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Porträt, Nahaufnahme des Gesichts
Greta bei "Fridays For Future" in Stockholm.
Greta bei "Fridays For Future" in Stockholm.
JONATHAN NACKSTRAND / AFP / picturedesk.com

Greta, das Atomphantom: Dafür oder doch dagegen?

13.10.2022 um 14:05, Andrea Schröder
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Ist Greta Thunberg plötzlich Atomkraft-Anhängerin? In einem Interview hat sich die Klimaaktivistin für den Weiterbetrieb von Kernkraftwerken ausgesprochen.

Wenn Zuspruch ausgerechnet von jenen kommt, die sich bisher kritisch über die Positionen einer Person geäußert hatten – dann ist Skepsis angebracht.

Genau das ist nach dem Interview von Greta Thunberg mit der ARD passiert: Sie bekam Applaus von Politikern wie dem Konservativen  Friedrich Merz (CDU) und dem Wirtschaftsliberalen Christian Lindner (FDP). Wofür?

Kontroverses Interview 

Thunberg war von Moderatorin Sandra Maischberger nach dem möglichen Weiterbetrieb deutscher Kernkraftwerk gefragt worden. Gretas Antwort: 

Wenn sie schon laufen, glaube ich, dass es ein Fehler wäre, sie abzuschalten und sich der Kohle zuzuwenden.

Es sei eine "schlechte Idee", auf Kohle zu setzen, solange "das Andere" noch existiere. 

Der Hintergrund

Deutschland überlegt, Kohlekraftwerke aus der Reserve zu holen, um die Stromerzeugung aus Gas zu reduzieren. Auch zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke sollen als Notreserve über den geplanten Abschalttermin hinaus am Netz bleiben – allerdings nur bis spätestens Mitte April 2023.

 

Greta warnte im Interview davor, weiter fossile Energie zu nutzen – auch wenn sie verstehe, dass man die Menschenvor hohen Energiekosten schützen wolle. Sie hätten aber sich «selbst abhängig gemacht und eine Gesellschaft geschaffen, in der wir nicht in der Lage sind, mehr als ein Jahr in die Zukunft zu schauen." Entsprechend vage fiel die Antwort auf die Frage aus, wie es nach 2024 mit der deutschen Atomkraft weitergehen solle:

Kommt drauf an, was passiert.

Die Konservativen und Liberalen stürzten sich auf Gretas Aussagen und begrüßten den "Zuspruch". So wollte das die 19-jährige Klimaaktivistin allerdings auch nicht stehen lassen. Man müsse achtgeben auf jene, die sich die unangenehme Wahrheit nur anhörten, wenn sie in ihre Agenda passe, schrieb sie auf Twitter. 

In dieser Krise hilft es nicht weiter, sich ein paar Aspekte herauszupicken, Dinge aus dem Zusammenhang zu reißen und den Rest zu ignorieren.

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