Schwarzarbeit auf höchstem Level
Inhalt
- Anderes Jobprofil als vor 20 Jahren
- Viele Aufgaben sind vom Rauchfangkehrer zu erfüllen
- Energieberatung spart Geld
- Outfit ist Teil der Rauchfangkehrer-Identität
- Quereinsteiger und Lehrlinge
- Anspruchsvolle Lehrabschlussprüfung
Seit wann es den Beruf des Rauchfangkehrers bzw. Schornsteinfegers gibt, lässt sich nicht exakt feststellen. Die frühesten Hinweise finden sich bereits im späten Mittelalter, als in dicht bebauten Städten professionelle Helfer benötigt wurden, um offene Feuerstellen und Rauchabzüge sauber zu halten. Als älteste urkundliche Erwähnung in Österreich gilt jedoch jene aus dem Jahr 1512, als Kaiser Maximilian I. Hans von Mailand zum ersten offiziellen Rauchfangkehrer Wiens ernannte. Diese Zunftzugehörigkeit wurde später auch in zahlreichen landesfürstlichen Ordnungen bestätigt, etwa in der Niederösterreichischen Feuerpolizeiordnung von 1677, die die regelmäßige Reinigung von Rauchfängen verpflichtend machte. In den über 500 Jahren hat sich viel geändert. Die Art des Heizens hat sich grundlegend gewandelt – vom offenen Feuer über den Kachelofen bis hin zu modernen Biomasse- und Gasheizanlagen. Auch Brandschutzvorschriften wurden unzählige Male überarbeitet, besonders im 19. und 20. Jahrhundert, als die Urbanisierung neue Risiken mit sich brachte.
Anderes Jobprofil als vor 20 Jahren
Heute spielen gesetzliche Normen im Bereich des Umwelt- und Emissionsschutzes eine zentrale Rolle. Diese Veränderungen haben auch vor dem Beruf des Rauchfangkehrers nicht haltgemacht – im Gegenteil. Viele fragen sich daher: Brauchen wir die „Men in Black“ überhaupt noch? Und wie wird sich das Berufsbild weiterentwickeln? Gerhard Hofer, Landesinnungsmeister der oberösterreichischen Rauchfangkehrer, meint dazu: „Natürlich hat sich das Jobprofil meines Berufsstands in den vergangenen 20 Jahren gewaltig gewandelt. Gerade im städtischen Bereich sind viele Kamine nicht mehr im Einsatz und müssen nicht mehr gekehrt werden. Obwohl es wegen des Trends zu Kaminen und Kachelöfen zeitweise auch anders aussieht.“
Viele Aufgaben sind vom Rauchfangkehrer zu erfüllen
Für Hofer ist der Rauchfangkehrer im 21. Jahrhundert längst zu einem vielseitigen Berater für Haus- und Wohnungsbesitzer geworden. Der Beruf umfasst heute deutlich mehr als das klassische Kehren. „Unsere Berufsgruppe fungiert als Energieberater, gibt Tipps für effizientes Heizen und ist Ansprechpartner bei Fragen zu Brand- bzw. Umweltschutz.“
Die Innung verweist zudem darauf, dass Rauchfangkehrer in Österreich eine behördlich anerkannte sicherheitstechnische Funktion erfüllen – ähnlich wie Ziviltechniker im Baubereich.
Energieberatung spart Geld
Gerade im Bereich der Energieberatung – etwa beim gesetzlich vorgeschriebenen Kesseltausch, bei Effizienzsteigerungen oder der thermischen Gebäudesanierung – haben sich für die oberösterreichischen Rauchfangkehrer in den letzten Jahren zahlreiche neue Aufgabenfelder eröffnet. „Eine Energieberatung bei einem Rauchfangkehrer kostet im Durchschnitt 50 bis 70 Euro, abhängig vom Aufwand. Dadurch ersparen sich Haus- und Wohnungsbesitzer bzw. Mieter aber langfristig viel Geld“, erklärt Hofer.
Auch Förderstellen wie die Energieberatung des Landes Oberösterreich oder die Initiative „Raus aus Öl und Gas“ verweisen häufig auf die Zusammenarbeit mit lokalen Rauchfangkehrern.
Outfit ist Teil der Rauchfangkehrer-Identität
Und wie sieht es mit dem Berufsbild an sich aus? „Der Rauchfangkehrer ist in der österreichischen Gesellschaft noch immer hoch angesehen. Schließlich bringen wir den Menschen Glück“, erklärt Hofer mit einem Lachen. Das ist auch der Grund, warum der Innungsmeister immer in der allseits bekannten schwarzen Rauchfangkehrer-Uniform seinen Dienst versieht: „Auch wenn wir nicht mehr so häufig in einen Kamin klettern, unser Outfit ist ein Teil unserer Identität und die Menschen erkennen uns daran. Moderne Uniformen sind übrigens nicht nur traditionell, sondern vor allem flammbeständig und funktionell, was für die Arbeit an heiztechnischen Anlagen unerlässlich ist.“
Quereinsteiger und Lehrlinge
Nachwuchssorgen gibt es in der Berufsgruppe der Rauchfangkehrer nur wenige. Dafür sind neben Quereinsteigern, die erst in späteren Jahren den Beruf für sich entdecken, vor allem zahlreiche Lehrlinge verantwortlich wie etwa Julian Tolle aus Gmunden. Der junge Oberösterreicher, der vor Kurzem seine Gesellenprüfung ablegte, holte 2025 in der Landesberufsschule Murau (Steiermark) den ersten Preis beim Bundeslehrlingswettbewerb der Rauchfangkehrer.
Tolle erzählt: „Ich bin am Land aufgewachsen und hatte daher schon früh eine Beziehung zum Thema ‚Heizen‘. Daher war es nach der Polytechnischen Schule naheliegend, mich für den Beruf des Rauchfangkehrers zu entscheiden.“
Anspruchsvolle Lehrabschlussprüfung
Der frisch gebackene Rauchfangkehrer Tobias Tolle, der seine Lehre bei der Simon Ferstl KG in Gmunden absolviert hat, ist vom Beruf begeistert: „Extrem abwechslungsreich und anspruchsvoll!“ Das habe bereits die Lehrabschlussprüfung gezeigt, erzählt der Ausgezeichnete: „Wir mussten unter anderem Mängel erkennen, Brandschutzfragen beantworten und Emissionen messen. Eine Herausforderung!“