Aquaplaning: Tödliche Gefahr bei Regen – Was Autofahrer wissen müssen
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Aquaplaning?
- Wie entsteht Aquaplaning?
- Warum ist Aquaplaning so gefährlich?
- Wo ist die Gefahr für Aquaplaning besonders hoch?
- Warnzeichen für Aquaplaning
- Was tun, wenn das Auto schwimmt?
- Wie lässt sich Aquaplaning vermeiden?
- Aquaplaning und Versicherung: Wer zahlt im Schadensfall?
Heftige Regenfälle und Unwetter haben in den vergangenen Tagen in vielen Regionen Österreichs für schwierige Straßenverhältnisse gesorgt. Binnen kürzester Zeit füllten sich Fahrbahnen mit großen Wassermengen, Pfützen bildeten sich, mancherorts standen ganze Straßenabschnitte unter Wasser. Für Autofahrer bedeutet das nicht nur eingeschränkte Sicht und verlängerte Bremswege, sondern vor allem eine erhöhte Gefahr durch Aquaplaning, eine der häufigsten Ursachen für schwere Verkehrsunfälle bei Regen. Wer bei solchen Wetterlagen unterwegs ist, sollte genau wissen, wie Aquaplaning entsteht, woran man es erkennt und was im Ernstfall zu tun ist.
Was ist Aquaplaning?
Aquaplaning, auch als Wasserglätte bekannt, entsteht, wenn sich bei starkem Regen oder auf einer nassen Fahrbahn ein Wasserfilm zwischen den Reifen und der Straßenoberfläche bildet. Die Reifen verlieren dadurch den direkten Kontakt zum Asphalt. Das Fahrzeug „schwimmt auf“ und lässt sich kaum noch steuern oder bremsen. Dieser Effekt kann bereits bei relativ niedrigen Geschwindigkeiten und geringen Wassermassen auftreten, wenn bestimmte Faktoren zusammenkommen.
Wie entsteht Aquaplaning?
Hauptursache ist eine unzureichende Ableitung des Wassers durch das Reifenprofil. Bei zu hoher Geschwindigkeit schafft es das Profil nicht mehr, das Wasser vollständig zu verdrängen. Die Folge: Ein Keil aus Wasser schiebt sich unter den Reifen, der Kontakt zur Fahrbahn geht verloren. "Das beste Auto ist plötzlich nicht mehr lenkbar", erklärt Roland Frisch, Chefinstruktor Pkw der ÖAMTC Fahrtechnik. "Das kann schon bei Geschwindigkeiten ab 80 km/h passieren."
Neben starkem Regen spielen auch Pfützen und Spurrillen eine Rolle, in denen sich das Wasser sammelt. "Gerade beim Spurwechsel und Überholen gilt es, besonders vorsichtig zu agieren, wenn man mit einer Fahrzeugseite in eine Spurrille gerät", sagt der Fahrtechnik-Profi. "Dabei kann es zur häufigsten Form kommen, dem einseitigen Aquaplaning: Das Auto beginnt in die Richtung der Spurrille stark zu ziehen." Vergleichbar ist das mit starkem Seitenwind.
Zudem erhöht sich das Risiko durch abgefahrene Reifen mit geringer Profiltiefe und durch zu niedrigen Reifendruck.
Warum ist Aquaplaning so gefährlich?
Sobald die Reifen den Bodenkontakt verlieren, reagiert das Fahrzeug verzögert oder gar nicht mehr auf Lenk- und Bremsbefehle. Schon kleine Lenkbewegungen können dazu führen, dass das Auto abrupt ausbricht. Besonders gefährlich ist Aquaplaning in Kurven oder bei Gegenverkehr: Das Fahrzeug kann unkontrolliert auf die andere Fahrbahn geraten oder von der Straße abkommen.
Wo ist die Gefahr für Aquaplaning besonders hoch?
- Rechter Fahrstreifen auf Transitrouten: wegen starker Belastung durch Schwerverkehr meist mit tiefen Spurrillen, die sich schnell mit Wasser füllen.
- Kreuzungsbereiche mit Ampeln: dort bremsen Lkws häufig stark ab und hinterlassen Rillen, in denen sich Regenwasser sammelt.
- Bereiche mit beschädigtem oder unebenem Asphalt: bieten weniger Grip und begünstigen das Aufschwimmen der Reifen.
Wer bei Regen auf stark frequentierten Lkw-Transitrouten unterwegs ist, sollte besonders vorausschauend fahren. Dort ist der rechte Fahrstreifen oft stark beansprucht und weist in vielen Bereichen tiefe Spurrillen auf, in denen sich das Regenwasser zentimetertief sammeln kann. Dadurch steigt die Gefahr von Aquaplaning deutlich.
Laut ARBÖ-Experten gibt es noch eine weitere, häufig unterschätzte Gefahrenquelle: Kreuzungen auf stark befahrenen Durchzugsstraßen mit Ampelregelung. Dort graben Lkws beim Bremsen oft kleine Vertiefungen und Rillen in den Asphalt. Diese Vertiefungen können sich bei Regen rasch mit Wasser füllen und so das Risiko erhöhen, dass Fahrzeuge aufschwimmen.
Warnzeichen für Aquaplaning
- Das Lenkrad fühlt sich plötzlich „leicht“ an.
- Die Reifen geben keine Rückmeldung mehr.
- Spritzwasser wird ungewöhnlich laut.
Für beginnendes Aquaplaning gibt es Warnzeichen. Typisch ist ein „leichtes“ Gefühl im Lenkrad; es wirkt, als ob die Räder keinen Widerstand mehr spüren. Lauter werdendes Spritzwasser oder das Gefühl, dass die Reifen keine Rückmeldung mehr geben, sind weitere Warnsignale.
Was tun, wenn das Auto schwimmt?
- Fuß vom Gas nehmen
- Kupplung treten (oder Automatik in „N“ schalten)
- keinesfalls abrupt bremsen oder lenken
- warten, bis die Reifen wieder Kontakt zur Straße haben
Gerät das Fahrzeug ins Aquaplaning, ist die richtige Reaktion entscheidend. "Die meisten
Unfälle ereignen sich bei Aquaplaning durch falsche und vor allem überhastete Reaktion", erklärt ÖAMTC-Experte Fritsch. "Wichtig ist in dem Fall, Ruhe zu bewahren und die Lenkung in Fahrtrichtung zu halten."
Das heißt im Detail: Fuß sofort vom Gas nehmen. Bei einem Schaltwagen die Kupplung treten, bei einem Automatikgetriebe in die Neutralstellung („N“) wechseln. Jetzt heißt es, auf keinen Fall abrupt zu bremsen oder stark zu lenken. Das würde das Fahrzeug ins Schleudern bringen. "Dank ABS ist eine Notbremsung in einer
solchen Gefahrensituation zwar deutlich harmloser als noch mit älteren Autos – dennoch steigt die Unfallgefahr", erklärt Frisch. Kühlen Kopf bewahren und abwarten, bis die Reifen wieder Grip aufbauen. Anschließend vorsichtig Geschwindigkeit reduzieren.
Gerät man einseitig in eine Spurrille und beginnt das Auto zu ziehen, reagiert man richtig, indem man das Lenkrad mit beiden Händen festhält und dem Ziehen damit entgegenwirkt.
Wie lässt sich Aquaplaning vermeiden?
Tipps gegen Aquaplaning
- Profiltiefe checken: Gesetzlich vorgeschrieben sind 1,6 mm, sicher sind mindestens 3 mm.
- Reifendruck kontrollieren: Zu niedriger Druck erhöht die Aquaplaning-Gefahr.
- Tempo drosseln: Besonders bei sichtbarem Wasserfilm langsamer fahren.
- Spurrillen meiden: Dort sammelt sich Wasser am schnellsten.
Das Risiko lässt sich durch einige einfache Maßnahmen deutlich verringern. Regelmäßige Kontrolle der Profiltiefe ist dabei entscheidend: Gesetzlich vorgeschrieben sind mindestens 1,6 Millimeter, Experten empfehlen drei Millimeter, um auch bei starkem Regen sicher unterwegs zu sein. Ebenso wichtig ist der richtige Reifendruck. Zu niedriger Druck begünstigt Aquaplaning. Bei Regen oder sichtbarem Wasserfilm auf der Straße sollte grundsätzlich das Tempo reduziert werden. Spurrillen und Fahrbahnbereiche meiden, in denen sich Wasser sammelt.
Aquaplaning und Versicherung: Wer zahlt im Schadensfall?
Kommt es trotz aller Vorsicht zu einem Unfall infolge von Aquaplaning, übernimmt die Kfz-Haftpflichtversicherung die Schäden des Unfallgegners. Für Schäden am eigenen Fahrzeug kommt die Vollkaskoversicherung auf. Allerdings kann bei grober Fahrlässigkeit – etwa wenn deutlich zu schnell bei Regen gefahren wurde – die Versicherung ihre Leistung kürzen oder verweigern. Angepasst und defensiv zu fahren, kann also nicht nur Unfälle, sondern auch finanzielle Folgen vermeiden.