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Weekend/Steinberger-Weiß

Tech-Blog: Huawei Watch Fit und Huawei Watch GT2 Pro im Test

22.10.2020 um 17:00, Lukas Steinberger-Weiß
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Nachdem Huawei Smartphones weiterhin von Trumps Amerika geblockt werden konzentrieren sich die Chinesen auf Wearables. Gleich zwei neue Gerät wurden kürzlich vorgestellt. Watch Fit und Watch GT 2 Pro. Beide sind ausdauernde Fitnessprofis.

Es sind zwei unterschiedliche Geräte für unterschiedliche Zielgruppen. Die Watch Fit ist ein leichter, eckiger Fitnesstracker  und die Watch GT 2 Pro ist eine vollwertige, runde Uhr. Das von Huawei "LiteOS" getaufte, proprietäre Betriebssystem ist auf beiden Geräten aber de facto ident - mit all seinen Vor- und Nachteilen. Größter Vorteil beider Uhren ist die gigantische Akkulaufzeit. Die Watch Fit verspricht bis zu 10 Tage und die Watch GT 2 Pro bis zu 14 Tage. Im alltäglichen Modus wohlgemerkt. Bei GPS-gestütztem Tracking ist es bedeutend weniger. Trotzdem musste keine der beiden Uhren in meinem Testzeitraum (jeweils eine Woche) ans Ladegerät. Das ist beeindruckend! Aber beginnen wir unsere Reise mit der kleineren und günstigeren Watch Fit. 

Huawei Watch Fit - klein aber OHO!

Die eckige Watch Fit ist ein Mittelding aus Tracker und Smartwatch. Das 1,64-Zoll große AMOLED-Display ist ein scharfer Hingucker (280 x 456 pixels, ~326 ppi Dichte) und bietet viel mehr Infos als jene der kleineren Fitnessbänder. LiteOS lässt sich wie jenes der großen Schwester "Watch GT 2 Pro" bedienen und zeigt auf dem eckigen Display manchmal sogar mehr Infos an. Als Schutz fürs Display dient Glas, das Gehäuse der Watch Fit ist aus Plastik, das Band aus Silikon. Seitlich befindet sich nur ein einziger Knopf, die Uhr wird großteils per Touch bedient. Unter der Haube gibt es neben Bluetooth 5.0 auch ein integriertes GPS-Modul, NFC fehlt jedoch. Die Akkukappazität gibt Huawei nicht an, genausowenig wie den verwendeten Prozessor. Die Huawei Watch Fit besitzt 4GB internen Speicher, der sich mit Musik  füllen lässt  -  laut Huawei Health App stehen dazu rund 2,1 GB zur Verfügung.  

Während meines Testzeitraumes von rund einer Woche habe ich die Watch Fit sehr gerne verwendet. Sie ist eine kleine und leichte Uhr (21 Gramm!), die nicht aufträgt und die Farbe namens "mint green" gefällt mir persönlich sehr gut. Andere erhältliche Farbvarianten sind Schwarz, Orange und Pink. Die Akkulaufzeit von 10 Tagen lässt sich sicher erreichen, ich hatte nach 7 Tagen Nutzung noch in etwa 25 Prozent Akku übrig. Da waren allerdings auch einige Trackings von Spaziergängen dabei, sowie kontinuierliche Herzfrequenzmessung und Stressmessung. Ich hatte die Uhr Tag und Nacht am Handgelenk, dank Wasserbeständigkeit (5 ATM) auch beim Duschen. Wer lieber ein Always-On-Display haben möchte, muss jedoch mit einer verkürzten Laufzeit von etwa 5 Tagen leben. 

Die Bedienung der Uhr ist Huawei-typisch recht einfach, das gilt allerdings auch für das System namens "LiteOS". Es ist ein sehr gutes System um Fitnessfunktionen zu tracken mit abgespeckter Smartwatch-Funktionalität. So lassen sich zum Beispiel Benachrichtigungen anzeigen, man kann jedoch nicht von der Uhr darauf antworten. Telefonie ist, ob des fehlenden Lautsprechers, mit der Uhr auch nicht möglich. Trotzdem kamen die Benachrichtigungen von Android Smartphones (Samsung, Asus, OnePlus) sehr zuverlässig an. Mit dem Huawei P40 Pro arbeitet die Uhr naturgemäß sehr sehr gut zusammen. Die Huawei Health-App dient als Schaltzentrale. Entgegnen muss ich einige Berichte von anderen Kollegen, die meinten die App sei nicht mehr im Google Play-Store zu finden. Ich konnte sie problemlos auf jedem Smartphone installieren. Nur auf meinem Tablet nicht.

Die Uhr kostet bei Huawei 129 Euro, ist aber auf diversen Vergleichsplattformen mittlerweile günstiger, oder mit Beigabe zu finden.   

Huawei Watch GT 2 Pro - teuer aber sehr edel!

Ein anderes Kaliber ist die Watch GT 2 Pro - sozusagen das Flaggschiff der aktuellen Huawei Wearables. Das runde, 1,4-Zoll AMOLED-Display löst mit 454 x 454 pixel auf (326 ppi). Das wäre sogar die gleiche Schärfe wie bei der Watch Fit. Aber bei den verwendeten Materialien trennt sich die Spreu vom Weizen. Das Gehäuse ist aus leichtem Titan sowie Keramik, das Displayglas ist kratzfestes Saphirglas und das Uhrenband aus Leder. Damit ist die Uhr ein edler Hingucker, der sich problemlos auch zur Abendgarderobe tragen lässt. Das Gewicht ist dafür mit 52 Gramm auch um einiges höher. Unter der Haube arbeitet das etwas modernere Bluetooth 5.1 (LE), angetrieben von einem Kirin A1-Prozessor dem 32 MB RAM und 4GB Speicher zur Seite stehen (2,1 GB sind für Musik frei). GPS und GLONASS sind natürlich auch bei der Pro mit dabei. Leider fehlt der Uhr in der europäischen Version NFC. Die Akkukapazität wird mit 455 mAh angegeben. Die Uhr ist bis 50 Meter wasserbeständig und kann auch beim Schwimmen getragen werden. 

Das Betriebssystem unterscheidet sich bei der Watch GT 2 Pro de facto nur gering zur Watch Fit. Es ist LiteOS und bietet viele Fitnesstrackingfunktionen mit eingeschränkten Smartwatchfunktionen. So können Nachrichten nicht auf der Uhr beantwortet werden. Nervig ist, dass Fotos und Emojis bei WhatsApp Nachrichten nicht angezeigt werden. Im Gegensatz zur Watch Fit kann man mit der Watch GT 2 Pro aber eigenständig telefonieren, da die Uhr einen Lautsprecher und ein Mikro besitzt. Das klappt in leiseren Umgebungen ganz gut, aber Wunder sollte man sich von dem kleinen Lautsprecher nicht erwarten. Neben Herzfrequenz und Stressmessung kann die Watch GT 2 Pro auch den Blutsauerstoffgehalt messen. Die Messung ist aber kompliziert und umständlich und im Vergleich zu meinem Pulsoximeter für den Finger oft nicht sehr akkurat. EKG oder sonstige Funktionen finden sich trotz "Pro-Zusatz" nicht. Höhenmesser und Barometer sind jedoch mit dabei. 

Killerargument ist aber auch bei der Watch GT 2 Pro die Akkulaufzeit. Trotz Trackings und ständiger Herzfrequenzmessung hatte ich nach einer Woche kontinuierlicher Nutzung noch rund 20 Prozent Akku übrig. Da das Testgerät komplett neu zu mir kam und ich den Akku das erste mal geladen hatte, wird die Laufzeit sicher noch steigen. Für 14 Tage bedarf es aber sicher einer Abschaltung der kontinuierlichen Herzfrequenzmessung und weniger bis gar keiner Trackings. Trotzdem ist eine Woche mit all diesen Funktionen ein Wahnsinn. Eine Wear OS oder Tizen Smartwatch hätte ich schon zwei bis dreimal aufgeladen in dieser Zeit. A propos Aufladen - die Ladezeit ist bei der Watch GT 2 Pro mit eineinhalb Stunden doch beträchtlich länger als bei der Watch Fit die in rund 40 Minuten wieder komplett voll war. 

Die edle Verarbeitung schlägt sich natürlich im Preis der Uhr nieder, UVP ist 299 Euro. Die Uhr gibt es in Schwarz oder Grau (Testgerät).

Fazit - zwei Uhren für Akkufüchse!

Wer eine vollwertige Smartwatch á la Wear OS oder Apple Watch sucht ist mit den beiden Huawei Geräten falsch beraten. Beide bieten nur sehr eingeschränkte Benachrichtigungsfunktionen und sind keine vollwertigen Smartwatches. Wer jedoch eine zuverlässige Uhr zum Tracken seiner Aktivitäten sucht und Benachrichtigungen nur am Rande benötigt sollte sich eine der beiden Uhren ansehen. Denn wie oft ist es mir schon passiert, dass ich am Abend nach einem langen Arbeitstag etwas Sport oder Bewegung gemacht habe und meine Wear OS Uhr mittendrin den Geist aufgegeben hat - Akku leer! Das ist mir mit den Huawei-Uhren noch nie passiert. Der Akku hält und hält und hält. Selbst mit nur 20 Prozent Restkapazität würde ich mich locker trauen einen Spaziergang von mehreren Kilometern zu tracken, das geht problemlos (sofern das GPS-Signal vom Smartphone kommt). Mit einer anderen Smartwatch würde ich den Spaziergang gar nicht starten.

Die Watch Fit auf jeden Fall das Produkt für die breitere Masse.  Mit Preisen rund um 100 Euro ist sie ein Preis/Leistungs-Kracher und bietet viel mehr als so manches Fitnessband. Vor allem das große und gut ablesbare AMOLED-Display ist eine Wucht. Einzig bei der Verarbeitung und der Bedienung müssen Abstriche gemacht werden. Die Uhr läuft nicht immer zu 100 Prozent flüssig. Die Watch Fit bekommt von mir daher 7 von 10 Bewertungspunkte.

Die Watch GT 2 Pro ist der edle große Bruder und spielt sowohl bei der Verarbeitung, als auch beim Design und den verwendeten Materialien in einer anderen Liga. Unter der Haube sind die Unterschiede jedoch nicht so groß, auch hier hakt es manchmal bei der Bedienung, weniger als bei der Watch Fit, aber doch. Mit einem Preis von rund 300 Euro ist die Uhr zwar wieder eine größere Investition, kann dafür aber sowohl beim Sport als auch beim edlen Abendempfang glänzen. Sie bekommt von mir 8 von 10 Bewertungspunkte.

Bis zum nächsten Mal!

 

Hinweis: Die Testgeräte wurde mir von Huawei für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt. Der Testbericht entsteht unabhängig und wird vor Veröffentlichung nicht an Huawei zur Freigabe gesendet.

Weekend-Redakteur Lukas Steinberger-Weiß ist ein Technik-Freak sondergleichen. Wobei ihn die Bezeichnung „Nerd“ nicht beleidigt, sondern ehrt. Er saugt alle Neuheiten in sich auf und ist immer am neuesten Stand, liebt Computerspiele, beschäftigt sich ausführlich mit den neuesten Smartphones und den dazugehörigen Gadgets und ist ein Experte für Unterhaltungselektronik. In seinem Blog testet er Spiele, Konsolen, Smartphones, Gadgets und vieles mehr und lässt die Leser an seiner Faszination für die spannende Technik-Welt teilhaben.

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