Potenziale für positive Zukunft
Rebranding, strategische Neuausrichtung, Expansion: Markus Auer, 2021 vom Aufsichtsrat der VKB als Vorstandssprecher geholt und im Vorjahr als ihr Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender bestellt, sieht die Traditionsbank gut auf Kurs. Rückenwind erhält er von den guten Bilanzzahlen des Vorjahres: Das Betriebsergebnis konnte nach dem Rekordjahr 2023 erneut gesteigert werden – und zwar um 12,3 Prozent auf 54,4 Millionen Euro. Überdurchschnittlich entwickelten sich auch die Kredite: Sie legten um 2,5 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro zu. „Während andere Banken stagnierten oder sogar Rückgänge hinnehmen mussten, konnten wir beim Nettozinsertrag und Kreditwachstum – vor allem bei den Firmenkunden – zulegen. Das zeigt, dass unser Geschäftsmodell und unsere Strategie der Expansion in diesem herausfordernden Marktumfeld erfolgreich sind“, sagte Markus Auer bei der Bilanzpräsentation.
Warum tut sich gerade auf dem Feld des unternehmerischen Mittelstands eine große Chance für die VKB auf?
Markus Auer: Diese Zielgruppe ist oft zu groß für die klassischen Regionalbanken, findet aber bei den Großbanken oft nicht die nötige Beachtung. Genau diese Lücke haben wir erkannt. Oft wissen Unternehmer gar nicht, welche vielfältigen Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten es gibt. Das liegt daran, dass viele Firmenchefs kaum Zeit finden, sich mit allen Bankprodukten vertraut zu machen. Hier kommen wir mit unserem umfassenden Instrumentenkoffer ins Spiel. Es gelingt uns verstärkt, den Kunden Lösungen anzubieten, welche ihre bisherige Hausbank nicht angeboten hat, zum Beispiel im Bereich der Exportfinanzierung.
Wie sehen Sie die Zukunft der VKB in einem zunehmend konsolidierten Bankenmarkt?
Auer: Es gibt unterschiedliche Geschäftsmodelle und Kundenbedürfnisse in der Bankenbranche. Wenn man das Modell einer reinen Digitalbank verfolgt, dann kann man skalieren und von Kostenvorteilen profitieren. Wir hingegen sind ein Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen. Unsere Grenzen sind die Anzahl der Filialen und der gut ausgebildeten Mitarbeiter, die zu Bankprodukten beraten und diese verkaufen können. Wir sehen aber ganz klar, dass es weiterhin einen attraktiven Firmenkundenmarkt gibt – und genau das passt hervorragend zu unserem Geschäftsmodell der Unabhängigkeit. Unser Fokus und unsere Beratungskompetenz bieten große Potenziale für eine positive Zukunft.
Wo sehen Sie die VKB in fünf Jahren?
Auer: Wir werden den Weg, den wir 2021 eingeschlagen haben, konsequent weiterverfolgen. In dieser Strategieperiode bis 2024 haben wir unseren Fokus auf den eigentümergeführten privaten Mittelstand gelegt. Für die Strategie 2027 haben wir nun ein Update vorgenommen – aber es gibt darin keine grundlegenden Neuerungen. Stattdessen geht es darum, den bisherigen Weg noch weiter zu vertiefen und konsequenter umzusetzen. Das bedeutet, dass die VKB in fünf Jahren wohl noch stärker in den Bundesländern vertreten sein wird. Vielleicht eröffnen wir eine Filiale in Niederösterreich oder eine zweite in der Steiermark – konkrete Pläne dafür gibt es derzeit noch nicht.
Sie kritisieren oft und gerne die Bürokratie. Sind Banken überreguliert?
Auer: In Fragen von Eigenkapital und Liquidität der Bank sind die Regeln mittlerweile zu Recht sehr streng und diese sollen auch so streng bleiben. Wir erfüllen alle Anforderungen mit angemessenen Puffern. Das gewährleistet Stabilität und Vertrauen. Es sind aber auch viele Bereiche enorm detailliert reguliert, in denen Lockerungen möglich sind. Das hat erfreulicherweise auch die EU erkannt und hat sich mit der Omnibus-Initiative das Ziel gesetzt, wesentliche Vereinfachungen zu erreichen. Das ist sehr begrüßenswert und hilft auch unseren Kunden.

Steigt das Kreditrisiko?
Auer: Die Situation bei den Kreditrisiken ist bei uns gut unter Kontrolle. Wir verzeichnen eine stabile Entwicklung, bei der sich Auflösungen und Neubildungen von Rückstellungen in etwa die Waage halten. Bei den großen Pleiten hat sich die Lage etwas entspannt. Dieses Jahr wird die Zahl der Insolvenzen voraussichtlich höher sein als 2024, aber es handelt sich eher um viele kleinere Insolvenzen in verschiedenen Branchen. Das ist zwar sehr bitter für die betroffenen Unternehmen, aber das Bankensystem ist insgesamt gut darauf vorbereitet. Wir können damit umgehen und die Risiken entsprechend managen.
Wie lässt sich der Leistungsgedanke fördern?
Auer: Ich erinnere mich selbst noch gut an meine Anfänge im Berufsleben. Damals habe ich mir alles hart erarbeitet und immer darüber diskutiert, wie ich möglichst viele Überstunden steuerfrei abgelten lassen kann, um mein Ziel – ein eigenes Auto und irgendwann ein Haus – zu erreichen. Hätte es damals unbegrenzte steuerfreie Überstunden gegeben, hätte ich sicher noch deutlich mehr gearbeitet. Aktuell sinkt in Österreich die Arbeitsleistung stärker als in anderen EU-Ländern – vor allem wegen der hohen Teilzeitquote. Eine Aufstockung der Arbeitszeit lohnt sich oft nicht, weil die nächste Steuerstufe so hart zuschlägt. Um die heimische Wirtschaft wieder voranzubringen, braucht es also Anreize für Vollzeitarbeit und steuerfreie Überstunden.
Die VKB expandiert und braucht gute Leute. Wie bekommen Sie diese?
Auer: Als ich zur VKB kam, befanden wir uns in einer sehr herausfordernden Situation. Viele Stellen waren unbesetzt und es gab Verwirrung darüber, was der Unterschied zwischen Volksbank und Volkskreditbank ist. Aber seitdem wir ein konsequentes Rebranding durchgeführt haben, können wir Jahr für Jahr Ergebnissteigerungen und Expansionsschritte vorweisen. Dadurch sind wir zu einem attraktiven Arbeitgeber geworden. Wir müssen nicht mehr aufwendig nach Talenten suchen, stattdessen bewerben sich engagierte Bankmitarbeiter von selbst bei uns, weil sie lieber in einem Unternehmen arbeiten, das wächst und erfolgreich ist. Unser Ruf als attraktiver Arbeitgeber hat sich deutlich verbessert.