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Teilweise eingestürztes mehrstöckiges Wohnhaus mit freiliegenden Stahlträgern und Trümmern im Vordergrund:  Nurdagi, Tuerkei, TUR - Zerstoerte Hochhaeuser im Erdbebengebiet Region Gaziantep
Zerstörte Häuser nach dem Großbeben von 2023 in der Türkei – ähnlich wie damals hinterlässt auch das aktuelle Beben in Balıkesir schwere Schäden.
Zerstörte Häuser nach dem Großbeben von 2023 in der Türkei – ähnlich wie damals hinterlässt auch das aktuelle Beben in Balıkesir schwere Schäden.
Stefan Trappe / SZ-Photo / picturedesk.com

Schweres Erdbeben erschüttert Türkei

11.08.2025 um 07:11, Stefanie Hermann
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Ein Erdbeben der Stärke 6,1 hat die Westtürkei getroffen. In Sındırgı kam es zu schweren Schäden. Die Erschütterungen waren bis Istanbul und Izmir spürbar.

Inhaltsverzeichnis

Ein schweres Erdbeben der Stärke 6,1 hat am Sonntagabend den Westen der Türkei erschüttert. Das Epizentrum lag im Bezirk Sındırgı der Provinz Balıkesir, rund elf Kilometer unter der Erdoberfläche. Nach offiziellen Angaben kam eine 81-jährige Frau ums Leben, 29 Menschen wurden verletzt. Bis zum Morgen danach registrierten die Behörden über 100 Nachbeben, das stärkste mit einer Magnitude von 4,6.

Erschütterungen bis Istanbul

Das Hauptbeben ereignete sich am 10. August 2025 um 19:53 Uhr Ortszeit (18:53 MESZ). Experten berechneten, dass das Beben eine Energie von rund 25,4 Gigawattstunden freisetzte – vergleichbar mit der Sprengkraft von 1,4 Hiroshima-Atombomben. Die Erschütterungen waren nicht nur in den mehr als 200 Kilometer entfernten Millionenstädten Istanbul und Izmir zu spüren. Das Beben war bis nach Bulgarien, Griechenland, Zypern, Nordmazedonien und sogar auf britischen Militärbasen im östlichen Mittelmeer zu spüren.

Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde AFAD gab es bereits innerhalb der ersten Stunde sechs Nachbeben, später wurde die Zahl auf über 100 korrigiert.

Eingestürzte Gebäude und massive Schäden

Erste Meldungen hatten nur von einem eingestürzten Gebäude berichtet, mittlerweile wurde die Zahl deutlich nach oben korrigiert. Mindestens 16 Gebäude stürzten in 68 Stadtteilen vollständig ein. Darunter befand sich ein dreistöckiges Wohnhaus im Stadtzentrum von Sındırgı, in dem sechs Menschen lebten. In Kizilgür brach die Spitze eines Minaretts ab, zahlreiche Gebäude wiesen tiefe Risse auf. Insgesamt meldeten die Behörden bislang 24 Schadensorte. Bilder und Videos in sozialen Medien dokumentieren eingestürzte Fassaden, Trümmerberge und Staubwolken.

Behörde warnt

Von den 29 Verletzten wurden 18 bereits aus dem Krankenhaus entlassen. Elf Personen werden noch behandelt, drei von ihnen direkt wegen Verletzungen durch das Erdbeben, die übrigen nach Unfällen bei Fluchtversuchen. Rettungskräfte bargen mehrere Menschen aus den Trümmern, darunter einen Mann aus dem eingestürzten Wohnhaus. Der Kontakt zu zwei weiteren Verschütteten wurde zeitweise gehalten. AFAD warnt eindringlich davor, beschädigte Gebäude zu betreten, und fordert die Bevölkerung auf, Telefonanrufe nur in lebenswichtigen Situationen zu tätigen.

Ständige Erdbebengefahr

Die Türkei zählt zu den erdbebengefährdetsten Regionen der Welt. Besonders die Millionenmetropole Istanbul liegt in einem Gebiet mit hoher seismischer Aktivität. Bereits im April 2025 hatte ein Beben der Stärke 6,2 die Stadt erschüttert. Die aktuellen Ereignisse rufen Erinnerungen an die Katastrophe vom 6. Februar 2023 wach, als zwei Beben der Stärke 7,7 und 7,6 mehr als 53.000 Todesopfer in der Türkei forderten. Seit 1900 wurden in der Türkei mindestens 35 Beben mit einer Magnitude von 7 oder mehr registriert.

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