr wohl in so einer professionellen Partie.

Könnte das das Kabarett ablösen?
Thomas Stipsits: Nein. Ich bin jemand, der vom Kabarett kommt – das werde ich sicher nicht bis 70 machen, aber ich habe wirklich das Glück, ein treues Publikum zu haben, das auch die anderen Dinge konsumiert: die Bücher, die Filme und jetzt auch das mit der Band. Dafür bin ich sehr dankbar. Schön ist, wenn man all das machen darf.

Klingt nach vielen Projekten. Aber was davon machst du am liebsten?
Thomas Stipsits: Ich habe das Glück, ein treues Publikum zu haben, das Kabarett, Bücher, Filme und jetzt auch Musik mitträgt. Diese Kombination ist Luxus. Wenn ich zu viel auf Tour bin, freue ich mich aufs Schreiben. Wenn ich zu viel schreibe, aufs Filmemachen. Diese Abwechslung macht mich glücklich.

Stipsits' Pläne für Pension und Altersteilzeit

Beim Thema Abwechslung. Wenn du träumen darfst – was sind deine Sehnsuchtsziele?
Thomas Stipsits: Sibirien – wegen der unberührten Natur. Ich habe auch tolle Dokus gesehen über Urwälder Sibiriens, und da habe ich mir gedacht, das würde ich gerne mal sehen – der Natur mal so ausgesetzt sein oder an Orten, wo vielleicht noch kaum ein Mensch jemals gewesen ist. Aber da muss man auch jemanden finden, der das mag. Wahrscheinlich werde ich dort allein fahren. Vielleicht ist das was für die Pension.

Pension … Ein Thema?
Thomas Stipsits: „Irgendwann bleib i dann dort.“ Ich habe schon für mich den Plan – so wie das STS gemacht hat, als sie so 50 Jahre alt waren. Die haben alle zwei Jahre kleine Tourneen gemacht, und bis zur Auflösung waren diese Tourneen dann immer voll. Gerade der Steinbäcker hat dann viel Zeit in Griechenland verbracht. Das könnte ich mir auch gut vorstellen.

Eine schöne Altersteilzeit.
Thomas Stipsits: Genau. In der Pension dann nach Griechenland zu gehen – warum nicht? Ich bin dankbar, dass ich das machen darf, was ich liebe. Und wenn man das irgendwann ein bisschen ruhiger tun kann, ist das ein großes Glück.

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