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Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und FPÖ-Chef Udo Landbauer
In ihrem Arbeitsübereinkommen wollen Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Udo Landbauer (FPÖ) Deutsch als Pausensprache durchsetzen.
In ihrem Arbeitsübereinkommen wollen Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Udo Landbauer (FPÖ) Deutsch als Pausensprache durchsetzen.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Sprachpolizei: FPÖ will Deutschpflicht am Pausenhof

21.03.2023 um 14:01, Patrick Deutsch & APA, Red
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In Niederösterreich machen ÖVP und FPÖ "Deutsch als Pausensprache" erneut zum Thema. Von den Schulen kommt eine klare Absage an das Vorhaben.

Die neue schwarz-blaue Landesregierung will in Niederösterreich durchsetzen, dass in den Schulen Deutsch als verpflichtende Pausensprache eingeführt wird. Eine solche Regelung war schon einmal in Oberösterreich – ebenfalls unter einer schwarz-blauen Regierung – angedacht, wurde aber aufgrund von Bedenken des Bundeskanzleramts-Verfassungsdienstes wieder verworfen.

Nicht umsetzbar

Konkret ist im Arbeitsübereinkommen vorgesehen, dass Deutsch in Pausen und am Schulhof "durch Aufnahme in die schulautonom zu beschließenden Hausordnungen" gefördert werden soll. Heftige Kritik für den Vorschlag kommt von niederösterreichischen Lehrervertretern, die das Vorhaben ablehnen. "Das ist Populismus pur. Das kann man nicht umsetzen, geschweige denn kontrollieren", erklärt etwa Wolfgang Bodai im Gespräch mit der APA. Bodai, Direktor der HTL Hollabrunn und Sprecher der BHS-Direktoren, sieht die Vorgabe der Landesregierung im Widerspruch zur Autonomie der Schulen. Die Hausordnung werde vom Schulgemeinschaftsausschuss gemeinsam mit der Schulleitung erstellt.

Lehrer sollen keine "Sprachpolizisten" sein

Auch die Sprecherin der AHS-Direktoren hält die Vorgabe für nicht umsetzbar. "Das ist vielleicht eine Schlagzeile oder eine Headline in einem Regierungspapier, aber etwas, das nicht umsetzbar ist", kritisierte Isabella Zins im Ö1-"Morgenjournal". Außerdem "passt dieser Zwang aus meiner Sicht nicht zur Schulautonomie und auch nicht zur Kultur, die an unseren Schulen gepflegt wird", so die Direktorin des Bundesoberstufenrealgymnasiums in Mistelbach. Zusätzlich würde es die Schüler-Lehrer-Beziehung belasten, wenn die Lehrer in den Pausen auch noch "Sprachpolizei" spielen müssten. Die Frage nach den Befugnissen einer solchen "Sprachpolizei" stellt sich auch der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG). Was soll ein Lehrer in der Praxis machen, wenn ein Schüler etwas in seiner Muttersprache sagt? "Kriegt er dann ein Organmandat oder wie stellt man sich das vor?". Stattdessen plädiert Kimberger für für mehr Angebote zur Sprachförderung. Hier gebe es erheblichen Bedarf und das Beherrschen der Unterrichtssprache Deutsch sei schließlich entscheidend für den Schulerfolg.

Interessanter Zugang

"Was Niederösterreich versucht, ist eine Empfehlung, die ich hier nicht weiter zu kommentieren brauche", erklärte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), der nicht weiter ins Detail gehen wollte, am Rande einer Pressekonferenz.  Er sehe jedenfalls keinen Anlass, hier auf Bundesebene tätig zu werden. Es werde an den Schulen liegen, ob und wie das umgesetzt wird. Insgesamt sprach er von einem "interessanten Zugang": "Man wird sehen, wie das funktioniert."

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