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Nahaufnahme von Nemo in rosa Kunstpelzkapuze, leicht geschminkt, nachdenklicher Gesichtsausdruck.
Nemo gibt seine Siegertrophäe aus Protest gegen Israels Teilnahme am ESC 2026 zurück.
Nemo gibt seine Siegertrophäe aus Protest gegen Israels Teilnahme am ESC 2026 zurück.
APA-Images / AFP / STEFAN WERMUTH

Wegen Israel: ESC-Gewinner Nemo gibt Trophäe zurück

12.12.2025 um 08:55, Stefanie Hermann
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ESC-Gewinner Nemo gibt seine Trophäe aus Protest gegen Israels Teilnahme zurück. Der Schweizer kritisiert den Eurovision Song Contest und die EBU scharf.

Der Schweizer Musiker Nemo hat seine Siegertrophäe des Eurovision Song Contest 2024 zurückgegeben. Der 26-jährige, nonbinäre Künstler begründet die Entscheidung mit der Teilnahme Israels am kommenden Wettbewerb in Wien.

Mit der Rückgabe der Trophäe hat Nemo die Diskussion um die politische Dimension des Eurovision Song Contest neu entfacht. Der ESC 2026 steht damit unter einem Vorzeichen, das den Wettbewerb stärker politisiert als je zuvor.

Nemo gibt ESC-Trophäe zurück

"Ich finde nicht länger, dass diese Trophäe einen Platz in meinem Regal hat“, erklärt er auf Instagram.

In seinem Posting verweist er auf eine Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates, die Israel schwere Verstöße gegen internationales Recht und Handlungen mit dem Charakter von Völkermord vorgeworfen hatte. Dass der ESC trotz dieser Einschätzung Israel zur Teilnahme zulasse, sei für ihn ein Bruch mit den eigenen Werten. „Es geht um die Tatsache, dass der Wettbewerb wiederholt dazu benutzt wurde, um das Image eines Staates aufzubessern, dem schweres Fehlverhalten vorgeworfen wird“, schrieb Nemo.

Der Song Contest stehe offiziell für Einigkeit, Inklusion und Würde, so Nemo. Diese Werte seien mit der aktuellen Entscheidung schwer vereinbar. Es gebe einen eindeutigen Konflikt zwischen den Idealen des Wettbewerbs und dessen Handeln.

Protest gegen den ESC

Nemo hatte 2024 im schwedischen Malmö mit dem Song „The Code“ für die Schweiz gewonnen. Nun will er den Pokal an den EBU-Hauptsitz in Genf zurückschicken – „mit Dankbarkeit, aber auch mit einer klaren Forderung“, wie er betont. Werte müssten universal gelten: „Wenn die Werte, die wir auf der Bühne feiern, nicht abseits der Bühne gelebt werden, werden selbst die schönsten Lieder bedeutungslos.“

Reaktionen aus Israel

Israel hat die Anschuldigungen des UN-Gremiums stets zurückgewiesen. Es handle sich dabei um eine politisch motivierte und einseitige Darstellung. Der Bericht ignoriere die Terrorangriffe der Hamas und verkehre Täter und Opfer, so das Außenministerium. Die israelische Armee tue alles, um zivile Opfer zu vermeiden, während die Hamas gezielt Zivilisten als Schutzschilde missbrauche. Von Völkermord könne keine Rede sein.

Israels Präsident Izchak Herzog sieht in der Entscheidung der EBU ein Zeichen der Solidarität: „Israel verdient es, auf allen Bühnen der Welt vertreten zu sein.“

Fünf Länder sagen Teilnahme ab

Nemos Entscheidung fällt in eine Phase zunehmender Spannungen rund um den ESC. Nach der Zulassung Israels zum Wettbewerb 2026 in Wien haben bereits fünf Länder ihre Teilnahme abgesagt: Spanien, Irland, die Niederlande, Slowenien und Island. Die Sender begründen den Schritt mit dem Gaza-Krieg und den daraus resultierenden humanitären Folgen.

EBU und ORF verteidigen Entscheidung

Die EBU hatte in der Vorwoche mehrheitlich für Israels Teilnahme gestimmt. Auch ORF-Generaldirektor Roland Weißmann begrüßt die Entscheidung. Beim ESC würden TV-Anstalten und nicht Regierungen antreten. Der Song Contest sei eine Plattform, die das Verbindende über das Trennende stellen solle – „United by Music“.

ESC-Direktor Martin Green betont in einer Mitteilung, man verstehe die Emotionen vieler Fans, respektiere aber auch die Haltung der Länder, die sich zurückziehen. Ziel bleibe, „einen Raum zu bieten, in dem Millionen Menschen das Gemeinsame feiern können“.

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