Experten-Talk
Herr Riepl, Ihr Betrieb blickt auf eine lange Geschichte zurück. Was bedeutet Ihnen persönlich, diese traditionsreiche Aufgabe weiterzuführen?
Unser Betrieb wurde bereits im Jahr 1882 gegründet, und diese lange Tradition erfüllt mich mit großem Stolz. Es bedeutet mir persönlich sehr viel, diese Geschichte nicht nur weiterzutragen, sondern sie auch mit eigenen Ideen und Überzeugungen weiterzuentwickeln. Ich hoffe sehr, dass auch die nächste Generation jene Werte, die mir am Herzen liegen, übernimmt: ein tief verwurzeltes Qualitätsbewusstsein, persönliches Engagement, ständige Präsenz für Kund:innen, Gäste und Mitarbeitende, höchste Ordnung und Sauberkeit bis ins Detail – und das alles in Kombination mit einem ausgeprägten Architekturverständnis und dem Mut, auch visionär zu denken und zu handeln.
Was haben Sie selbst im Laufe der Jahre von der Generation vor Ihnen mit auf den Weg bekommen?
Ich habe praktisch alles von der Generation vor mir gelernt. Angefangen hat es mit dem Verständnis und dem Gespür für die Qualität von Rindern – das ist die Basis. Dann kamen die nächsten Schritte wie der sorgfältige Einkauf, die Schlachtung, das fachgerechte Zerlegen und das kunstvolle Wursten bis hin zum Verkauf. Ein Familienbetrieb bringt vieles mit sich: Verantwortung, Nähe, vielleicht auch Druck. Was bewegt Sie am meisten im Alltag? Die Verantwortung, die ich trage, ist mir in jedem Moment bewusst. Es ist nicht einfach ein Job, es ist ein Lebensmodell. Was mich im Alltag antreibt, sind vor allem die kleinen, aber beständigen Fortschritte – jene Schritte, die konkrete Ergebnisse bringen. Diese Erfolge, auch wenn sie manchmal unspektakulär erscheinen, sind es, die mich motivieren und mir Kraft geben. Sie helfen mir dabei, mit dem Druck und der permanenten Verantwortung umzugehen, die mit einem Familienunternehmen untrennbar verbunden sind.
Ihre Fleischmanufaktur steht seit jeher für Regionalität, Authentizität und Handschlagqualität. Wie leben Sie diese Werte nicht nur im unternehmerischen Tun, sondern auch ganz persönlich im Alltag?
Die Begriffe „Regionalität“ und „Nachhaltigkeit“ sind in den vergangenen Jahren vielfach strapaziert worden und leider werden sie oft inflationär verwendet. Bei uns sind das keine bloßen Schlagworte. Wir leben diese Werte Tag für Tag, sowohl im unternehmerischen als auch im menschlichen Sinn. Handschlagqualität habe ich schon als Kind erfahren – bei meinem allerersten Vieheinkauf bei den umliegenden Bauern. Das hat mich geprägt, und dieses Verständnis von Verbindlichkeit begleitet mich bis heute.
Was wünschen Sie sich für die nachfolgende Generation, die Ihre Arbeit weiterführen wird?
In erster Linie wünsche ich der kommenden Generation viel Gesundheit, denn ohne sie ist alles nichts. Darüber hinaus braucht es Kraft und Ausdauer – Eigenschaften, die in einem Betrieb wie unserem unverzichtbar sind. Ich wünsche mir sehr, dass das, was wir über Jahrzehnte aufgebaut haben, in guter Weise weitergeführt wird. Natürlich wird sich vieles ändern, Rahmenbedingungen werden sich verschieben. Aber mein Wunsch ist, dass das Fundament bleibt – und dass auch künftige Entscheidungen mit Blick auf Qualität, Werte und Weitblick getroffen werden