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Robert Eichenauer
Montage Chris Zenz

Putins Krieg ist auch der Krieg der Russen

20.03.2022 um 12:21, Robert Eichenauer
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Allerortens wird fortwährend betont, es sei Putins Krieg und nicht der Krieg der Russen. Ein Blick auf die Wahlergebnisse in Russland könnte desillusionierender nicht sein.

Die letzten Präsidentschaftswahlen im März 2018 gewann Wladimir Putin nämlich mit satten 77 (!) Prozent, jene davor im Jahre 2012 mit knapp 65 Prozent. Dazwischen lag die Annexion der Krim. Schon klar, es wurden bei den Wahlen Unregelmäßigkeiten beanstandet und Putin hatte schon im Vorfeld so manchen Gegner „unschädlich“ gemacht. Aber daraus abzuleiten, die Russen würden ihren Präsidenten eigentlich eh nicht wollen, ist Nonsens. Wahrscheinlicher ist, dass eine überwältigende Mehrheit hinter Putin steht. Ob sie auch hinter dem Ukraine-Krieg steht, wissen wir nicht.

Tendenziell ein Aggressor

Wir müssen damit aufhören, das sogenannte Volk von allem frei zu sprechen. Bei den letzten freien Wahlen in Deutschland vor der Machtübernahme Hitlers wählten 43,9 Prozent die NSDAP. Selbstverständlich tragen diese 44 Prozent an den späteren Ereignissen eine gewisse Mitschuld. Und auch die 77 Prozent der Russen, die Putin wählten, tragen eine Mitverantwortung am Ukraine-Krieg. Sie scheinen im Übrigen auch die Annexion der Krim wohlwollend zur Kenntnis genommen zu haben. Spätestens da hätte vielen klar sein müssen, dass ihr Präsident tendenziell ein Aggressor ist. Demokratie heißt für den Bürger auch, Verantwortung für das Handeln seiner Politiker zu übernehmen.

Urtriebe

Männer wie Putin steigen nicht als Kriegsgott vom Olymp. Sie fallen auch nicht vom Himmel. Nein, sie werden gewählt. As simple as that. Warum solche Männer gewählt werden, hat wohl verschiedene Ursachen. Aber offensichtlich scheint in uns immer noch eine Art Urtrieb verankert zu sein, der dafür verantwortlich ist, Alphamännchen wie Putin zum Anführer zu wählen – gewissermaßen als Schutz der Herde. Und es ist nach wie vor so, dass wir nicht nach dem Intellektuellsten Ausschau halten, sondern nach dem Stärksten. Und er darf auch durchaus ein wenig skrupellos sein. Solange Wahlentscheidungen danach fallen, wer die aggressivsten Sprüche drauf hat, werden wir mit den Putins dieser Welt leben müssen.
Natürlich ist es auch ein Bildungsthema. Christoph Grissemann meinte in einem Interview mit weekend.at, das in den nächsten Tagen erscheinen wird: „Wir wissen ja alle, dass mindestens 25 Prozent der Bevölkerung völlig bescheuert sind“. Manche vertreten die Meinung, die Dunkelziffer sei noch wesentlich höher.

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