Aufwärtstrend: Lenzing zurück in Gewinnzone
- Zahlen legen deutlich zu
- Zölle bremsen den Aufschwung
- Einsparungen und Verschiebungen
- Prognose bleibt vage
Der Faserhersteller Lenzing hat sich im ersten Halbjahr 2025 aus der Verlustzone befreit. Die Rückkehr in die Gewinnzone ist auch Sondereffekten zu verdanken. Das internationale Umfeld bleibt jedoch schwierig. Besonders die US-Zollpolitik sorgt für Unruhe in der Konzernzentrale.
Zahlen legen deutlich zu
Im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres hat Lenzing den Umsatz um 2,3 Prozent auf 1,34 Milliarden Euro gesteigert. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen, das sogenannte EBITDA, stieg um 63,3 Prozent auf 268,6 Millionen Euro. Zum EBITDA zählen alle betrieblichen Erträge vor Abzug von Zinsen, Steuern und Abschreibungen – ein Maß für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Unternehmens.
Unterm Strich stand ein Gewinn von 15,2 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte der Konzern im gleichen Zeitraum noch einen Verlust von 65,4 Millionen Euro verbucht. Das Betriebsergebnis nach Abschreibungen, kurz EBIT, lag bei 109 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es lediglich 18,9 Millionen Euro. Das EBIT zeigt, wie viel vom Umsatz nach Abzug aller operativen Kosten übrig bleibt.
Zusätzlichen Schub gaben zwei Sondereffekte: Der Verkauf überschüssiger EU-Emissionszertifikate brachte 30,6 Millionen Euro. Eine Neubewertung biologischer Vermögenswerte – etwa im Bereich Forstwirtschaft – lieferte weitere 12,5 Millionen Euro. Die EBITDA-Marge kletterte dadurch von 12,5 auf 20 Prozent. Die Aktie legte am Vormittag um fast sieben Prozent zu.
Zölle bremsen den Aufschwung
Im zweiten Quartal machte sich allerdings die aggressive Zollpolitik der USA bemerkbar. Die chinesischen Textilexporte in die Vereinigten Staaten seien nahezu zusammengebrochen, erklärte Vorstandschef Rohit Aggarwal bei einem Pressegespräch am Donnerstag. Lenzing spürt die Auswirkungen indirekt, weil das Unternehmen in globalen Lieferketten eng mit der Textilindustrie verbunden ist.
In den USA habe sich das Geschäft hingegen stabil gezeigt. US-Kunden hätten aus Angst vor künftigen Zöllen vermehrt eingekauft. Preisbereinigt sei der Umsatz dort um vier Prozent gestiegen. In der EU sei die Nachfrage dagegen weitgehend stagniert. In China sei der Absatz wegen einer starken Binnennachfrage um zwei Prozent gestiegen.
Einsparungen und Verschiebungen
Das interne Sparprogramm wird auch 2025 fortgesetzt. Im laufenden Jahr sollen Einsparungen in Höhe von 180 Millionen Euro erzielt werden. Gemeint sind damit Kürzungen bei Struktur-, Prozess- und Personalkosten. Auch die sogenannten Overhead-Funktionen stehen auf dem Prüfstand. Gemeint sind zentrale Verwaltungsbereiche wie IT oder Controlling.
In einer eigens eingerichteten Arbeitsgruppe werden wöchentlich Maßnahmen beschlossen. So wurde bereits ein Teil der Produktion von Indonesien nach Oberösterreich verlagert. Das Werk am Stammsitz konnte davon profitieren. Weitere Standortverlagerungen seien je nach Zollsituation möglich, sagte Aggarwal.
Ob es auch zu einem Personalabbau in Österreich kommt, ließ der Konzern offen. Auf Nachfrage schloss der Vorstandschef diesen Schritt zumindest nicht aus. Die derzeitige Lage verlange, so Aggarwal, „alle Optionen zu prüfen“.
Prognose bleibt vage
Lenzing erwartet für das Gesamtjahr ein höheres EBITDA als im Vorjahr. Konkrete Zahlen nannte der Konzern nicht. Finanzvorstand Nico Reiner bestätigte die Prognose, wollte sie aber nicht näher beziffern. Die Entwicklung hänge stark von der globalen Nachfrage, den Rohstoffpreisen und der Zollpolitik ab.
Insgesamt sieht sich der Konzern laut eigenen Angaben „gut auf dem Weg“. Entscheidungen zu weiteren Kostensenkungen oder Umstrukturierungen sollen im dritten Quartal fallen.