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Nawalny kurz vor seiner Verurteilung im Februar 2021. Er zeigt das Victory-Zeichen und wirkt angespannt
Im Februar 2021 wurde Nawalny zu 19 Jahren Lagerhaft verurteilt.
Im Februar 2021 wurde Nawalny zu 19 Jahren Lagerhaft verurteilt.
KIRILL KUDRYAVTSEV / AFP / picturedesk.com

Nawalny: "Putin hat ihn zu Tode gequält"

16.02.2024 um 15:23, Stefanie Hermann
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Putins schärfster Widersacher Nawalny ist in Haft gestorben. International mehren sich die Stimmen, die dem Kreml-Chef offen die Schuld an seinem Tod geben.

Nach dem schockierenden Tod von Oppositionsführer Alexej Nawalny üben Spitzenpolitiker weltweit scharfe Kritik an Russland und Machthaber Wladimir Putin. Der Kreml habe Nawalny "brutal ermordet", zeigt sich der lettische Präsident Edgars Rinkevics am Freitag überzeugt. Auch EU-Ratspräsident Charles Michel und US-Außenminister Antony Blinken machen Russland öffentlich für den Tod des Kreml-Widersachers verantwortlich.

"Putin hat Nawalny getötet"

Es sei "offensichtlich, dass Nawalny von Putin getötet wurde", sagt etwa Wolodymyr Selenskyj am Rande seines Besuchs in Berlin. "Putin ist es egal, wer stirbt. Es geht ihm nur um Machterhalt", so der ukrainische Präsident. Sollten sich die Berichte vom Tode Nawalnys bewahrheiten, "unterstreicht das nur die Schwäche und den Verfall Russlands", so US-Außenminister Antony Blinken.

Eine Karte und Zeitlinie zu dem Tod von Nawalny.
Die Chronologie zu Nawalnys Tod spricht eine deutliche Sprache.

"Zu Tode gequält"

Putin habe Nawalny "zu Tode gequält", zeigt sich der deutsche Finanzminister Christian Lindner von der FDP überzeugt. Dem stimmt auch der tschechische Außenminister Jan Lipavský zu. Er erklärt auf X, dass Nawalny "zu Tode gefoltert wurde, weil er sich Putin entgegengestellt hatte". Der litauische Präsident Gitanas Nauseda fordert, das russische Regime müsse für den Tod Nawalnys zur Rechenschaft gezogen und vor Gericht gestellt werden. "Alexey Nawalny starb nicht im Gefängnis, er wurde durch die Brutalität des Kremls und dessen Ziel getötet, die Opposition um jeden Preis zum Schweigen zu bringen", so Nauseda.

Merkel meldet sich

In einer sehr seltenen öffentlichen Stellungnahme meldet sich auch die ehmalige deutsche Bundeskanzler Angela Merkel zu Wort. "Er wurde Opfer der repressiven Staatsgewalt Russlands. Es ist furchtbar, dass mit ihm eine mutige, unerschrockene und sich für sein Land einsetzende Stimme mit fürchterlichen Methoden zum Verstummen gebracht wurde", so die Altkanzlerin. Merkel hatte Nawalny nach dem Giftanschlag im Jahr 2020 nach Deutschland bringen lassen und ihm damit wohl das Leben gerettet.

Reaktionen aus Österreich

Deutlich zurückhaltender mit Schuldzuweisungen zeigt man sich in Österreich. "Ich bin schockiert von der Nachricht des Todes von Alexej Nawalny. Wladimir Putin und sein mörderisches Regime sind dafür verantwortlich", nennt aber auch Bundespräsident Van der Bellen zwar das System, nicht aber Putin beim Namen. 

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) fordert eine "internationale Untersuchung" der Todesumstände. "Nach der Ermordung zahlreicher Kritiker:innen nimmt das verbrecherische Putin Regime dem wichtigsten Oppositionsführer das Leben", so Kogler. In dieselbe Kerbe schlägt auch Außenminister Alexander Schallenberg von der ÖVP, der ebenso eine ausführliche und unabhängige Untersuchung fordert. Nawalny nennt er eine "furchtlose und mutige Stimme im Kampf gegen die Korruption und einen Verfechter eines offeneren und demokratischeren Russlands". "Sein Tod so kurz vor den Wahlen erinnert uns einmal mehr daran, wie unfrei und undemokratisch Russland unter der Führung Putins ist."

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