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Klimakleber in Wien | Credit: EVA MANHART / APA / picturedesk.com
Die Blockaden werden spontan als "Kundgebung" deklariert und dürfen nicht sofort aufgelöst werden.
Die Blockaden werden spontan als "Kundgebung" deklariert und dürfen nicht sofort aufgelöst werden.
EVA MANHART / APA / picturedesk.com

So finanzieren sich die Klimakleber

19.01.2023 um 11:04, Gert Damberger
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Sie stören den Verkehr, besudeln Kunstwerke und stören Konzerte. Wer ist die „Letzte Generation“ und wer bezahlt sie?

Rechte nennen es „Terrorismus“, Konservative fordern harte Strafen. Grüne Politiker sind insgeheim einverstanden und „Fridays for Future“ sind offen dafür. Gemeint sind die Straßenblockaden der „Letzten Generation“. Was sie zuletzt für Wiens Autofahrer bedeutet haben, muss hier nicht näher ausgeführt werden.

Gefährlicher Protest

Auch mit Schmier-Aktionen in Museen und dem Stören von Kulturveranstaltungen machen Mitglieder der Gruppierung von sich reden. In Deutschland unterbrachen sie 2021 -zig Mal den Gasfluss in Pipelines und schafften es sogar, auf den Großflughäfen von Berlin und München für Stunden den Flugverkehr lahmzulegen. Aktivisten hatten sich durch Sperrzäune geschnitten und auf den Rollbahnen angeklebt. Dass die „friedlichen Protestformen“ nicht ungefährlich sind, zeigte der Tod einer Radfahrerin in Berlin. Ein Einsatzfahrzeug steckte im Stau einer Straßenblockade fest, kam zu spät zum Unfallort und die Verunglückte starb wenig später in einem Krankenhaus. Die „letzte Generation“ gab die Schuld den Autofahrern vor Ort, die es halt versäumt hätten, eine Rettungsgasse zu bilden.

Energiewende sofort

Die Forderungen klingen an sich harmlos. In Österreich soll Tempo 100 eingeführt, der öffentliche Verkehr ausgebaut und Fracking verboten werden. Aber eigentlich geht’s ums große Ganze. Die „Letzte Generation“ will die totale Energiewende, hier und jetzt, denn sonst drohe schon in „wenigen Jahren“ der Beginn einer globalen Katastrophe. Dass Österreich mit 0,3 Prozent Anteil an den weitweiten CO2-Emissionen einen eher marginalen Beitrag zur „Erderhitzung“ beisteuert, wird dabei geflissentlich unterschlagen.

Martha Krumpeck | Credit: Andreas Tischler / picturedesk.com
Martha Krumpeck ist das Gesicht der österreichischen Klimakleber.

Schwer zu fassen

Doch was sind die Klimakleber eigentlich? Obwohl sie sich als Umweltschutz-NGO gerierten und es auch Presseverantwortliche gibt, ist keine Rechtsform erkennbar. Auch ein offizielles Führungsgremium ist nicht bekannt. Recherchen haben ergeben, dass es sich um eine zahlenmäßig recht kleine Gruppierung handelt. In Österreich dürften sich ein paar Dutzend Personen unter dem Label formiert haben, in Deutschland einige hundert.

Diskutiert wird nicht

Die Organisation erinnert an die einer Sekte. Es gibt eine Leitung, die sich im Hintergrund hält und die Entscheidungen autoritär fällt. Das Fußvolk ist in Kategorien unterteilt. Eine davon sind Aktivisten, die bereit sind, sich festnehmen zu lassen (intern „Bienen“ genannt) und die logischerweise überwiegend aus Berufsprotestierern besteht. Eine weitere Kategorie macht zwar bei den Protesten mit, vermeidet aber den Kontakt mit den Ordnungshütern und eine dritte Kategorie (die „Neins“) leistet nur logistische Unterstützung.

Bienen“ und „Gärtner“

Es gibt feste „Bezugsgruppen“ – das sind „Bienen“, die für die Dauer einer Protestkampagne in einer WG zusammenleben und von einem „Gärtner“ betreut werden. Diese Betreuungsperson kocht, kauft ein, wäscht die Wäsche und sorgt überhaupt für Herzenswärme und Motivation. Die Frontkämpfer-Bienen haben auch die Möglichkeit, psychologische Hilfe bei den „Psychologists für Future“ in Anspruch zu nehmen und in Deutschland gibt es sogar die Möglichkeit, bei „Aktivisti-Retreats“ am Land frische Energie zu tanken.

Aileen Getty | Credit: Sonia Moskowitz / Zuma / picturedesk.com
Aileen Getty, eine amerikanische Philantropin, hat den „Climate Emergency Fund“ mitbegründet.

Aktivismus als Job

Der Finanzbedarf wird durch kleine und größere Spenden gedeckt. Nach eigener Auskunft („Wer wir sind“) kommen die höchsten Geldbeträge aus dem in Kalifornien ansässigen „Climate Emergency Fund“, der von Aileen Getty, einer Erbin des Öl-Milliardärs J. Paul Getty (1892-1976) mitbegründet wurde. Laut der deutschen „Welt“ finanziert der 2019 gegründete Fonds gezielt radikale Klima-Gruppen wie „Extinction Rebellion“, „Stop Oil“ oder eben die „letzte Generation“ mit „strategischen Beiträgen“, wobei die Formulierung erahnen lässt, dass es sich dabei nicht gerade um Peanuts handelt. Dank des US-Fonds sind die deutschen und österreichischen Klimakleber seit kurzem immerhin in der Lage, Teilzeitjobs anzubieten: 1.300 Euro brutto für 20 Wochenstunden lassen sich als freiberuflicher Klimakämpfer verdienen.

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