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Stapel von Insolvenzdokumenten über Insolvenz und Insolvenzanmeldung
123-Transporter hat insolvenz angemeldet. Gegen den Geschäftsführer des Ternitzer Unternehmens gibt es Betrugsvorwürfe.
123-Transporter hat insolvenz angemeldet. Gegen den Geschäftsführer des Ternitzer Unternehmens gibt es Betrugsvorwürfe.
designer491/iStock.com

Betrugsvorwürfe: Transport-Start-Up ist pleite

06.10.2025 um 09:58, Marcel Toifl
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123-Transporter ist pleite. Nach dem Abzug der gesamten Flotte meldet das Start-up Insolvenz an. Betrugsermittlungen gegen den Chef laufen.

Die niederösterreichische Firma 123-Transporter hat Insolvenz beantragt. Laut Landesgericht Wiener Neustadt läuft das Verfahren als Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Das Unternehmen bietet seinen Gläubigern eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren an. Die Entscheidung folgt nach massiven Problemen im operativen Betrieb und zahlreichen Kundenbeschwerden.

Insolvenzantrag von 123-Transporter

123-Transporter mit Sitz in Ternitz stellt die IT-Infrastruktur und Plattformtechnologie für Vermietung und Carsharing bereit. Die 419 in Österreich eingesetzten Fahrzeuge kamen von einem externen Flottenpartner. Laut dem Unternehmen zog dieser Partner kurzfristig und ohne Vorwarnung nahezu sämtliche Fahrzeuge aus dem System ab. In der Erklärung heißt es: „Der exklusive Flottenpartner hat kurzfristig und ohne Vorwarnung vertragswidrig nahezu sämtliche Fahrzeuge aus dem System abgezogen, indem er diese systemisch und physisch deaktivierte. Damit wurde die Geschäftsgrundlage des Unternehmens in Österreich schlagartig verunmöglicht, da die Fahrzeugvermietung nicht mehr möglich war.“

Das Unternehmen führt an, dass durch diese Aktion der gesamte Betrieb in Österreich zum Stillstand kam. Der Antrag auf Sanierung erfolgte wenige Tage später. Laut Creditreform sind etwa siebzig Gläubiger betroffen, dazu viele Kunden mit offenen Kautionsrückforderungen. Die Passiva betragen rund 4,7 Millionen Euro, das Eigenkapital liegt seit Ende 2023 im negativen Bereich.

Ermittlungen und Beschwerden

Seit längerem häufen sich bei der Arbeiterkammer Beschwerden über das Unternehmen. Betroffene berichten über nicht rückerstattete Kautionen und Abbuchungen wegen angeblicher Vertragsverstöße. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ermittelt gegen den Geschäftsführer wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und Veruntreuung. Die Ermittlungen laufen parallel zum Insolvenzverfahren. Mehrere Partnerfirmen haben die Zusammenarbeit beendet. Die Baumarktkette Obi zählt dazu.

In Medienberichten heißt es, dass der Geschäftsführer zuletzt nicht erreichbar war. Nach Angaben der Arbeiterkammer haben sich in den vergangenen Monaten Hunderte Betroffene gemeldet. Die Gläubigerschutzverbände bestätigen offene Forderungen in Millionenhöhe. Der Geschäftsbetrieb in Österreich ist aktuell ausgesetzt, fünf Beschäftigte sind betroffen.

Lage der Auslandsmärkte

Die Firma erklärt, dass die Aktivitäten in Tschechien, der Slowakei und Ungarn unberührt bleiben. Diese Märkte seien rechtlich eigenständig und arbeiten weiter. In einer Mitteilung betont die Geschäftsführung: „Wir arbeiten intensiv an einer Lösung für die Zukunft, da der Geschäftsbetrieb in Österreich aufgrund der jüngsten Ereignisse derzeit in der bisherigen Form so nicht weitergeführt werden kann.“

Die Lizenznehmer im Ausland führen die Geschäfte uneingeschränkt fort. Laut Unternehmensangaben betrifft die Insolvenz ausschließlich den österreichischen Standort. Weitere Entscheidungen sollen im Lauf der kommenden Wochen fallen.

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