Medienwelt zittert: Chats decken Verhaberung auf
Es ist ein verheerendes Bild, das die Chat-Affäre ans Licht gebracht hat. Neben hochrangigen Politikern scheinen auch tragende Schlüsselfiguren der "vierten Gewalt im Staat" dem Postenschacher des Chat-Masterminds Thomas Schmid alles andere als abgeneigt gewesen zu sein. Die Polit- wird damit zunehmend auch zur Medienkrise.
Presse stellt Chefredakteur Nowak kalt
Die renommierte Presse zieht jetzt die Reißleine. Man prüfe den Fall intern, heißt es in einer Aussendung. Chefredakteur Rainer Nowak habe seine Funktion aus eigener Entscheidung ruhend gestellt, sein Stellvertreter Florian Asamer übernehme in der Zwischenzeit.
Wir begrüßen und unterstützen die durch den Eigentümer, die Styria Media Group, angestoßene interne Prüfung der Vorwürfe gegen Nowak, der seine Funktionen als Chefredakteur und Herausgeber ruhend gestellt hat, als Schritt in die richtige Richtung. (5/5)
— Die Presse (@DiePressecom) November 7, 2022
Chats mit Strache
Die Chats aus Schmids Schmiede sind aber nicht die einzigen, die die Medienwelt aktuell beben lassen. Ausgewertet wurde auch das 2019 von Heinz Christian Strache im Zuge der Ibiza-Affäre beschlagnahmte Handy. Darauf finden sich weitere pikante Unterhaltungen. Am Wochenende wurden Nachrichten zwischen ORF2-Chefredakteur Matthias Schromm und dem Ex-FPÖ-Chef bekannt. Und diese zeichnen ein ähnlich düsteres Bild.
Was in den Chats steht
Im Februar 2019 beschwerte sich Strache etwa bitterlich über die Berichterstattung der ZIB24 und äußerte Personalwünsche, wie der Standard berichtete. Schrom scheint dem nicht per se abgeneigt, zweifelt aber die Machbarkeit an. "Das ist natürlich unmöglich“, pflichtet Schrom Strache zur ZIB24 bei. "Du weißt, ich bin ja nur für ORF2 zuständig." ORF1 sei viel linker, und "gehöre" anderen. Trotzdem berät er Strache zur möglichen Einflussnahme.
ORF drückt Stopp-Taste
Beim ORF kam man nicht umhin, die Affäre in den wichtigsten Nachrichtensendungen zu beleuchten. Der ORF-Redaktionsrat zeigt sich entsetzt und fordert Konsequenzen. "Derartiges Verhalten ist aus unserer Sicht völlig inakzeptabel und verursacht einen massiven Schaden für den öffentlichen-rechtlichen Rundfunk", heißt es in einer Aussendung. "Die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung ist durch solch ein Verhalten der Verhaberung zwischen dem Verantwortlichen der wichtigsten Nachrichtensendungen Österreichs und dem Chef einer Regierungspartei gefährdet." Schrom wurde mittlerweile beurlaubt, der Fall wird vom Ethikrat geprüft.
Meine Kollegin und ich mit einer Aufarbeitung des heutigen Tages für die #ZiB2
— Patrick Gruska (@PatrickGruska) November 7, 2022
https://t.co/4k7ffIHXPi
Medien zittern
Sowohl der Fall Schrom als auch Nowak sollen keine Einzelfälle sein. Medienhäuser und Journalisten bangen jetzt weiteren Veröffentlichungen entgegen. Straches wie Schmids Handys werden als Damoklesschwert noch länger über Polit- und Medienlandschaft der Republik hängen.