Direkt zum Inhalt
Sargon Mikhaeel
Sargon Mikhaeel
SARAH KATHARINA PHOTOGRAPHY

2025: The Best is Yet to Come

27.02.2025 um 08:29, Jürgen Philipp
min read
Seit 2019 erzielte die Artgroup ein Rekord­ergebnis nach dem anderen. CEO Sargon Mikhaeel verrät, wie strategisches Marketing zum Erfolg führt.

CHEFINFO: Aktuell scheint überall wirtschaftlich schlechte Stimmung zu herrschen. Wirtschaft hat aber viel mit Stimmung zu tun. Braucht es so etwas wie ­Stimmungsmarketing?
Sargon Mikhaeel: Es gibt die eine oder andere Branche, der es richtig schlecht geht, aber vielen geht es weit besser, als man glauben würde. Das sehen wir in unserer Branche bzw. in unserem Unternehmen. Vergangenes Jahr war unser ­bestes Jahr. Wir haben alle Umsatz-Zuwachserwartungen übertroffen. Es ist auch nicht meine Art, davon auszugehen, dass das Jahr 2025 ohnehin zum Vergessen wird. Ich gehe davon aus, dass es ein starkes Jahr wird und es sieht aus heutiger Sicht auch so aus. Wir schauen immer auf die Möglichkeiten und Chancen statt auf Probleme. Das Marketingbudget ist eines der ersten Dinge, bei denen gespart wird, aber das war für uns nicht spürbar. Dabei sind wir nahe an den Kunden dran und mit ihnen strategisch verbunden. Nur ganz wenige haben das Budget reduziert, ein einziger hat alles gestoppt. Die meisten aber nutzen die Zeit und investieren gerade jetzt. Krisenzeiten sind auch Zeiten der Innovation, des Hinterfragens, des Neuanstoßens und des Neuentwickelns. Was haben wir davon, wenn wir nur jammern? Das bringt uns nicht weiter. Man muss immer die Chancen und Potenziale sehen.

Die gesamte Marketingbranche konzentrierte sich in den vergangenen Jahren auf Employer Branding. Nun entspannt sich der Arbeitsmarkt, die Arbeitslosenzahlen steigen. Bedeutet das das Ende von Employer Branding?
Mikhaeel: Ich warne dringend davor,  nicht mehr in Employer Branding zu investieren. Das wäre ein riesiger ­Fehler und die Unternehmen würden das bereuen. Employer Branding ist viel mehr, als einfach mehr Bewerbungen zu bekommen. Employer Branding bedeutet auch, dass ich mich als Unternehmen um meine Leute kümmere, dass ich ihnen ordentliche Rahmenbedingungen ­biete und meine bestehenden Leute halte. Wir schauen uns mit dem Kunden den Prozess an, schauen uns die Stärken und Schwächen an und gehen dann erst in den Außenauftritt. Unternehmen wollen ja nicht einfach nur freie Jobs besetzen, sondern sie wollen die Besten dafür. Das muss man also extrem ernst nehmen. Aus Sicht der Marke gibt es zwei Perspektiven zu betrachten. Die Brand muss mit den bestehenden Mitarbeitern kommunizieren und mit künftigen. Das Thema bleibt also immer und daher appelliere ich ganz deutlich, auch weiterhin Employer Branding zu betreiben, egal, ob es einem der Markt leicht macht oder nicht.

"Kunden sparen nicht beim Marketing, weil sie faktenbasiert sehen, was ihnen das Investment bringt. Sie können gar nicht darauf verzichten".

Wir sprechen immer mehr von Deindustrialisierung und steigendem Stellenwert von Dienstleistern und der Kreativbranche. Ist der Stellenwert der Kreativbranche tatsächlich gestiegen?
Mikhaeel: In den vergangenen 15 Jahren haben sich Agenturen stark in Richtung Berater entwickelt – als strategischer Sparringspartner. In den 1990ern waren wir noch die „Werbefuzzis“, jetzt sind wir immer mehr Strategen. In der Werbebranche sind wir Unternehmen immer eine Spur voraus, etwa bei der Digitalisierung. Werbung und ­Kommunikation greifen in alle Bereiche der ­Unternehmen ein, daher haben wir vielleicht mehr Gewicht als vor 20 Jahren. Wir haben uns ab 2018 intensiv dem Performance-Marketing verschrieben. Die ­Kreatividee bleibt das Herzstück, ebenso wie die ­Positionierung. Doch beim Performance-Marketing ist man von Zahlen und Daten getrieben. Die sind nun genauso wichtig. Sie zeigen auf, ob eine Strategie funktioniert oder nicht. Damit testen wir Vertriebswege und -kanäle aus. Das war vor einigen Jahren nicht unser Bier. Mittler­weile sind wir da ganz tief drinnen. Der Weg war richtig. Seit 2020 haben wir uns als ARTGROUP personell und beim Umsatz verdoppelt und das in einem wirtschaftlich herausfordernden Umfeld. Kunden sparen nicht beim Marketing, weil sie faktenbasiert sehen, was ihnen das Investment bringt. Sie können gar nicht darauf verzichten. Es bringt ihnen viel zu viel. Wir arbeiten mit vielen Kunden schon lange zusammen. Wir kennen ihr Geschäft und können ihnen daher auch in Krisenzeiten helfen. Das ist sicher mit ein Grund, dass wir 2024 ein Rekordjahr verzeichnen konnten. Dazu gab es einige Highlights. So konnten wir eine neue Kampagne für delfort launchen, Influencer-Marketing für Gardena umsetzen und zum zweiten Mal in Folge die Sponsorenbetreuung für „LIDO Sounds“ in Linz verantworten. Das macht besonders Freude, weil sich das Festival etabliert hat und einen großen wirtschaft­lichen Impact auf die Stadt Linz hat.

Sie selbst haben Migrationshintergrund, kamen als Neunjähriger vom Irak nach Linz. Wie wichtig ist Ihnen daher Diversity?
Mikhaeel: Sie ist extrem wichtig. Egal, ob es um Herkunft, Religion, sexuelle Orientierung, Geschlecht oder Alter geht. In der Agentur hat jeder Platz. Je unterschied­licher die Charaktere und Persönlichkeiten, desto breiter ist der Blick auf alles. Wir müssen in unserer Branche verschiedene Perspektiven einnehmen. Das geht nur mit einem möglichst diversen Team. Das funktioniert übrigens bestens, wenn man den Mitarbeitern Vertrauen und Freiheiten schenkt und ihnen gleichzeitig Verantwortung überträgt. So kann jeder persönlich wachsen. Das zeigt sich auch bei den Arbeitszeiten. Wir haben einen Frauenanteil von 60  Prozent, viele von ihnen sind junge Mütter. Es muss bei uns keine Sorge haben, wenn ihr Kind krank wird. Dieses Vertrauen und diese Freiheit werden uns mit Leistung und Loyalität zurückgezahlt. Diver­sity zahlt sich also aus. 

more