Direkt zum Inhalt
Ein Hund beißt in einen mit Jutte geschützten Arm.
Gewisse Teile des Hundetrainings sollen künftig verboten werden.
Gewisse Teile des Hundetrainings sollen künftig verboten werden.
joruba/istockphoto.com

Scharfmacher: Rauch will Verbote in Hundeerziehung

09.11.2023 um 12:50, Stefanie Hermann
min read
Tierschutzminister Rauch (Grüne) will gesetzlich ins Hundetraining eingreifen. Mondioring soll für private Halter künftig verboten werden.

Der tödliche Hundeangriff in Oberösterreich hat erneut Diskussionen über ein generelles Verbot eines Beiß- und Angriffstrainings bei privaten Hunden ausgelöst. Tierschutzminister Johannes Rauch (Grüne) strebt jetzt ein generelles Verbot von Beiß- und Angriffstraining bei privaten Hunden an. 

Beißtraining fördert Aggressivität

Bestimmte Formen des Hundetrainings würden die Aggressivität der Tiere fördern, so das Ministerium. "Das Scharfmachen von Hunden, das vielerorts unter dem Deckmantel des Hundetrainings passiert, ist durch nichts zu rechtfertigen", betont Tierschutzminister Rauch bei der Übernahme einer Petition des Vereins Pfotenhilfe für ein Verbot des Beißtrainings in Oberösterreich. 

Mondioring soll verboten werden

So habe auch "Elmo", jener Kampfhund, der für die tödliche Attacke verantwortlich war, im Vorfeld ein Beißtraining absolviert. Schon jetzt sind im Tierschutzgesetz Maßnahmen verboten, "die ​​Aggressivität und Kampfbereitschaft von Tieren erhöhen". Eine Nachschärfung soll künftig für klare Grenzen sorgen. So sollen "Mondioring" und Teile der klassischen Schutzhundeausbildung  explizit verboten werden. Beim Mondioring werden die Fähigkeiten eines Hundes in Gehorsam, Sprungkraft und Schutzdienst getestet. Zum Schutzdienst gehört etwa auch das kontrollierte Beißen auf Befehl. Rauch: "Diese Art der Ausbildung hat in der privaten Hundehaltung absolut nichts verloren."

Umfassendes Heimtierpaket

Andere Hundesport-Disziplinen, wie etwa Fährtenlesen, seien von den Verschärfungen nicht betroffen, beschwichtigt das Ministerium. Rauch will einen entsprechenden Vorschlag zur Verhinderung der Erziehung von Hunden zu Waffen an den Koalitionspartner übermitteln. Ebenfalls geplant ist im Rahmen eines "Heimtierpakets" die Ausweitung der Sachkunde für die Haltung von Hunden. Das Modell der Listenhunde lehnt Rauch unterdessen weiter ab. Experten würden die rassenspezifische Gefährlichkeit von Hunden als nicht wissenschaftlich erwiesen sehen.

Breite Zustimmung

Die Pfotenhilfe zeigt sich erleichtert über die Zustimmung Rauchs zum Verbot von Beißtraining. "Das Schutzhundetraining ist überhaupt nicht mehr zeitgemäß, ein großer Stress für die Tiere und darüber hinaus eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit", so die Organisation in einer Aussendung. Tierschutz Austria und die Tierschutzombudsstelle Wien begrüßen das geplante Verbot. Die NGO Vier Pfoten unterstützt den Vorschlag und kritisiert die ÖVP für die Verzögerung der Umsetzung des Heimtierpakets. "In der sogenannten Schutzhundeausbildung wird die Kampfbereitschaft von Hunden mittels Beiß- und Angriffstrainings provoziert und gesteigert. Es ist mehr als fraglich, wie sehr derartig trainierte Hunde in Alltagssituationen noch normal auf Menschen als Sozialpartner reagieren können", erklärt die Wiener Tierschutzombudsfrau Eva Persy.

ÖKV kritisiert Vorschlag

Der Österreichische Kynologenverband (ÖKV) hingegen kritisiert den Vorschlag scharf. "Geblendet von einer Desinformationskampagne der Pfotenhilfe, die bereits juristisch untersucht wird, und einzelner Medien setzt Minister Rauch die falschen Maßnahmen. All jene, die mit viel Arbeit, Aufwand, Hingabe und Leidenschaft ihren Hund trainieren und alltagstauglich machen, werden bestraft, während verantwortungslose Hundehalter weiter machen können, wie bisher", so ÖKV-Präsident Michael Kreiner. "Die angekündigten Maßnahmen lösen kein Problem, sondern schaffen vor allem für den gesamten Gebrauchshundebereich neue." Statt neuer Gesetze im Training fordert er Maßnahmen gegen verantwortungslose Hundehalter. Der Gebrauchshundesport würde im Gegenteil sogar das Risiko eines selbstständigen Auslebens und unkontrollierten Verhaltens reduzieren. 

more