Staatstrauer: Veranstaltungen nach Amoklauf abgesagt
- Amoklauf in Graz
- Staatstrauer
- Öffentliches Gedenken und Schweigeminute
- Politik pausiert
- Pressekonferenzen verschoben
- Veranstaltungen abgesagt
- Gedenken mit Musik, Schweigeminuten und Kerzen
Der Amoklauf in Graz hat ganz Österreich tief erschüttert. Ein 21-jähriger ehemaliger Schüler des BORG Dreierschützengasse hat am Dienstagvormittag zehn Menschen erschossen, bevor er sich selbst tötete. Unter den Todesopfern sind neun Jugendliche und eine Lehrerin.
Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) verkündete noch am selben Tag eine dreitägige Staatstrauer, gültig ab Mittwoch. Die österreichische Flagge wurde auf allen öffentlichen Gebäuden auf halbmast gesetzt.
Staatstrauer
Staatstrauer wird in Österreich von der Bundesregierung ausgerufen, wenn es zu besonders tragischen Ereignissen kommt. Sie ist symbolischer Akt der nationalen Anteilnahme, ohne gesetzliche Wirkung für Privatpersonen. Üblicherweise wird die Dauer je nach Anlass festgelegt, in diesem Fall drei Tage. In dieser Zeit wehen die österreichischen Flaggen auf allen öffentlichen Gebäuden auf halbmast, der ORF und andere Medienhäuser passen Programm wie Tonfall an und verzichten weitgehend auf Unterhaltungssendungen.
Veranstaltungen werden abgesagt oder verschoben. Häufig wird eine zentrale Schweigeminute abgehalten, begleitet von Glockengeläut oder Gedenkansprachen. Auch Kirchen und zivilgesellschaftliche Einrichtungen beteiligen sich daran. Zwar besteht keine Verpflichtung für Unternehmen oder Privatpersonen, doch viele folgen dem Aufruf freiwillig und schließen sich dem gemeinsamen Zeichen der Trauer an.
Öffentliches Gedenken und Schweigeminute
An etlichen Orten in Österreich wurde sichtbar getrauert. Die landesweite Schweigeminute um 10 Uhr wurde von den Wiener Linien mit einem einminütigen Stillstand von 900 Fahrzeugen begleitet. Die ORF-TV- und Radiosender unterbrachen ihr Programm und sendeten eine stille Gedenksequenz. In Wien läutete die Halbpummerin im Stephansdom, zahlreiche Kirchen in ganz Österreich beteiligten sich. In Graz versammelten sich bereits am Dienstagabend Hunderte Menschen zu einem Lichtermeer am Hauptplatz. In Kirchen wie der Vinzenzkirche wurden für jedes Opfer Kerzen entzündet. Die Grazer Linien fuhren mit Trauerflor.
Der sichtlich betroffene ÖFB und die Fußball-Nationalteams beteiligten sich am Gedenken: In San Marino trug das Herrenteam Trauerflor, vor dem WM-Qualifikationsspiel wurde eine Schweigeminute eingelegt. Auch die U21-Auswahl unterbrach vor dem Spiel gegen Ungarn für ein stilles Gedenken.
Politik pausiert
Auch die Politik hat ihre Abläufe unterbrochen: Die Parteitage der FPÖ, ÖVP und KPÖ in der Steiermark sowie der NEOS (Wien & NÖ) wurden verschoben. Der für Mittwoch angesetzte Ministerrat fand in reduzierter Form statt. Auf Beschlüsse und Pressekonferenz wurde verzichtet. Aus Respekt vor den Opfern verzichtet die Regierung auf Medienstatements und unterbricht den regulären Betrieb.
Pressekonferenzen verschoben
Auch eine Vielzahl nicht-politischer Pressekonferenzen wurde in Reaktion auf die schrecklichen Ereignisse in der steirischen Landeshauptstadt abgesagt. Darunter:
- Präsentation des Live-Musikkonzepts für das Filmfestival am Wiener Rathausplatz
- Eröffnung des queeren Kulturzentrums Qwien in Wien
- Terminankündigung zum Ski-Opening Schladming-Dachstein (verschoben auf Juli)
- Vorstellung der Ausstellung „Cool. Sammlung Erwin Hauser“ im Lentos Kunstmuseum Linz
- Eröffnung des Oberösterreichischen Kultursommers in Perg
- Gedenkveranstaltung im Landhaus Linz zum Republiksjubiläum
Veranstaltungen abgesagt
Vor allem im Kultur- und Veranstaltungsbereich kommt es zu zahlreichen Absagen in Graz, Wien, Linz und darüber hinaus. Hier ein Überblick über konkrete gestrichene oder pausierte Veranstaltungen.
Graz
In Graz wurde der gesamte Kulturbetrieb stark eingeschränkt. Die Oper Graz sowie das Schauspielhaus haben ihren Spielbetrieb „mindestens bis einschließlich Donnerstag“ eingestellt. Auch der Grazer Musikverein sagte das für Mittwoch geplante Abonnementkonzert des Opernstudios der Wiener Staatsoper ab. Die Eröffnung des Dramatiker/innenfestivals entfällt ebenso wie das geplante Gastspiel des Residenztheaters München im „Next Liberty“. Die Kunstuniversität Graz ließ alle öffentlichen Veranstaltungen bis auf Weiteres ruhen, darunter interne Feiern und kleinere Performances. Auch private Kulturformate wie die „Best of the 80’s“-Partynacht in der Postgarage sowie die Auftritte der Kabarettistinnen Chrissi Buchmasser und Antonia Stabinger im Theatercafé wurden gestrichen. Außerdem abgesagt wurde die Performance des Theaterkollektivs „Rabtaldirndln“ sowie die Verleihung des Bio-Awards der steirischen Biobauern.
- Oper Graz & Schauspielhaus Graz: Spielbetrieb pausiert „mindestens bis Donnerstag“
- Grazer Musikverein: Abo-Konzert des Opernstudios der Wiener Staatsoper
- „Dramatiker/innenfestival“: geplante Eröffnung gestrichen
- Next Liberty: Gastspiel des Residenztheaters München entfällt
- Kunstuniversität Graz: Alle öffentlichen Veranstaltungen (inkl. Feste & Performances) gestrichen
- „Best of the 80’s“-Party in der Postgarage
- Bio-Award der steirischen Biobauern
- Kabarettauftritte von Chrissi Buchmasser & Antonia Stabinger im Theatercafé
- Performance der „Rabtaldirndln“
Wien
In Wien pausierte das MuseumsQuartier sein Sommerprogramm. Die „MQ Pride Night“, die ursprünglich am Mittwochabend unter dem Motto „Stand Up!“ hätte stattfinden sollen, wurde abgesagt. Auch das laufende Programm der MQ Sommerbühne wurde für die Dauer der Staatstrauer ausgesetzt.
- „MQ Pride Night“ im MuseumsQuartier (Ersatztermin geplant)
- Programm der MQ Sommerbühne ausgesetzt (mindestens bis Ende der Staatstrauer)
Linz & OÖ
In Linz und Oberösterreich wurden ebenfalls mehrere Kulturveranstaltungen gestrichen. Die Pressekonferenz zur Ausstellung „Cool. Sammlung Erwin Hauser“ im Lentos Kunstmuseum entfiel ebenso wie die Auftaktveranstaltung zum Oberösterreichischen Kultursommer in Perg. Das Theaterfestival Schäxpir sagte mehrere Aufführungen ab, darunter „Büro für angemessene Reaktionen“, „Code <3“ und „KLUB CLUB – The Light-House“. Auch die geplante Veranstaltung zum Republiksjubiläum im Landhaus Linz wurde kurzfristig abgesagt.
Gedenken mit Musik, Schweigeminuten und Kerzen
Einige Großveranstaltungen finden trotz Staatstrauer statt, viele jedoch mit angepasstem Programm.
Nova Rock Festival in Nickelsdorf
Beim Nova Rock Festival in Nickelsdorf, das am Mittwoch gestartet ist, wird vor dem Auftritt der US-Band Korn eine Schweigeminute abgehalten. Zusätzlich zeigte man sich auch visuell solidarisch: Ein über 60 Meter langes schwarzes Banner mit weißen Kreuzen und der Aufschrift „Graz“ wurde auf der Bühne gezeigt. Auf einen geplanten Fanmarsch und eine Choreografie wurde verzichtet.
Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker
Auch das traditionsreiche Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker, das am Freitag in Schönbrunn stattfindet, wurde nicht abgesagt. Stattdessen haben die Veranstalter das Programm angepasst: Der ursprünglich vorgesehene Cancan aus Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ wurde gestrichen, weil er „in seiner Fröhlichkeit nicht zur Stimmung passt“. Stattdessen wird das Konzert mit dem „Air“ von Johann Sebastian Bach eröffnet. Im Anschluss wird eine Schweigeminute für die Opfer des Attentats eingelegt. Der Vorstand der Philharmoniker, Daniel Froschauer, erklärte: „Die Musik spielt dort, wo Worte versagen.“
Österreichischer Filmpreis
Der Österreichische Filmpreis, der am 12. Juni vergeben wird, findet wie geplant statt. "Was geschehen ist, bleibt Teil unserer Gegenwart", so die Akademie des Österreichischen Films via Aussendung. "Aber die Filme und Geschichten, die gewürdigt werden, erzählen von Mut, von Mitgefühl, von Menschlichkeit – und erinnern uns daran, dass es diese Kräfte gibt." Die Veranstaltung wird mit einer Stellungnahme der Akademie, der künstlerischen Leitung und der Moderatoren beginnen, gefolgt von einer Schweigeminute. Die sonst übliche After Show Party wurde jedoch abgesagt.
Grazathlon und USI-Fest
Auch das Organisationsteam des Grazathlon, einem der größten Sportevents der Stadt, hält an der Durchführung am Wochenende fest. Laut Veranstaltern will man das Event bewusst als „Zeichen der Hoffnung und Verbundenheit“ nutzen. Ähnlich ist es beim USI-Fest, einem der größten Studierendenfeste Europas, das am Universitätsgelände in Graz geplant ist. Auch hier wird über Anpassungen im Ablauf beraten, konkrete Entscheidungen standen am Mittwoch noch aus.