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Eine Frau und ein Mann schauen sich an
Längerer Genuss: Bei Frauen kann der Höhepunkt länger anhalten als bei Männern.
Längerer Genuss: Bei Frauen kann der Höhepunkt länger anhalten als bei Männern.
iStock.com/b-d-s

Der Orgasmus: Das sollte man über ihn wissen

01.12.2025 um 10:00, Nina Dam
min read
Am 21. Dezember, dem Welt-Orgasmus-Tag, feiert man den sexuellen Höhepunkt. Spannende Zahlen, Fakten und Informationen rund um den Orgasmus.

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Der Orgasmus: Wir alle kennen ihn, wir alle lieben ihn. Am 21. Dezember feiern wir ihn sogar – den Höhepunkt des sexuellen Lusterlebens. Eine kleine Faktenreise.

Das passiert in uns

Durch sexuelle Stimulation steigen Puls und Blutdruck, gleichzeitig spannt sich die Muskulatur immer weiter an. Während des Höhepunkts kommt es im Genitalbereich dann zu rhythmischen Muskelkontraktionen, in denen sich die sexuelle Spannung entlädt. „Gleichzeitig verändern sich die hormonellen Abläufe und der gesamte Körper wird besser durchblutet“, ergänzt Daniela Gold. Sie ist Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit zusätzlicher Spezialisierung in den Bereichen Sexualmedizin, Urogynäkologie und rekonstruktive Beckenbodenchirurgie. Neben dem Glückshormon Dopamin, wird auch das Kuschelhormon Oxytocin freigesetzt. Es unterstützt das Gefühl von Nähe und Geborgenheit und hemmt zudem die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol.

Ein kurzer Genuss

Männer erleben oft einen relativ kurzen Orgasmus, während er bei Frauen viel länger anhalten kann: Studien zufolge sogar bis zu 20 Sekunden oder mehr. Doch der Weg dorthin ist oft individueller und manchmal etwas weiter. Denn vor allem bei Frauen hängt der Orgasmus selten nur von der Zeit, sondern viel stärker von der Art der Stimulation ab. Ein Blick in den Amorelie Sexreport 2025 zeigt: Nur 25 % kommen allein durch Penetration beim Sex, 37 % benötigen zusätzliche klitorale Stimulation, und 28 % erreichen den Höhepunkt am zuverlässigsten durch Selbstbefriedigung. Ebenso spannend: Mit der Hilfe von Sextoys gelingt es rund 35 % innerhalb von fünf bis zehn Minuten zum Orgasmus zu kommen. Aber ganz gleich, was man braucht und wie lange es dauert: Es gibt viele Arten von Sex und viele Wege, sich und seinen Partner zu verwöhnen. Oft sollte es einfach darum gehen, sich auszuprobieren und Neues zu entdecken.

Das ultimative Ziel

So ist für viele ein Orgasmus nicht immer zwingend nötig, um erfüllende und intime Stunden zu erleben. Für mehr als die Hälfte der Befragten des Sexreports bedeutet guter Sex vor allem eines: dass beide ihn genießen, ganz unabhängig davon, ob jemand zum Höhepunkt kommt oder nicht. Trotzdem wird er immer noch häufig als „Pflichtziel“ wahrgenommen – so sehr, dass manche ihn sogar vortäuschen. Oft steckt dahinter weniger ein echter Wunsch, sondern viel mehr Rücksicht: Viele möchten die schöne Stimmung nicht zerstören oder den Partner nicht enttäuschen. Manchmal fühlt es sich einfacher an, den Moment zu beenden, als offen zu erklären, was man eigentlich braucht. Spoiler: Das schafft zwar kurzfristig Harmonie, löst aber selten das eigentliche Problem. Auch gesellschaftliche Erwartungen, Klischees und der Druck, während dem Sex die „perfekte Performance“ hinlegen zu müssen, spielen hier eine große Rolle.

Eine Frau und ein Mann haben Sex
Gender Orgasm Gap: In heterosexuellen Beziehungen kommt der Mann häufiger.

Spaß bis ins hohe Alter

Umso wichtiger ist Kommunikation und Aufklärung. Schließlich ist Sex für viele Menschen – auch wenn es gesellschaftlich oft anders dargestellt wird – ein treuer Begleiter bis ins hohe Alter. „Ab 60 Jahren ist die Libido zwar teilweise niedriger und auch die Erregungskurve wird flacher. Wenn der Sexualkreislauf aber grundsätzlich funktioniert, hat das Alter keinen großen Einfluss auf den Orgasmus“, fügt die Expertin hinzu. Grundsätzlich kann Lust und sexuelles Verlangen also sehr lange erhalten bleiben, doch erleben ältere Menschen ihre Höhepunkte weniger intensiv. Die gesundheitlichen Vorteile bleiben jedoch.

Gesund und glücklich

Denn ein aktives Sexualleben hält nicht nur lange fit, sondern tut auch der Seele gut. Schon allein Erregung und sexuelle Nähe fördern die Durchblutung, senken Stresshormone und sorgen dafür, dass wir uns entspannter, gelöster und emotional verbundener fühlen. Beim Orgasmus selbst kommt zusätzlich das Immunsystem in Schwung: Studien zeigen, dass dabei die Produktion von Antikörpern wie Immunglobulin A angeregt wird, einer natürlichen Schutzsubstanz, die dem Körper hilft, Krankheitserreger abzuwehren. Gleichzeitig können sexuelle Höhepunkte Schmerzen lindern und wie ein natürlicher körperlicher Ausgleich wirken. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Kommen!

Eine lächelnde Frau
Dr. Daniela Gold, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

Interview

Was genau passiert im Körper während eines Orgasmus?
Dr. Gold: Der Orgasmus betrifft mehrere Systeme im Körper. Lokal im Genitalbereich kommt es durch steigende Erregung zu vermehrter Durchblutung und Befeuchtung. Außerdem treten rhythmische Kontraktionen des Beckenbodens auf, die man auch spüren kann. Gleichzeitig verändern sich die hormonellen Abläufe und der gesamte Körper wird besser durchblutet.

Wie kann es zu Orgasmusstörungen kommen?
Dr. Gold: Eine isolierte Orgasmusstörung ist sehr selten. Meist liegt das Problem früher im Verlauf, z. B. bei zu wenig Libido oder einer Erregungsstörung – psychisch oder physisch. Die Gründe sind vielfältig: Stress, Überlastung, Beziehungsprobleme, falsche Stimulation, körperliche Ursachen, Medikamente, Ängste, Schmerzen oder Scheidentrockenheit – etwa im Wechsel, aber auch bei jungen Frauen durch Pilleneinnahme. Wichtig: Eine Sexualstörung liegt nur dann vor, wenn die betroffene Person darunter leidet. Nur weil jemand keinen Orgasmus haben kann, heißt das nicht, dass keine erfüllte Sexualität möglich ist.

Gibt es Empfehlungen, was man bei Orgasmusstörungen tun kann?
Dr. Gold: Das ist sehr individuell. Man muss genau nachfragen, wo das Problem liegt. Die Komplexität – vor allem der weiblichen Sexualität – ist auch der Grund, warum es keine Medikamente gibt, die Sexualität generell behandeln können. Denn es ist ein Zusammenspiel aus vielen unterschiedlichen Faktoren.

Wie wichtig ist ein Orgasmus für die Gesundheit?
Dr. Gold: Sexualität ist essenziell und wird von der WHO als menschliches Grundbedürfnis definiert. Der Orgasmus bietet zusätzlich hormonelle Vorteile, vor allem durch die Endorphine. Diese wirken sich positiv auf das Immunsystem aus. Die positiven Effekte sind aber nicht zwingend an den Orgasmus gebunden. Manche Menschen genießen die Erregung und haben trotzdem die gesundheitlichen Benefits.

Zahlen und Fakten

Für den Amorelie Sexreport wurden über 2.100 Menschen in Österreich, Deutschland und der Schweiz zu ihrem Sex- und Masturbationsverhalten befragt: 

  • 50% der Frauen und 48% der Männer sagen, dass guter Sex für sie bedeutet, wenn beide den Sex genießen – egal ob es zum Orgasmus kommt oder nicht.
  • 31% der Frauen und 33% der Männer kommen innerhalb von fünf bis zehn Minuten.
  • 10% der Frauen kommen sehr schwer oder (fast) gar nicht zum Orgasmus.
  • 52% der Befragten haben noch nie einen Orgasmus vorgetäuscht.

 

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