Employer Branding muss sich radikal verändern
CHEFINFO: Nach Jahren des Arbeitskräftemangels steigt nun die Zahl der Arbeitssuchenden in Österreich wieder. Welche Auswirkungen hat das auf das Employer Branding?
Lukas Binder: Bis vor zehn Jahren konnte man sich die Mitarbeiter noch aussuchen, aber dann hat sich die Situation am Arbeitsmarkt gedreht. Die Unternehmen haben richtige Schlachten geführt, um Mitarbeiter anzuwerben. Man überbot sich gegenseitig bei Benefits und dem Gehalt. Die aktuelle wirtschaftliche Situation führt dazu, dass Betriebe und Arbeitnehmer nun einen Kompromiss finden müssen. Unternehmen sollten die veränderten Bedingungen nutzen, um ein authentisches Umfeld aufzubauen, in dem sich Mitarbeiter wohlfühlen und langfristig bleiben.
Welche Rolle spielt Employer Branding für Eure Agentur?
Binder: Wir sind sehr aktiv in dem Bereich und konnten durch viele Projekte wichtige Erfahrungen sammeln. Wir haben Employer-Branding-Kampagnen unter anderem für Resch&Frisch, das Rote Kreuz Niederösterreich, das Diakoniewerk und für das Haus der Barmherzigkeit mit 2.000 Mitarbeitern gestaltet.
Wie unterstützt Ihr Unternehmen beim Employer Branding?
Binder: Es geht uns um echte Authentizität in der Entwicklung der Arbeitgebermarke. Wir analysieren, wir helfen in der Umsetzung – aber wir wollen mit unseren Kunden auch schon den nächsten Schritt gehen. HR verändert sich massiv – weg von der verwaltenden Abteilung hin zu strategischen Units. Große Konzerne wie Aldi und adidas haben schon vor Jahren neue Abteilungen gegründet, um sich diesem Wandel anzupassen und international die Topleute anzusprechen. Diversity, Equity und Inclusion sind die Schlagworte, die von Unternehmen auch ernst genommen werden müssen.
Hat das auch etwas mit Generation Z zu tun?
Binder: Bei der Generation Z geht es viel mehr um Purpose und um Unternehmenswerte als um reinen Profit. Unternehmen, die in den alten Angewohnheiten bleiben und Mitarbeiter nur mit Vergünstigungen und Gehalt locken, werden damit keinen langfristigen Erfolg haben. Die Jungen wechseln dann schnell wieder zu einem anderen Unternehmen. Arbeitgeber müssen sich mit echter Unternehmenskultur und Werten auseinandersetzen, statt mit schönen Buzzwords zu werben.