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Außenansicht des ORF-Zentrums am Wiener Küniglberg
Martin Bernhofer ist verstorben. er prägte das Kulturradio Ö1.
Martin Bernhofer ist verstorben. er prägte das Kulturradio Ö1.
Starpix / A. Tuma

ORF trauert: Radio-Legende ist tot

16.12.2025 um 12:23, Marcel Toifl
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ORF-Radiomacher Martin Bernhofer ist mit 66 Jahren gestorben. Der langjährige Ö1-Chef hat das Kulturradio über Jahrzehnte hinweg geprägt.

Der ORF trauert um Martin Bernhofer. Der langjährige Radiomacher ist im Alter von 66 Jahren gestorben. Der gebürtige Salzburger arbeitete fast vier Jahrzehnte für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Sein Name steht für eine Ära, in der das Kulturradio Ö1 geprägt wurde wie von kaum einem anderen.

Anfang im ORF

Martin Bernhofer kam 1985 zum ORF. Zuvor studierte er Hispanistik und Theaterwissenschaften in Salzburg und arbeitete als Dramaturg. Im Hörfunk begann er als Redakteur der Wissenschafts- und Bildungsredaktion. Dort gestaltete er Formate wie „Dimensionen“, „Salzburger Nachtstudio“ und „Radiokolleg“. Schon früh zeigte sich sein Gespür für Sprache und Form.

Aufstieg und Projekte

1998 übernahm Bernhofer die Rolle des Producers der Reihe „Der Ö1 Essay“. Ein Jahr später wurde er Ressortleiter der Wissenschaftsredaktion. Er verantwortete Projektmanagement, Symposien, Programmentwicklung sowie Produktion und war an der Entstehung des Wissenschaftsportals science.ORF.at maßgeblich beteiligt. Ab 2002 leitete er die Hauptabteilung „Wissenschaft, Bildung, Gesellschaft“ der ORF-Radios. Er wurde Mitveranstalter der Alpbacher Technologiegespräche, der größten Plattform für Wissenschaft und Forschung in Österreich.

Chef von Ö1

2019 übernahm Bernhofer die Leitung des Informations-, Wissens- und Kulturradios Ö1. Mit Projekten wie dem Jugendklub „Ö1 Intro“ und neuen Podcast-Formaten richtete er den Sender stärker auf jüngere Hörer aus. Sein Ziel war ein Programm, das „Wissen zugänglich und anregend“ macht, ohne an Tiefe zu verlieren. Unter seiner Führung behauptete Ö1 seinen Platz als einer der profiliertesten Kultursender Europas.

Engagement für Wissenschaft

Bernhofer lehrte Medienpädagogik und Wissenschaftskommunikation an verschiedenen Hochschulen. In Publikationen wie „Fragen an das 21. Jahrhundert“ analysierte er gesellschaftliche und technologische Entwicklungen. Der Staatspreis für Wissenschaftspublizistik wurde ihm im Jahr 2000 verliehen. Er verstand Wissenschaftsjournalismus als Dienst an der Aufklärung, als Grundlage für eine informierte Öffentlichkeit.

Stimmen zum Tod

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann erklärt: „Wir verlieren mit Martin Bernhofer einen der profundesten und feinsinnigsten Radiomacher des ORF. Nur wenige Persönlichkeiten haben die Geschichte von Ö1 so wesentlich mitgeprägt wie er.“

Monika Eigensperger, frühere ORF-Radiodirektorin, sagt: „Österreich verliert mit Martin Bernhofer einen der wichtigsten Wegbereiter des Wissenschafts- und Bildungsjournalismus. Er stand für Qualität, Verlässlichkeit und das klare Profil von Ö1.“

Peter Klein, ehemaliger Ö1-Chef, erinnert sich: „Er wurde nicht müde, sein Credo zu wiederholen: Aufklärung, Information, Wissenschaft, Bildung. Dazu braucht es Ressourcen, Budgets, Personal. Er war, wenn es um die Verteilung der Mittel ging, unnachgiebig – und als Verhandlungspartner gefürchtet.“

Karl Petermichl, technischer Leiter Hörfunk, würdigte ihn als Kollegen mit Tiefgang: „Unvergesslich sind die vielen Gespräche mit ihm, in denen er mir tiefe Einsichten in die jeweilige Materie vermittelte. Seine Diskurse und Denkanstöße haben geprägt.“

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