Stars erheben ihre Stimme: Die Oscars als Protestbühne
- Still & laut
- Tabuthema
- Wendepunkt
- LGBTQ-Unterstützung & Freiheit für Tibet
- „Schämen Sie sich, Mr. Bush“
- Kleine sichtbare Zeichen
- Brisante Themen
Goldene Statuen, Star-Auflauf und glitzernde Roben – so kennt man die Oscars, die heuer am 2. März zum 97. Mal verliehen werden. Doch das hochkarätige Event ist weit mehr als nur eine glamouröse Preisverleihung. Immer wieder nutzen Promis die große Bühne, um politische und gesellschaftliche Botschaften an ein weltweites Publikum zu senden. Gefordert werden Waffenstillstände, Rechte für Randgruppen oder Klimaschutz.
Still & laut
Die Formen der Proteste könnten nicht unterschiedlicher sein. Während einige auf subtile Zeichen in Form von Anstecknadeln oder Schleifen setzen, bleiben andere der Verleihung komplett fern. Wie zum Beispiel Will Smith und seine Frau Jada Pinkett Smith 2016 im Zuge der Debatte „#OscarsSoWhite“. Einen bleibenden Eindruck hinterlassen aber vor allem kontroverse Themen, die von Superstars direkt in ihren Reden angesprochen werden.
Tabuthema
In den frühen Jahren der Oscars, die erstmals 1929 verliehen wurden, waren politische Botschaften noch tabu. Hollywood verstand sich als Unterhaltungsindustrie, die von der Realität ablenken wollte. Dennoch gab es bereits subtile Ansätze. Der Film „Tabu der Gerechten“ (1948 drei Oscars) prangerte beispielsweise Antisemitismus in der amerikanischen Gesellschaft an.
Wendepunkt
Einen Wendepunkt markierte die Verleihung 1973, als Marlon Brando für seine Rolle in „Der Pate“ den Oscar als bester Hauptdarsteller gewann. Statt selbst zu erscheinen, schickte er die Apachin Sacheen Littlefeather. Die Aktivistin lehnte den Preis in seinem Namen ab. Auf der Bühne kritisierte sie die diskriminierende Darstellung sowie die Behandlung von Native Americans in den USA. Ab diesem Zeitpunkt kam es immer öfter zu öffentlichen Statements.
LGBTQ-Unterstützung & Freiheit für Tibet
Als US-Superstar Richard Gere 1993 den Oscar für das beste Szenenbild präsentierte, nutzte der bekennende Buddhist die Gelegenheit, um scharfe Kritik an Chinas Tibet-Politik zu üben. Es sei „eine schreckliche Menschenrechtssituation“, China müsse „seine Truppen aus Tibet abziehen“ und die Einwohner „frei und unabhängig“ leben lassen. Er war aber nicht der Einzige, der ein kritisches Thema (Freiheit für Tibet) ansprach. Susan Sarandon und Tim Robbins machten in ihrer Rede darauf aufmerksam, dass HIV-positive Flüchtlinge aus Haiti von der US-Regierung in Guantanamo festgehalten werden. 2009 kritisierte Sean Penn die Verabschiedung der Proposition 8 in Kalifornien, die gleichgeschlechtliche Ehen illegal machte. Als Jessica Chastain 2022 ihren Oscar als beste Hauptdarstellerin („The Eyes of Tammy Faye“) entgegennahm, thematisierte sie die Diskriminierung der LGBTQ+-Community und die damit verbundene Selbstmordrate junger Menschen. Frances McDormand machte sich 2018 für Frauenrechte und gleiche Löhne stark.
„Schämen Sie sich, Mr. Bush“
Oscargewinner Michael Moore protestierte 2003 gegen den Irak-Krieg und den damaligen Präsidenten George W. Bush. Als Leonardo DiCaprio 2016 endlich seinen ersten Oscar gewann, thematisierte er den Klimawandel als „größte Bedrohung, der unsere Spezies ins Auge blicken muss“.
Subtile Zeichen
Mit blauen Schleifen haben Stars wie Cate Blanchett und Daniel Brühl 2023 ihrer Solidarität mit Flüchtlingen Ausdruck verliehen. Damit unterstützten sie die Kampagne „#WithRefugees“ des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Blanchett ist bereits seit 2016 Sonderbotschafterin der Organisation und plädiert dafür, sich für das Schicksal von Geflüchteten einzusetzen. Billie Eilish hat 2024 einen getragen, Mark Ruffalo (li.) und Ramy Youssef ebenso: einen kleinen roten Button. Zahlreiche Vertreter Hollywoods haben 2024 damit Ex-Präsident Joe Biden aufgefordert, einen Waffenstillstand im Israel-Palästina-Konflikt zu forcieren.
Brisante Themen
Ob und in welcher Form auch heuer eine Protestaktion stattfinden wird, ist noch unklar. Fest steht jedoch, dass es dafür reichlich Themen gäbe. Man denke nur an die verheerenden Brände in Los Angeles, im Hauptquartier der weltweiten Unterhaltungsindustrie, oder an die erneute Präsidentschaft des umstrittenen Republikaners Donald Trump.