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Schönborn im Porträt lächelnd und sprechend bei einer Pressekonferenz zu seiner Nachfolge, im Hintergrund Grünwidl unscharf verschwommen.
Nach dem Rücktritt von Kardinal Christoph Schönborn steht sein Nachfolger fest.
Nach dem Rücktritt von Kardinal Christoph Schönborn steht sein Nachfolger fest.
HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com

Josef Grünwidl: Schönborn-Nachfolger steht endlich fest

16.10.2025 um 06:52, Stefanie Hermann
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Der neue Wiener Erzbischof dürfte feststehen: Papst Leo XIV. hat Josef Grünwidl ernannt. Nach Schönborns Rücktritt übernimmt er die Leitung der Erzdiözese Wien.

Der neue Wiener Erzbischof dürfte feststehen. Wie aus Regierungskreisen bekannt wurde, soll der Ministerrat am Donnerstag in einem Umlaufbeschluss die Entscheidung des Papstes bestätigen. Damit dürfte die Ernennung von Josef Grünwidl reine Formsache sein. Offiziell wird der Vatikan die Bestellung voraussichtlich noch diese Woche im „Bollettino“ veröffentlichen.

Schönborns Rücktritt: Ende einer Ära

Pünktlich zu seinem 80. Geburtstag im Jänner hat sich Kardinal Christoph Schönborn nach mehr als drei Jahrzehnten im Amt in den Ruhestand verabschiedet. Seit seiner Ernennung im Jahr 1995 war Schönborn für viele das Gesicht des Katholizismus im Land. Als vorsichtiger Reformer vermissten Kritiker eine klare Kante. Missstände habe er häufig zu spät angesprochen, sich zu kontroversen Themen nicht progressiv genug geäußert. Prinzipiell wurde Schönborn aber über Kirchenkreise hinaus für seine verbindlichen Ansätze und besonnene Art geschätzt. Nach seinem Rücktritt blieb der Sitz im Wiener Stephansdom fast zehn Monate lang vakant.

Grünwidl übernahm interimistisch

Seit 22. Jänner leitet Josef Grünwidl die Erzdiözese Wien als apostolischer Administrator. Der Theologe aus Hollabrunn wurde vom Papst mit der Übergangsverwaltung betraut, zunächst befristet und ohne Aussicht auf eine Dauerlösung. Mehrfach betonte der heute 62-Jährige seither in Interviews, dass er das Amt nicht dauerhaft übernehmen wolle. Noch im Sommer erklärte er gegenüber den „NÖN“, er wolle sich nicht für die Nachfolge Schönborns bewerben. „Ich sehe mich nicht in dieser Aufgabe. Diese Entscheidung wird der Papst treffen“, so Grünwidl gegenüber dem ORF.

Papst Leo XIV. ernennt Grünwidl zum Erzbischof von Wien

Wie nun bekannt wurde, dürfte sich Papst Leo XIV. persönlich für Grünwidl entschieden haben. Nach Medienberichten hat der Apostolische Nuntius die Entscheidung bereits im Außenministerium hinterlegt.

Grünwidl, 62 Jahre alt, wurde 1963 in Hollabrunn geboren, studierte Theologie an der Universität Wien und absolvierte parallel ein Orgelstudium im Konzertfach an der Musikuniversität. 1988 empfing er im Stephansdom die Priesterweihe durch Kardinal Franz König. In der Folge war er Pfarrer, Dechant und von 1993 bis 1998 Sekretär des damaligen neuen Erzbischofs Schönborn. Zuletzt stand er als geschäftsführender Vorsitzender dem Wiener Priesterrat vor.

Ministerrat muss der Ernennung zustimmen

Die Bestellung eines Erzbischofs ist in Österreich kein reiner kirchlicher Akt. Laut Konkordat muss der Vatikan den Namen des Kandidaten vorab der Bundesregierung mitteilen. Diese kann lediglich Einwände „allgemein politischer Natur“ erheben. Wird kein Einspruch erhoben, gilt die Ernennung als genehmigt. Der Ministerrat soll den Beschluss noch heute, Donnerstag, per Umlaufverfahren fassen. Danach steht der Veröffentlichung durch den Vatikan nichts mehr im Weg.

Offizielle Verkündung und Amtsantritt

Sobald der Vatikan die Entscheidung im täglichen Pressedienst „Bollettino“ bekannt gibt, wird auch die Erzdiözese Wien offiziell informieren. Nach der Veröffentlichung wird die Pummerin im Stephansdom den Beginn der neuen Amtszeit traditionell einläuten.

Grünwidl muss vor seiner Amtsübernahme noch die Bischofsweihe empfangen, die Erzbischof Franz Lackner aus Salzburg leiten wird. Spätestens vor dem Advent soll er den Bischofssitz in Wien offiziell übernehmen.

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