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Ein rotes Herz und der Schriftzug des ChatGPT-Logos
OpenAI erweitert ChatGPT um eine erotische Funktion.
OpenAI erweitert ChatGPT um eine erotische Funktion.
dall.e/weekend

ChatGPT: Das kann die neue Erotikfunktion

15.10.2025 um 08:30, Stefanie Hermann
min read
Neue Richtlinie: OpenAI erweitert ChatGPT erstmals um eine erotische Funktion. Wann sie kommt, was sie kann und wer sie künftig wie nützen kann.

OpenAI wird ChatGPT ab Dezember 2025 mit einer Erotikfunktion erweitern. Bislang waren erotische oder sexuelle Inhalte strikt ausgeschlossen. ChatGPT sei bisher bewusst „ziemlich restriktiv“ gewesen, um Risiken zu vermeiden, so Gründer Sam Altman. Die grundlegenden Problematiken seien jetzt aber gelöst. Damit ändert der KI-Platzhirsch seine Unternehmensrichtlinie grundlegend.

OpenAI erlaubt Erotikfunktion für Erwachsene

OpenAI-Gründer Sam Altman begründet die Öffnung mit Fortschritten bei der verbesserten Sicherheit des Systems in puncto psychischer Gesundheit. „Wir haben ChatGPT ziemlich restriktiv gemacht, um bei psychischen Gesundheitsfragen vorsichtig zu sein“, so Altman. Für viele Nutzer habe das den Dienst deutlich weniger nützlich gemacht. Nun seien die grundlegenden Probleme aber gelöst. „Im Dezember werden wir im Rahmen unseres Prinzips, erwachsene Nutzer wie Erwachsene zu behandeln, noch mehr erlauben – etwa erotische Inhalte für verifizierte Erwachsene.“

Erwachsene wie Erwachsene behandeln

Mit der angekündigten Änderung betritt OpenAI Neuland. Die neue Funktion soll es Erwachsenen erstmals erlauben, sexuell konnotierte Dialoge zu führen, intime Szenen sprachlich auszugestalten oder ChatGPT als Partner in erotisch angehauchten Rollenspielen oder Erzählungen zu nutzen.

Wie weit die Inhalte im Detail reichen werden, hat OpenAI bislang offengelassen. Anzunehmen ist, dass das Unternehmen zunächst auf textbasierte Erotik setzt und visuelle, stimmliche oder videobasierte Erotik erst später prüft. Ausgehend von den bisherigen Richtlinien dürften Darstellungen mit Minderjährigen, nicht einvernehmliche Szenen oder Inhalte, die reale Personen imitieren, weiterhin streng ausgeschlossen bleiben.

Wahl der Persönlichkeit

Parallel zur Nutzung expliziter Inhalte können Nutzer künftig die Ausdrucksweise, den Ton und den Charakter der KI stärker an ihre Wünsche anpassen. Die Tonalität des Chatbots kann dabei von sachlich bis menschlich variieren, auf Wunsch auch mit emotionaler Sprache oder Emojis festgelegt werden. Ob diese Freiheiten später auch auf Bild-, Video- oder Sprachfunktionen ausgeweitet werden, ist aktuell noch offen.

Sicherheit für Minderjährige

Die neue Erotikfunktion ist ausschließlich Erwachsenen vorbehalten. Parallel zur Öffnung hat OpenAI im September eine eigene ChatGPT-Version für unter 18-Jährige eingeführt, die automatisch zu altersgerechten Inhalten weiterleitet und sensible Themen blockiert.

Künftig soll die KI das Alter anhand eines Verhaltenserkennungssystems, das auf Nutzungsmustern basiert, selbstständig einschätzen. Wer fälschlich als unter 18 eingestuft wird, kann sich durch Hochladen eines amtlichen Ausweises verifizieren. Das sei eine „zumutbare Datenschutzkompromisslösung“, so Altman.

Reaktion auf tragische Vorfälle

Die Neuausrichtung der Unternehmensrichtlinie ist auch eine direkte Reaktion auf mehrere tragische Fälle im Zusammenhang mit diversen Chatbots. In Kalifornien klagen die Eltern des 16-jährigen Adam Raine gegen OpenAI, nachdem ihr Sohn sich das Leben genommen hatte. Sie werfen dem Unternehmen vor, ChatGPT habe dem Jugendlichen konkrete Ratschläge zum Suizid gegeben.

In anderen Fällen berichteten Nutzer von Gesprächen, in denen Chatbots psychisch labile Menschen in gefährliche Denkmuster führten. OpenAI hatte daraufhin seine Sicherheitsmechanismen ausgebaut, ein Expertengremium mit Psychologen gegründet und das Verhalten der neuen Modelle – zuletzt GPT-5 – gezielt angepasst.

Kritik und Risiken

Trotz neuer Schutzmaßnahmen wird die Entscheidung äußerst kontrovers gesehen. Möglicher Missbrauch, unzureichende Alterskontrolle und eine mögliche Zunahme von Deepfake-Material sind nur einige der Bedenken. Unklar ist, wie weitere Sicherheits- und Moderationsmechanismen ausgestaltet sein werden. Altman weist solche Befürchtungen zurück. OpenAI habe die „schwerwiegenden psychischen Risiken“ inzwischen minimiert und verfüge über „neue Tools“, um Sicherheit zu gewährleisten.

Ebenfalls werden Bedenken hinsichtlich emotionaler Abhängigkeit geäußert. Die Verwendung emotionaler Sprache und die Bereitstellung erotischer Inhalte könnte Nutzer zu erhöhter Nutzung bis hin zu Suchtverhalten verleiten. Auch davon will Altman nichts wissen: „Wenn Sie möchten, dass ChatGPT menschlicher klingt, viele Emojis verwendet oder wie ein Freund agiert, dann soll es das tun – aber nur, wenn Sie es wollen, nicht weil wir Nutzung maximieren“, so der OpenAI-Chef.

Die Icons verschiedener KI-APps wie ChatGpt, Gemini, Grok, Claude, Meta AI, Peplexity, DeepSeek, Charakter.AI auf einem Smartphone
OpenAI versucht sich mit seiner neuen Erotik-Funktion gegen die starke Konkurrenz bei den KI Apps zu behaupten.

Wirtschaftlicher Druck und Konkurrenz

Dass zunehmendes Engagement dem Unternehmen wirtschaftlich entgegenkommen würde, ist allerdings nicht von der Hand zu weisen. OpenAI bekommt den zunehmenden Wettbewerbsdruck im globalen KI-Markt deutlich zu spüren. Die neue Offenheit bei OpenAI könnte die eigene Nutzerbasis binden und neue Einnahmequellen erschließen.

Zwar ist OpenAI mit rund 800 Millionen wöchentlich aktiven Nutzern weiterhin klarer Platzhirsch, kämpft aber zeitgleich mit enormen Infrastrukturkosten und dem Wettlauf gegen Googles Gemini, Meta AI und Elon Musks xAI. Letzteres hat mit erotischen Avataren und „spicy“-Funktionen bereits ähnliche Wege beschritten.

Quellen und weiterführende Informationen

  • TechCrunch: Sam Altman says ChatGPT will soon allow erotica for adult users
  • Reuters: OpenAI to allow mature content on ChatGPT for adult verified users starting December
  • Business Insider: Sam Altman announces ChatGPT getting into erotica by the end of the year
  • Futurism: OpenAI says it will move to allow smut – analysis of moderation and safety implications

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