Direkt zum Inhalt
Klaus Fronius, Unternehmer
Klaus Fronius, Unternehmer
Klaus Fronius, Unternehmer
Wakolbinger

Erfinder und Biobauer

05.06.2025 um 15:26, Klaus Schobesberger
min read
Vor 13 Jahren ist Klaus Fronius aus seinem Unternehmen ausgestiegen, um sich neuen Zielen zuzuwenden. Nun forscht er an der Wasserstoffrevolution.

Inhalt

Klaus Fronius ist nicht nur eine der bekanntesten Unternehmer­persönlichkeiten des Landes – er ist auch Biobauer, Erfinder und Menschenfreund. Seit 2002 betreibt er das Schlattbauerngut, ein landwirtschaftliches Anwesen in Ried im Traunkreis, das Besuchern einen herrlichen Ausblick auf den Traunstein bietet. Mitarbeiter seiner Claudius KG produzieren auf dem Anwesen Öle und Essige aus biologischer Landwirtschaft, ­füllen sie in professionell gebrandeten Flaschen ab. Verkauft werden die Produkte im Hofladen, über einen eigenen Onlineshop sowie im Lebensmittelhandel. In einem Showroom samt Verkostungstheke werden Besuchern die Philosophie des Hauses und die gesundheitliche Wirkung von Schwarzkümmelöl und Co nähergebracht. Die markanten Papier­laschen an den Flaschenhälsen werden in Zusammenarbeit mit einem Sozialverein von beeinträchtigten Personen gefertigt. Das Produktsortiment wird laufend erweitert. Neu im Programm sind etwa Tierfutterzusatz – oder Olivenöl, das vor Ort kalt gepresst wird. Die Oliven liefert eine kleine Biolandwirtschaft aus Griechenland. Klaus Fronius, der im nächsten Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, kennt den Begriff „Ruhestand“ nicht. Um körperlich fit zu bleiben, unternimmt er regelmäßig Ausflüge mit seinem E-Rennbike zum Almsee. 
 

Wasserstoff aus Magnesium

Auch in anderen Bereichen ist der Unternehmer äußerst aktiv. 45 Jahre lang hat der erfinderische Netzwerker maßgeblich zum Aufbau des von seinem Vater gegründeten Weltunternehmens ­Fronius International beigetragen. 2012 zog er sich aus der Firma zurück, um sich im Rahmen der Grünland Innovations GmbH seiner zweiten Leidenschaft auf dem Schlattbauerngut zu widmen: der kostengünstigen Erzeugung, Nutzung und Speicherung von grünem Wasserstoff. In einem öffentlich nicht zugänglichen Bereich leistet ein kleines Team von Technikern seit sechs Jahren einen Beitrag zur Energie-Revolution. Gearbeitet wird an einem Hydrolyse-Reaktor für den Haushalt, der überschüssige Energie aus Photovoltaik-Anlagen speichert und bei Bedarf wieder nutzt. Es blubbert und surrt im Laborbereich des Schlattbauernguts. Das System erzeugt Strom und Wärme und soll am Ende Batteriespeicher und Wärmepumpe überflüssig machen. Der Prozess dahinter ist reine Chemie: Magnesium in Verbindung mit verdünnter Essig- oder Zitronensäure erzeugt Wasserstoff, der über eine Brennstoffzelle in Gleichstrom umgewandelt und via Wechselrichter dann für Haushaltsanwendungen zur Verfügung steht. „Als wir mit den ersten Versuchen in diesem Projekt begonnen haben, wurde mir klar, dass das Thema der Wirtschaftlichkeit damit gelöst sein ­könnte. Denn wir haben errechnet, dass wir Wasserstoff für unter einen Euro pro Kilogramm herstellen können. Daraus ergibt sich ein Preis von rund 16 Cent pro Kilowattstunde – das wäre wirklich ein Durchbruch – oder: die Quadratur des Preises“, sagt Fronius.
 

Begehrt in ganz Österreich: die hochwertigen Öle und Essige von Klaus Fronius.
Begehrt in ganz Österreich: die hochwertigen Öle und Essige von Klaus Fronius.

Revolutionäres Denken

Der Tüftler Fronius hat in den 1970er Jahren die Schweißtechnologie revolutioniert und beschäftigt sich mit derselben Akribie seit 30 Jahren mit dem Thema „Wasserstoff“. Bereits vor 25 Jahren wurde in Wels das erste energie­au­tarke Haus von Fronius betrieben. „Wir wollten damals herausfinden, ob es überhaupt möglich ist, mit Wasserstoff Energie zu erzeugen und ein Haus damit ­autark zu versorgen. Das ist uns gelungen, wir konnten es beweisen“, erinnert sich Fronius. Allerdings bedeuteten Kosten von 200.000 Euro für so eine Anlage das Ende des Projekts. Auch die Wasserstofftankstelle des Unternehmens in Thalheim bei Wels wurde 2022 aus Kostengründen aufgegeben. „Das Tanken mit Wasserstoff ist derzeit ein wahrer Hindernislauf, der einiges an Geduld und Gelassenheit vom Fahrer abverlangt“, sagt Klaus Fronius. 9,50 Euro zahlte er für den Kilogramm Wasserstoff lange Zeit. Ein Kilogramm Wasserstoff entspricht einer Reichweite von etwa 110 Kilometern und ungefähr sieben Litern Benzin. Im September 2023 hat die OMV den Preis für den Kilo Wasserstoff auf 27 Euro erhöht, damit war das Wasserstofftanken nicht mehr wirtschaftlich. Inzwischen hat der Energieversorger angekündigt, alle Wasserstofftankstellen in Österreich zu schließen. „Die derzeitige Situation zeigt, dass Wasserstoff-Technologien nur dann auf Akzeptanz stoßen, wenn sie auch wirtschaftlich vertretbar sind“, sagt Fronius.
 

Der bald 80-jährige Klaus Fronius hält sich mit Ausfahrten auf seinem E-Rennbike fit.
Der bald 80-jährige Klaus Fronius hält sich mit Ausfahrten auf seinem E-Rennbike fit.

Vorsprung durch Technik

Insofern sieht sich der Unternehmer mit seinem Wasserstoff-Projekt auf dem richtigen Weg. Das verwendete Magnesium ist ein Abfallprodukt aus der Autoindustrie. Dort wird es aufgrund seiner Leichtigkeit, Festigkeit und guten Gießeigenschaften vielfältig eingesetzt. „Anders als bei anderen Metallen geht hier praktisch nichts verloren, wenn der Recyclingprozess beginnt. Niemand hat bisher darüber nachgedacht, das Magnesium in diesem Maße wiederzuverwerten. Das wäre in der Tat eine Welterfindung. Wir sehen, dass die Nachfrage nach Wasserstoff in Österreich stark zunimmt – etwa in der Stahlindustrie oder in Papier­fabriken, wo man nach kostengünstigeren Energielösungen sucht. Mein Projekt soll dazu beitragen, Wasserstoff-Technologien in diesem Kontext wirtschaftlich attraktiv zu gestalten“, sagt Fronius. Bis Ende 2026 fließen etwa drei Millionen Euro in das Projekt. 500.000 Euro kommen von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, 2,5 Millionen Euro investiert Klaus Fronius. „Unser Ziel ist es, bis dahin zwei einsatzbereite ­Prototypen zu entwickeln, mit denen wir Wasserstoff für unter einen Euro pro Kilowattstunde erzeugen können.“ Recycling statt Rohstoffen und europäisches Know-how in Verbindung mit Energiegemeinschaften: „Da können auch die Chinesen nicht mehr mit“, ist Fronius überzeugt.

more