Schock im Parlament: Christlicher Fundamentalist stürmt Regierungsbank
Um kurz vor 12 musste die heutige Plenarsitzung wegen eines ungewöhnlichen Zwischenfalls unterbrochen werden. Ein Mann hat sich unbefugt - und scheinbar ungehindert - Zugang zum Plenarsaal verschafft.
"Jesus ist die Rettung"
Der zunächst unbekannte Mann setzt sich auf einen leeren Platz auf der Regierungsbank und plaudert von dort aus mitten in die Nationalratssitzung, in der gerade das Volksbegehren "Recht auf Wohnen" diskutiert wird. "Es ist eine Schande, wie das Volk belogen wird. Jesus Christus ist eure Rettung!", proklamiert der Eindringling mit erhobener Hand. "Herr Abgeordneter Margreter, ich möchte kurz Ihre Rede unterbrechen und würde den Herrn ersuchen, den Sitzungssaal wieder zu verlassen", unterbricht die zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) die Sitzung. Der Mann wird aus dem Saal geführt. Seiner Eskorte gegenüber gibt er an, sich am Weg zur Besuchergalerie verlaufen zu haben.
Auf Telegram bekannt
Diese Geschichte darf allerdings getrost bezweifelt werden. Wie sich hinterher herausgstellt hat, handelt es sich bei dem Mann um einen Kärntner, der bereits in der Vergangenheit für Aufregung gesorgt hat. Vor gut einem Monat ist er der deutschen Altkanzlerin Angela Merkel mit einer Kamera in Graz auf die Pelle gerückt. Als christlicher Fundamentalist bekannt, sind seine Ansätze tief in Verschwörungstheorien verwurzelt. Auf der Plattform Telegram hat er sich damit bereits einen Namen gemacht. Auch den heutigen "Parlamentssturm" hat der Mann bereits im Vorfeld dort angekündigt.
"Sollen Buße tun"
In einem Video schildert er hinterher sein Vorgehen. "Liebe Leute, ich war grade im Parlament und habe mich dort auf den Stuhl von Nehammer gesetzt – kein Schmäh!", prahlt er im Clip. "Sie sollen wieder umkehren zu den christlichen Wurzeln und Buße tun." Die Polizei habe ihn verhört, aber wieder freigelassen weil er von seinem "Bürgerrecht Gebrauch" gemacht habe, wie er meint.
Für alle Journalist*Innen, die es interessiert.
Militanter Christ. Belästigt Leute reihenweise auf der Straße.
Jetzt ist er eine Stunde im #oenr gesessen. Und dann ans Rednerpult gegangen.
Alles in einer offenen Telegram Gruppe angekündigt. Aber wir brauchen einen Trojaner.. pic.twitter.com/Nzw6VRgS2h— Rubberinchen (@Rubberinchen) July 5, 2023
Wo war die Security?
Wie der Mann durch die Sicherheitsvorkehrungen im Parlament gekommen ist, bleibt vorerst ein Rätsel. "Sicherheitschecks waren irgendwie ausgeschalten", schildert er im Video. Er sei eine Stunde im Nationalrat gesessen. Danach habe es ihm gereicht und er habe seine Botschaft platziert.