Paleo-Diät: Auf natürlichem Wege zur Traumfigur!
"Früher war alles besser!" - Meine Großmutter
Die Anhänger dieser Ernährungsweise, die dem einen oder anderen auch unter dem Synonym "Steinzeiternährung" bekannt sein dürfte, folgen dem Prinzip: "Was der Höhlenmensch nicht kannte, das esse auch ich nicht!".
Die Menschen tendieren also dazu, wieder wie früher zu speisen. Und mit früher ist dabei nicht das "Urgroßmutter-kein-Internetanschluss-und-kein-Smartphone-Früher", sondern vielmehr das "Vor-der-neolithischen-Revolution-kein-Ackerbau-und-keine-Viehzucht-Früher" gemeint!
Doch was bewegt ganze Scharen von Sportlern, Schauspielern und Fitness-Fetischisten dazu, sich nach Jahrtausenden wieder voll und ganz der längst überholt geglaubten Jäger-und-Sammler-Tradition zu verschreiben? Ist es reine Nostalgie? Passiert es aus demselben Grund, aus dem auch immer mehr Menschen wieder einen minimalistischen Lebensstil anstreben? Warum genau ist die Paleo-Diät aktuell im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde? Und vor allem: Ist diese Ernährungsform nur etwas für Höhlenmenschen, oder bietet sie auch im 21. Jahrhundert einen gesundheitlichen Mehrwert? Hier die Antworten!
Wie ernährten sich unsere Vorfahren?
"Die beste Küche kommt aus der Not" - William Saroyan
Wie bereits erwähnt spielt die neolithische Revolution im Zusammenhang mit der Steinzeiternährung eine zentrale Rolle. Warum? Ganz einfach: Diese Periode markiert eine Art zeitgeschichtlichen Wendepunkt - und zwar von der Steinzeit zum Neolithikum (=Jungsteinzeit).
Im Neolithikum, sprich vor circa 10.000 Jahren, begann die Menschheit allmählich Nutztiere zu domestizieren, Getreidefelder und Äcker zu kultivieren und sesshaft zu werden. In anderen Worten: Für überzeugte Paleo-Anhänger nahm ab diesem Zeitpunkt das "Enährungs-Unheil" seinen Lauf.
Die neu interpretierte Steinzeit-Ernährung lehnt jegliche industriell hergestellten und verarbeiteten Lebensmittel ab. Wer konsequent ist, muss auch auf Brot und Milch verzichten, da Getreideanbau und Milchgewinnung durch artfremde Lebewesen (Ziegen, Schafe, Kühe) ebenfalls eine Erfindung der "Moderne" sind. Neben Getreide und Milchprodukten stehen auch noch raffinierter Zucker, Alkohol und raffinierte Pflanzenöle auf der Tabu-Liste. Summa summarum machen die aufgelisteten Nahrungsmittel jedoch 70 Prozent unserer zeitgenössischen Ernährung aus. Aus diesem Grund drängt sich nun folgende Frage auf: Was darf ich als Paleo-Befürworter überhaupt noch in den Einkaufswagen packen? Mammut-Fleisch?
Die Paleo-Einkaufsliste
Hier ein kleiner Auszug an Lebensmitteln, die den Paleo-Prinzipien entsprechen:
- Fleisch - ausschließlich Wild- und Weidetiere (keine Tiere, die mit Mais oder Getreide gefüttert wurden)
- Fisch - ausschließlich Wildfang
- Eier
- Obst
- Gemüse
- Kräuter, Pilze, Honig
- Hülsenfrüchte
- Meeresfrüchte & Schalentiere
- Knollen (z.B. Süßkartoffel)
- Naturöle (Kokosöl, Olivenöl, Avocadoöl)
- Samen und Sprossen
Wie man also sehen kann, besinnt man sich in alter Jäger-und-Sammler-Manier auf ursprüngliche, unverarbeitete (Stichwort: "Processed Food") und naturgegebene Nahrungsmittel!
Viel mehr als eine reine "Abspeck-Kur"!
Doch nicht nur in Bezug auf das Was, sondern auch hinsichtlich der Art und Weise wie wir konsumieren, wird differenziert. Da unsere Vorfahren beispielsweise nicht den vermeintlichen Luxus hatten, exotische Früchte aus 10.000 Kilometer Entfernung zu genießen, lautet analog dazu das Credo der Paleo-Anhänger: "Regional ist erste Wahl!"
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal betrifft die Zahl der Mahlzeiten. Fest steht: Unsere Vorfahren kannten keinen Ernährungsplan, keine Supermärkte und auch die Begriffe "geregelte" und "Mahlzeiten" waren für sie bloß Fremdwörter. Stattdessen wurde das gegessen, was gerade zur Verfügung stand und auch nur dann, wenn es eben gerade zur Verfügung stand. So war es durchaus keine Seltenheit, dass sich die Nährstoff-Aufnahme tagelang nur auf ein paar Beeren und Nüsse beschränkte. Ist das die "geheime Abnehm-Formel", nach der unsere moderne Gesellschaft so verzweifelt sucht - der Hauch von Mäßigung in einer Welt des (Kalorien-) Überflusses?
Fest steht: Die Paleo-Diäter schwören auf dieses Fasten-Prinzip und greifen in der Regel ebenfalls erst dann zum Kochtopf, wenn bereits der Magen knurrt. Doch kann eine scheinbar so "vergreiste" Ernährungsstrategie mit unserer innovativen Lebensmittelindustrie überhaupt konkurrieren? Eine Bestandsaufnahme:
Moderne vs. ursprüngliche Ernährung
"Viele Menschen haben das Essen verlernt. Sie können nur noch schlucken." - Paul Bocuse
Zieht man die Gesundheit der modernen Gesellschaft in Betracht, könnte man zweifellos folgende Behauptung aufstellen: Je fortschrittlicher die Nahrungsmittelindustrie, desto größer der Kampf gegen Übergewicht und andere ernährungsbedingte Zivilisationskrankheiten - Fast Food, Softdrinks, Süßigkeiten und co. sei Dank!
Auch die Anzahl jener Menschen, die an Laktoseintoleranz und/oder Glutenunverträglichkeit leiden, scheint ein Rekordhoch erreicht zu haben. Aus diesen besorgniserregenden Gründen ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich immer mehr Menschen von der modernen Industrienahrung ab- und sich stattdessen einer ursprünglichen, natürlichen Ernährungsweise zuwenden.
Und tatsächlich: Studien und Untersuchungen haben gezeigt, dass die "urzeitgemäße" Ernährungsweise der heutzutage existierenden Naturvölker nicht nur bestens ohne westliche Lebensmittel auskommt, sondern gleichzeitig auch Fettleibigkeit ausschließt. Angehörige indigener Völker weisen in der Regel einen geringen Körperfettanteil auf und sind auch von gesundheitlichen Problemen der westlichen Welt wie Diabetes Typus 2 und koronaren Herzerkrankungen viel seltener betroffen. Doch woran liegt das?
Betrachtet man die Ernährung der Eskimos etwas genauer, wird man schnell feststellen, dass diese sehr fettreich ist. Vor allem tierische Nahrungsquellen wie Fisch und Walfleisch stehen bei diesem Volk hoch im Kurs.
Das melanesische Inselvolk der Kitava bezieht hingegen bis zu 70 Prozent seiner Energie aus Kohlenhydraten in Form von Früchten, Gemüse und Knollen. Und obwohl der Kohlenhydratanteil der Ernährung jenem der zivilisierten, westlichen Welt ähnelt, ja teilweise sogar um ein Vielfaches übersteigt, sucht man bei den Ureinwohnern vergeblich nach adipösen Menschen. Die Schlussfolgerung: Nicht nur die Quantität, sondern vor allem auch die Qualität unserer Lebensmittel, insbesondere hinsichtlich ihrer Natürlichkeit, entscheidet über unsere Körperkomposition. Der Grund dafür ist, dass natürliche Fette einen ganz anderen Einfluss auf unseren Körper ausüben als es etwa industriell hergestellte Fette und raffinierte Öle tun. Ernährungswissenschaftler predigen es schon seit geraumer Zeit: Fett ist nicht gleich Fett.
Dadurch, dass die Steinzeiternährung Getreide- und Milchprodukte außen vorlässt, liegt zudem die Vermutung nahe, dass für Paleo-Anhänger Laktoseintoleranzen und Glutenunverträglichkeiten der Vergangenheit angehören könnten.
Alles in Allem zieht die Ernährung der Jäger und Sammler also mit starken Argumenten in das Duell gegen die Industrienahrung und geht nicht ganz zu Unrecht aus der Sicht vieler als strahlender Sieger hervor. Aber gibt es auch kritische Stimmen?
Die Paleo-Diät: Eine kritische Sichtweise
"Es ist immer schwer etwas zu kritisieren, was man nicht kennt." - Thomas Bubendorfer
Wie alle anderen Ernährungsformen auch ist die Paleo-Diät nicht vor jeglicher Kritik gefeit. Paleo-Skeptiker bemängeln zum einem, dass der Lebensstil der Steinzeitmenschen nicht im Geringsten mit jenem des modernen Menschen zu vergleichen wäre (was für eine Überraschung!) und infolgedessen auch hinsichtlich unserer Ernährung ganz andere Ansprüche und Anforderungen bestehen würden. So braucht ein zeitgenössischer Bürohengst mit Sicherheit weniger Energiezufuhr als ein Höhlenmensch, der den ganzen Tag mit der Suche nach Nahrung und somit in Bewegung verbrachte. Will heißen, dass sich die Menschheit seit der Steinzeit enorm weiterentwickelt hat, anders lebt, anders arbeitet, anders denkt und sich somit auch anders ernähren sollte.
Generell birgt die Steinzeiternährung als Diät-Form einen Widerspruch in sich. Der Grund: Unsere Vorfahren waren in keinster Weise daran interessiert, Gewicht zu verlieren. Ganz im Gegenteil! Längere Trockenperioden kamen einem Todesurteil gleich, und so waren die Steinzeitmenschen stets darauf bedacht, ihre Mägen zu füllen, um ihr Überleben zu sichern. Low Carb? Low Fett? Fehlanzeige! Was da war, wurde gegessen. Aufgrund des Reichtums an Eiweiß durch den erhöhten Verzehr von Fleisch und Fisch bei gleichzeitiger Kohlenhydrat-Armut (Verzicht auf Brot, Nudel und Co.) wird die Paleo-Ernährung dennoch gerne als Diät-Wunderwaffe zweckentfremdet.
Unterm Strich hält sich die Kritik gegenüber der Paleo-Ernährung, ganz im Gegensatz zu Low-Carb und Co. aber in einem überschaubaren Rahmen.
Paleo-Diät: Mein Fazit
Ob man nun wieder anfangen sollte sein Mittagessen selbst zu jagen? Ich denke nicht. Dennoch: Die Steinzeiternährung bringt zahlreiche tolle Ernährungs-Ansätze mit sich und ebnet somit den Weg hin zu einem gesünderen Lebensstil. Der Begriff "Diät" ist etwas irreführend. Denn hier handelt es sich vielmehr um ein langfristiges und nachhaltiges Ernährungskonzept, dem die Bezeichnung Paleo-"Ernährung" besser entspricht.
Die aus meiner Sicht entscheidenden Vorteile der Paleo-Ernährung:
- Die Paleo-Diät setzt auf natürliche Nahrungsmittel
- Die Paleo-Diät verzichtet auf industriell hergestellte und verarbeitete Lebensmittel
- Durch den Boykott von Getreideprodukten aller Art bei einem gleichzeitig erhöhten Fleischkonsum verfolgt die Paleo-Diät quasi instinktiv einen natürlichen High-Protein-/Low-Carb-Ansatz
- Die Paleo-Ernährung verträgt sich optimal mit einer vorherrschenden Laktoseintoleranz und Glutenunverträglichkeit
- Die Paleo-Diät wirkt Zivilisationskrankheiten, wie Übergewicht, Fettleibigkeit und Diabetes Typ II entgegen.
Welches Schlusswort eignet sich da besser als: “Back to the roots!“
Weekend-Blogger Philipp Sitter liebt Herausforderungen - vor allem, wenn es um körperliche Fitness geht. Der Grazer Student testet Diäten und Trainings und lässt die Leser an seinen Erfahrungen, Tipps und Erkenntnissen teilhaben.
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