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Der Politiker Philipp da Cunha in Großaufnahme.
Ein Interview mit dem deutschen SPD-Politiker da Cunha geht derzeit viral.
Ein Interview mit dem deutschen SPD-Politiker da Cunha geht derzeit viral.
Jens Büttner / dpa / picturedesk.com

Mega-Cringe: Peinlicher Politiker-Auftritt geht viral

13.07.2023 um 10:16, Stefanie Hermann
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Entlarvend: Ein Lokalpolitiker hat es via Twitter zu peinlicher Berühmtheit geschafft. Das Video geht über die Landesgrenzen hinaus viral.

So hat sich Philipp da Cunha das wohl nicht vorgestellt. Über Nacht ist der SPD-Politiker zu einer kleinen Berühmtheit avanciert - zumindest auf Twitter. Obwohl sich Politiker meist freuen, wenn sie und ihre Botschaft Bekanntheit erlangen, hätte das deutsche Landtagsmitglied wohl getrost darauf verzichten können. Derzeit geht ein denkbar seltsames Video viral.

SPD unter Verdacht

Aber zurück zum Anfang. Ende Juni hat die SPD ein Bürger-Dialog-Forum mit über 200 Teilnehmern in Mecklenburg-Vorpommern veranstaltet. Pikant: Das Großevent fand ausgerechnet in einem Vier-Sterne-Haus statt, das dem Ehemann der Vize-Fraktionschefin (SPD) im Landtag gehört. Das wirft natürlich einige Fragen auf.

Der "Inhalt"

Das Haus sei nicht die erste Wahl gewesen, lässt da Cunha im Interview wissen. Seit 15 Jahren führe man immer wieder solche Foren durch. Was diese Veranstaltung den Steuerzahler gekostet habe, will der NDR-Reporter wissen. "Ortsüblich" seien die veranschlagten Kosten gewesen, so der Politiker. Wer jetzt etwas mehr Information dazu erwartet, wird herbe enttäuscht.

Wahnwitzige Wiederholungen

Das "Gespräch", das sich in den folgenden vier Minuten zwischen dem SPD-Parlamentsgeschäftsführer des Landes Mecklenburg-Vorpommern und dem NDR-Reporter entspinnt, lässt sich bestenfalls als "gaga" beschreiben. Ganze vier Minuten lang spult da Cunha unbeirrt die immer gleichen Sätze ab. Der Informationsgehalt der Dauerschleife hält sich dabei in engen Grenzen, die Fragen des hartnäckigen Journalisten ignoriert er rigoros. Was der Zuschauer am Ende weiß: Die SPD hält seit 15 Jahren Treffen mit Bürgern ab, der Veranstaltungsort war nicht die erste Wahl, die Kosten "ortsüblich". Was jetzt aber "ortsüblich" heißt, will da Cunha partout nicht verraten.

Kalkulierter Wahnsinn

Vier Minuten, immer wieder und wieder die gleichen Stehsätze - bis der Journalist entnervt aufgibt. Das Video und das offensichtlich dahinter stehende politische Kalkül haben auch in Österreich für ordentlich Gesprächsstoff gesorgt. Normalerweise werden Interviews geschnitten. Will man als Politiker nicht, dass der Satz "Sag ich nicht!" auf Sendung geht, bleibt nur die Taktik, immer wieder die gleiche Message zu platzieren oder bestenfalls geschickt vom Thema abzulenken. Dass ein Sender ein solches Gespräch ungekürzt zeigt und die sture Strategie der Antwortverweigerung sich dermaßen bloßstellend selbst entlarven lässt, ist eine Seltenheit.

Da Cunha verteidigt sich

Auf Twitter will der Politiker von Kritik nichts wissen. "Dem Sender lagen schon Tage vor dem Interview zwei Seiten Antworten auf einen Fragenkatalog vor, dann das Interview und nach Vorlage der Schlussrechnung auch die Kosten pro Person", so da Cunha. Weshalb er die Antwort im Gespräch dann dennoch schuldig bleibt, verrät er aber weiter nicht. Wenn schon nicht vom befragten Politiker, so gibt es unterdessen zumindest dennoch eine Antwort auf die Kostenfrage: Für den Steuerzahler hat die Veranstaltung mit 15.000 Euro zu Buche geschlagen.

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