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Weekend/Steinberger-Weiß

Huawei Mate Xs im Tech-Blog-Test: "Sorgenfalten"

14.07.2020 um 11:44, Lukas Steinberger-Weiß
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Faltbare Smartphones, sogenannte Foldables, sind faszinierend! Das trifft auch auf das Huawei Mate Xs zu. Trotzdem hatte ich während des Tests manchmal Schweißperlen auf der Stirn. Warum? Das erfahrt ihr im ausführlichen Test.

Bereits Anfang 2019, also vor mehr als einem Jahr stellten die beiden Global Player, Samsung und Huawei, sogenannte Foldables, also Smartphones mit faltbarem Bildschirm vor. Das Samsung Galaxy Fold drehte vor Veröffentlichung noch eine Ehrenrunde aufgrund von Displayproblemen und kam im Herbst 2019 als Galaxy Fold 5G in den Handel (Hier findet ihr meinen Testbericht). Das Huawei Mate X kam zwar auch im Herbst 2019 auf den Markt, allerdings fiel es dem Handelsstreit zwischen der USA und China zum "Opfer" und wurde, auch aufgrund fehlender Google Dienste vorerst nur in China veröffentlicht. Dort fand es allerdings reißenden Absatz und so war es nur logisch, dass ein Nachfolger her müsse. Das Huawei Mate Xs ist ein mächtiges Smartphone und auch in Europa auf dem Markt. Bei meinem ausführlichen Test gab es viel Licht, aber auch Schatten.

Design - Genial designt - fragil anmutend!

Huawei geht bei seinem Foldable einen anderen Weg und lässt uns das Display umklappen. Heißt, das faltbare AMOLED-Display legt sich sozusagen wie eine Haut um den Metallkorpus des Smartphones, dank des "Falcon-Wing" genannten Scharniers ist das sehr einfach und wirkt stabil. Es sieht wahnsinnig schick aus, liegt auch hervorragend in der Hand (obwohl das Gerät sehr groß und schwer ist), hat aber meiner Meinung nach einen entscheidenden Nachteil. Das empfindliche, nur durch eine Plastikschicht geschützte, faltbare Display ist stets ungeschützt! Anders als beim Samsung Galaxy Fold 5G, wo das Display zusammengeklappt wird und zumindest ein gewisser Schutz vorhanden ist. Ich behandelte das Gerät deswegen wie ein rohes Ei. Schon beim Einstecken in die Hose war die Sorge groß, dass ein Steinchen das Display beschädigen könne. In die Tasche gab ich das Smartphone sehr ungerne, da auch in manchen Männertaschen unerfindliche Dinge herumfliegen und so ein fragiles Smartphone doch beschädigen können. Und das obwohl es de facto nur sehr wenige negative Nutzererfahrungen über das Mate Xs im Internet gibt. Aber wie sagt man so schön (etwas abgewandelt): Vorsicht ist die Mutter des Foldable. Dazu kommt, dass man das Hauptdisplay nicht durch eine Schutzfolie schützen kann. Huawei legt zwar eine "Schutzhülle" bei, die schützt allerdings nur die Bauteile aus Metall und derer sind beim Mate Xs sehr wenig, da das Display der Star ist und den Großteil der Fläche der Vorder und Rückseite einnimmt.

Eines muss jedoch erwähnt sein, das Gerät liegt im aufgeklappten Zustand hervorragend in der Hand, denn die Einbuchtung in der Kamera und andere Hardware untergebracht ist, bietet eine großartige Fläche um das Gerät zu halten. Und auch im umgeklappten Zustand fand ich das Gerät nicht zu klobig. Allerdings bin ich große Smartphones gewöhnt - andere Stimmen meinten, das Gerät sei ihnen viel zu groß. Ein Vorteil des von Huawei gewählten Designs ist, dass man nur eine Hauptkamera braucht. Wer ein Selfie machen will dreht das Gerät einfach um und der kleinere Part des umgeklappten Display fungiert als Sucher.

Hardware - Flaggschiffniveau, Software - leider ohne Google!

Nichts zu meckern gibt es bei der Hardware. Ein Kirin 990 Prozessor mit 5G-Modem sorgt zusammen mit 8 GB RAM und 512 GB ROM für ordentlich Dampf! Das 8-Zoll-Display mit einer Auflösung von 2200 x 2480 Pixel ist zu keiner Zeit untermotorisiert. Die Navigation ist flüssig und absolut auf Topniveau. Aufgrund der besonderen Bauweise kommt das Mate Xs mit "nur" drei Kameras aus (Galaxy Fold 5G - sechs Kameras). Ein 40-Megapixel Hauptsensor wird flankiert von einem 8-MP-Telephoto-Objektiv und einem 16-MP-Ultraweitwinkel. Das Gerät bietet damit bis zu 3-fach optischen Zoom und 5-fach Hybrid Zoom. Die Fotos werden, dank der Zusamenarbeit mit Leica, hervorragend und sind in etwa auf dem Niveau des Huawei Mate 30 Pro. An das P40 Pro(+) kommt das Kamerasetup jedoch nicht heran. Von Bluetooth 5.0 über NFC bis WLAN (maximal ac) ist alles an Konnektivität da, was man 2020 braucht. Für Ausdauer sorgt ein 4.500 mAh großer Akku, der das Gerät locker über den Tag und mehr bringt. Im umgeklappten Zustand muss nur ein ca. 6,6-Zoll großer Teil des Bildschirms befeuert werden, aber auch bei häufiger Nutzung des vollen 8-Zoll-Displays gibt es keinerlei Bedenken mit dem Akku. Wem doch mal der Saft ausgeht, der hat mit 55W Fast-Charging das Gerät in rund 30 Minuten wieder auf 80 Prozent der Akkukapazität. Wireless-Charging fehlt dem Mate Xs bauartbedingt jedoch. Wasser- und Staubschutz ist ebenso keiner vorhanden. Der Lautsprecher ist angenehm.

Bezüglich Software möchte ich nicht allzu viele Worte verlieren. Leider wird das Mate Xs, wie alle Huawei Smartphones seit dem Mate 30 Pro, ohne Google Services ausgeliefert. Android ist zwar in Version 10 drauf, allerdings fehlt der offizielle Zugang zu Play Store und den Google Mobile Services. Apps die es nicht in Huaweis alternativem Store - der App Gallery - gibt können zwar installiert werden. Wenn die App jedoch Google Play Dienste braucht um zu funktionieren verweigert sie ganz den Dienst, oder Teile der App sind sehr eingeschränkt nutzbar. Die Huawei AppGallery und MoreApps bieten zwar immer mehr Auswahl, ganz an den Komfort eines vollwertigen Google-Android-Systems kommt man aber noch nicht heran. Huawei arbeitet aber auf Hochdruck an seinen mobilen Diensten und will bald aufschließen. Ich bin gespannt.

Fazit - geniales Display, maue Software und viel Angst!

Was mache ich jetzt mit diesem coolen Foldable? Die Benutzung macht wirklich Spaß, so ein 8-Zoll-Display immer mit dabei zu haben ist einfach ein wahnsinniger Mehrwert und erweitert die Smartphonenutzung immens! Aber das Gerät kostet UVP 2.500 Euro! Und dann habe ich ein Gerät wo ich mir ständig Sorgen um das Display machen muss? Für mich käme das Mate Xs in dieser Form als Daily Driver nicht infrage. Ich würde mir zu viele Sorgen ums Display (und in weiterer Folge um meine Geldbörse) machen. Dazu die fehlenden Google Dienste, die mich als Android User seit mittlerweile 11 Jahren doch etwas zu sehr einschränken. Wer allerdings dieses Gerät ständig in einer Art Handysocke/Tasche transportieren will, ohne Google leben kann und will und gerade etwas zu viel Geld auf der Seite hat dem sei ein geniales und innovatives Gerät mit einer komplett neuen Benutzerfahrung versprochen. Aus technisch/innovativer Sicht bekommt das Gerät von mir 9 von 10 Bewertungspunkten, denn es ist, zusammen mit dem Samsung Galaxy Fold 5G, Wegbereiter für eine neue Generation und endlich mehr Innovation im Smartphonebusiness. 

Mehr Fotos vom Gerät findet ihr hier:

Hinweis: Das Testgerät wurde mir von Huawei für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt. Der Testbericht entsteht unabhängig und wird vor Veröffentlichung nicht an Huawei zur Freigabe gesendet.

Weekend-Redakteur Lukas Steinberger-Weiß ist ein Technik-Freak sondergleichen. Wobei ihn die Bezeichnung „Nerd“ nicht beleidigt, sondern ehrt. Er saugt alle Neuheiten in sich auf und ist immer am neuesten Stand, liebt Computerspiele, beschäftigt sich ausführlich mit den neuesten Smartphones und den dazugehörigen Gadgets und ist ein Experte für Unterhaltungselektronik. In seinem Blog testet er Spiele, Konsolen, Smartphones, Gadgets und vieles mehr und lässt die Leser an seiner Faszination für die spannende Technik-Welt teilhaben.

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