Wende: Trump enthüllt Selenskyj-Brief
Fast zwei Stunden lang hat US-Präsident Donald Trump am Dienstagabend (Ortszeit) vor dem US-Kongress gesprochen. In nur acht Wochen habe er mehr geschafft als andere Präsidenten in einer ganzen Amtszeit, zeigt sich Trump durchaus zufrieden mit dem bislang Erreichten. Neben einem beginnenden Handelskrieg hat Trump vor allem mit einem historisch einmaligen diplomatischen Eklat erste Pflöcke eingeschlagen. In der völlig zerrüttet wirkenden Beziehung zu Wolodymyr Selenskyj dürfte es aber eine erneute Wende geben, wie Trump in seiner Rede durchklingen lässt.
Trump ändert Tonlage
Trump hat vor dem Kongress etwas versöhnlichere Töne angeschlagen. "Ich habe heute einen wichtigen Brief vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj erhalte", so Trump, der die Nachricht erst kurz vor seiner Rede bekommen habe. "In dem Brief heißt es, dass die Ukraine bereit ist, so bald wie möglich an den Verhandlungstisch zu kommen, um einen dauerhaften Frieden zu erreichen", so Trump. Auch von Russland habe er starke Signale erhalten, betont der US-Präsident.
Selenskyj geht auf Trump zu
Bereits Stunden zuvor hatte Selenskyj auf der Plattform X seine Bereitschaft zu Verhandlungen signalisiert. "Mein Team und ich sind bereit, unter der starken Führung von Präsident Trump zu arbeiten, um einen dauerhaften Frieden zu erhalten", so der ukrainische Staatschef via Social Media. Zudem sei sein Land "jederzeit" bereit, das mit den USA ausgehandelte Rohstoffabkommen abzuschließen und einer "Waffenruhe" in der Luft und zur See "sofort zuzustimmen, wenn Russland das Gleiche tut". Über den öffentlichen Vorfall in Washington drückt Selenskyj, der die vom Weißen Haus geforderte Entschuldigung bislang verweigert hatte, sein Bedauern aus. "Es ist bedauerlich, dass es so passiert ist. Es ist Zeit, die Dinge in Ordnung zu bringen", schrieb auf der Plattform X. Wenige Stunden vor dem Post wurde bekannt, dass die USA die Waffenlieferungen an die Ukraine vollständig einstellen wollen. Er sei dankbar für die bislang geleistete Hilfe der USA, in der er weiterhin einen bedeutenden Partner sieht.
I would like to reiterate Ukraine’s commitment to peace.
None of us wants an endless war. Ukraine is ready to come to the negotiating table as soon as possible to bring lasting peace closer. Nobody wants peace more than Ukrainians. My team and I stand ready to work under…— Volodymyr Zelenskyy / Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) March 4, 2025
Wenig versöhnlich
Auch wenn die Zeichen in der US-ukrainischen Beziehung auf Tauwetter stehen, zeigt sich Trump in anderen Bereichen deutlich weniger diplomatisch. Seit Beginn der Woche sind die groß angekündigten Strafzölle in Kraft. Kanada hat bereits erste Gegenmaßnahmen angekündigt. Erstmals räumt Trump ein, dass US-Verbraucher die Auswirkungen spüren könnten. Die Strafzölle auf Kanada, Mexiko und China würden kurzfristig zwar "ein wenig Durcheinander" verursachen, Trump stellt aber auch klar: "Damit kommen wir klar. Es wird nicht viel sein." Anfang April will er weitere umfassende Zollerhöhungen verkünden. "Es geht nicht nur um Arbeitsplätze, sondern um den Schutz der Seele unseres Landes."
Imperiale Ambitionen
Ebenfalls bekräftigt hat Trump seine Pläne für den Panamakanal und das zu Dänemark gehörende Grönland. "Wir brauchen Grönland für unsere nationale und internationale Sicherheit", so der Republikaner. Man würde es früher oder später so oder so "bekommen". Zum Panamakanal sagt er: "Wir holen ihn uns zurück."