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Gery Keszler
Gery Keszler spricht über die amfAR-Gala in Salzburg.
Gery Keszler spricht über die amfAR-Gala in Salzburg.
Screenshot/YouTube/@Life Ball Vienna

Gery Keszler über amfAR-Gala: "Einiges in mir gestorben"

26.08.2025 um 13:36, Jovana Borojevic
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Trotz großem Charity-Erfolg spricht amfAR-Organisator Gery Keszler offen über Enttäuschungen, Erschöpfung und fehlende Anerkennung.

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Gery Keszler ist einer der engagiertesten Aids-Aktivisten Europas. Mit dem von ihm gegründeten Life Ball machte er Wien jahrzehntelang zum Zentrum internationaler Solidarität im Kampf gegen HIV und Aids. Sein Anliegen: die Enttabuisierung der Krankheit, mehr Forschungsgelder und gesellschaftliche Sichtbarkeit. Nach dem Ende des Life Balls engagiert sich Keszler weiterhin für die Sache – nun auch in Kooperation mit der renommierten amfAR Foundation (The Foundation for AIDS Research) mit Sitz in New York.

Erste österreichische amfAR-Gala

Es sollte ein Höhepunkt des Sommers werden und war es in gewisser Weise auch. Die erste österreichische amfAR-Gala in Salzburg brachte über eine halbe Million Euro für die HIV- und Aidsforschung. Doch der kreative Kopf hinter dem Event, Gery Keszler, sieht den Abend trotz des Erfolgs mit gemischten Gefühlen. In einem emotionalen Statement zieht er Bilanz und spricht von persönlichen Grenzen, Enttäuschungen und einer Branche, in der Dankbarkeit keine Selbstverständlichkeit ist. „Nach der amfAR Gala, die eigentlich gar keine war, ist auch einiges in mir gestorben“, schreibt Keszler offen. „Die Auferstehung wird länger dauern“, ergänzt er. Worte, die weit über bloße Erschöpfung hinausgehen. 

Laute Kritik aus Wien

Was genau ist passiert? Offenbar mangelte es an Rückhalt aus den USA. Keszler fragt sich: „Kommt nach Monaten maximal möglicher Ignoranz noch ein Danke aus New York?“ Der Vorwurf sitzt tief. Zwar war der Abend ein voller Erfolg – gesellschaftlich, finanziell und künstlerisch –, doch der fehlende Support aus der Zentrale hat Spuren hinterlassen. Dabei wäre Dank angebracht gewesen, meint Keszler. „Ein restlos erschöpftes kleines Team, grandiose Ausnahme-Künstler und all jene, die aus Herzen gefördert und gegeben haben, hätten es sich wahrlich verdient.“ 

Grenzerfahrungen hinter der Bühne

Die Belastung des kleinen Organisationsteams war enorm. „Teamgeist war stärker als jeder Zweifel. Und doch habe ich mir dieses Mal nicht in der Rolle des ewigen Antreibers gefallen“, räumt Keszler ein. „Alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind weit über die Grenzen der Belastbarkeit gegangen.“ Worte, die einen Blick auf die Realität hinter dem roten Teppich werfen. Denn während Prominenz und Presse ein perfekt inszeniertes Event erlebten, war hinter den Kulissen Durchhaltevermögen gefragt bis an die psychische und physische Grenze. 

Erfolg, der sich nicht wie einer anfühlt

Obwohl die Gala mehr als 500.000 Euro einspielte, bleibt ein bitterer Beigeschmack. „Das Projekt hätte sich von Anfang an mehr Unterstützung und Vertrauen verdient“, erklärt Keszler. Die fehlende Wertschätzung wirke nach. „Das trübt die Freude über das Endergebnis mehr, als ich es mir eingestehen mag, denn eigentlich sollten die Lorbeeren jetzt ein weiches Bett zum Ausruhen sein nach Wochen des nervlichen Ausnahmezustandes.“

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