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Herbert Eibensteiner, Thomas Saliger, Max Hofmarksrichter und Klaus von Moltke
Herbert Eibensteiner, Thomas Saliger, Max Hofmarksrichter und Klaus von Moltke
voestalpine, xxxlutz, Hofer, hofer kg, BMW Group Werk Steyr, Midjourney / Nadine, Cidmart / iStock / Getty Images Plus

Die TOP 300 Unternehmen Österreichs

16.12.2025 um 09:32, Melanie Rainer
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Das sich zu Ende neigende Jahr hat deutliche Spuren in Wirtschaft, Gesellschaft – und in den Top 300 hinterlassen.

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Gibt es in der aktuellen Wirtschaftslage überhaupt so etwas wie ein Happy  End? Markus Marterbauer lässt daran keinen Zweifel. Der SPÖ-Finanzminister betont bei praktisch jedem öffentlichen Auftritt, dass er das Budget im Griff habe und das Licht am Ende des Tunnels keine Fata Morgana sei. „Die Rezession ist seit einigen Monaten vorbei, das Wirtschaftsforschungsinstitut hat seine ­Prognosen für dieses Jahr bereits zweimal nach oben korrigieren müssen. Die Industrie­produktion steigt trotz Rückschlägen leicht an, und die Stimmungsindikatoren der Industriebetriebe haben sich markant verbessert“, sagte er bei einer Veranstaltung der Hypo Oberösterreich im ­Linzer Design Center. „In diesem Jahr ist selbst ein kleiner Lichtstrahl viel wert“, pflegt auch Christoph Teller das ­Prinzip Hoffnung. Der Wirtschaftsprofessor an der Johannes Kepler Universität Linz erwartet auf Basis einer breit angelegten Konsumentenbefragung ein kleines Plus für das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel. 2,35  Milliarden Euro wollen die Österreicher heuer für Geschenke ausgeben – und das trotz oder gerade wegen der schlechten Stimmung. Entscheidend sei für Teller nicht die absolute Höhe, sondern die Signalwirkung: „Ohne Impulse aus dem privaten Konsum wird ein nachhaltiger wirtschaftlicher Aufschwung kaum zu schaffen sein.“ Seine Bilanz: ein ­Happy  End – allerdings mit Sorgenfalten.
 

„Raunz ned, kauf!“ … Frau und Herr Österreicher shoppen gegen die schlechte Stimmung. Für ­Geschenke werden heuer an ­Weihnachten 2,35 Milliarden Euro ausgegeben. Ein wichtiges Signal für den zarten Aufschwung.

Eine Weihnachtserzählung

Die Weihnachtserzählung ist eine brauchbare Parabel für das politisch Machbare in Österreich. Welchem „Stern“ die Dreierkoalition aus ÖVP, SPÖ und NEOS folgt, um das Land aus der längsten Rezessionsphase der Zweiten Republik zu führen, ist nicht überliefert. Nach neun Monaten gemeinsamen Irrlichterns hat sich die Regierung jedoch zu Entscheidungen durchgerungen, die vor allem auch eines haben: Signalwirkung. Von echter Aufbruchstimmung sind wir noch weit entfernt. Die Konsumlaune der Bürger bleibt verhalten, die Investitionsbereitschaft der Unternehmen liegt am Boden. Daran wird auch das Prestigeprojekt der NEOS wenig ändern. Mit den 113 Maßnahmen des „Entbürokratisierungspakets“ haben sich die Regierungsparteien die Latte eher niedrig als hoch gelegt. Aber immerhin gibt es mit Sepp Schellhorn erstmals einen Staatssekretär für Deregulierung – und selbst seine Kritiker müssen zugestehen: Er hat geliefert. Allerdings nicht mit der Kettensäge eines Javier Milei, sondern mit der Nagelschere eines Pedikeurs. Auch die „Durchbrüche“, die die Regierung bei den Stromgesetzen und beim Stabilitätspakt zwischen Bund und Ländern feiert, sind in Wahrheit nur ein erster Schritt. Echten Mehrwert für Bürger und Budget würden erst Maßnahmen bringen, wie die Zusammenlegung der 27 Netzgesellschaften oder eine echte Föderalismus-Reform – deren Grundzüge ­übrigens schon im Österreich-Konvent von 2005 formuliert wurden.
 

Anlauf gegen das Bürokratie-Monster: Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP), Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) verkünden am 3. Dezember die Entrümpelung von 113 Vorschriften.

Eine neue Zeitrechnung

Der neue Österreichische Stabilitätspakt (auch „15a-Vereinbarung“ genannt) regelt die Umsetzung der EU-Fiskalregeln auf nationaler Ebene. Ab 2026 beginnt für die Bundesländer eine neue ­Zeitrechnung: Von Vorarlberg bis ins Burgenland müssen die Landesregierungen monatlich Cashflow-Daten an den Bund liefern, um künftig „Überraschungen“ wie die aktuelle zu vermeiden – als Länder und Gemeinden kurz vor der Deadline mehrere Milliarden Euro zusätzliches Defizit meldeten und damit den Maastricht-Pfad von Finanzminister Marterbauer (unter drei Prozent des BIP) ins Wanken brachten. Das Minus von Ländern und Gemeinden wird 2026 nicht kleiner, sondern größer ausfallen als ursprünglich geplant. Hauptgrund sind die Gesundheits-Rekordbudgets: Die Ausgaben für Spitäler laufen aus dem Ruder, bringen Patienten aber keine kürzeren Wartezeiten. Lässt sich so auf Dauer ein Staat führen? Eher nicht. Während heimische Industrieunter­nehmen sich in der Krise binnen weniger Monate an neue geopolitische und weltwirtschaftliche Realitäten anpassen müssen, glänzen Bund und Länder vor allem durch gegenseitiges Schuldzuweisen und Beharrungsvermögen. Es gilt nach wie vor die alte Regel: Das Umsetzungsproblem in der Wirtschaftspolitik ist um Größenordnungen größer als das Erkenntnisproblem.
 

I oder i? Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) im Rahmen eines Presse-Statements vor den Verhandlungen zum Stabilitätspakt zwischen Bund und Ländern am 28. November.

Der Untergang muss warten

Aber zurück zum Happy End. Haben wir Grund, das Jahr 2026 mit Optimismus zu begrüßen? In einer Hinsicht ganz sicher: Die österreichische Nationalmannschaft nimmt erstmals seit 28  Jahren wieder an einer Fußball-Weltmeisterschaft teil. In der Gruppe mit Argentinien, Algerien und Jordanien sind die Chancen auf ein Weiterkommen gar nicht schlecht. Bei der Gruppenauslosung im ­Kennedy Center in Washington, D. C., setzte sich auch einer in Szene, der das Jahr 2026 weltpolitisch prägen dürfte: Donald Trump. Die USA feiern am 4. Juli ihren 250.  Unabhängigkeitstag im XXL-Format, im November stehen die Midterm-Wahlen an. Dann wird sich zeigen, ob die liberale Demokratie tatsächlich von einem neuen Autoritarismus bedroht ist. 2025 war das Jahr, in dem eine alte Weltordnung endgültig zu Ende ging. 2026 werden die Konturen der neuen Geopolitik schärfer sichtbar. Donald Trump hat jahrzehntealte Normen und Institutionen zertrümmert, seine Zölle haben dem multilateralen Handelssystem schwer zugesetzt. Im Inland ließ er Soldaten in von Demokraten regierte Städte einrücken, brachte Universitäten durch Mittelkürzungen und Drohungen unter Kontrolle und griff die ­Unabhängigkeit der Federal Reserve an. Die Anfang Dezember präsentierte Sicherheitsstrategie macht deutlich, dass Trump auf Europa und die Moral pfeift. Die große Frage lautet, ob der KI-Boom und ein weiterhin starker Aktienmarkt die angeschlagene US-Wirtschaft auch 2026 noch tragen können. Andererseits hat die Weltwirtschaft den Untergangspropheten in den vergangenen Jahren wiederholt ein Schnippchen geschlagen. Als die Corona-Pandemie ausbrach, rechneten viele mit einer jahrelangen Depression – stattdessen folgte eine schnelle, wenn auch inflationäre Erholung.
 

Boom or Bust? Die große Frage lautet, ob der KI-Boom und ein weiterhin starker Aktienmarkt die angeschlagene US-Wirtschaft auch 2026 noch tragen können. Im Bild: Jensen Huang, CEO von Nvidia, dem aktuell wertvollsten Börsenunternehmen der Welt.

Muskelaufbau in der EU-Kraftkammer

Ein Blick zurück gibt jedenfalls auch Anlass zur Zuversicht. Vor einem Jahr stand der Motorradhersteller KTM nach einem Insolvenzantrag vor dem Aus. Seit dem 28. Juli laufen in Mattighofen wieder alle Bänder auf Hochtouren – zunächst im Einschichtbetrieb. Der Lagerbestand von fast einer Jahresproduktion wird derzeit abgebaut, und das schneller als geplant. Der neue Eigentümer, der indische Fahrzeughersteller Bajaj, hat zugesagt, die ­Produktion in Österreich zu belassen. Ein Grund dafür ist offensichtlich: Österreich bringt weiterhin alle Voraussetzungen für eine starke Wirtschaft mit – beste Infrastruktur, ein hervorragendes Bildungssystem, exzellente Forschung, sozialen Frieden, gesellschaftlichen Zusammenhalt und das duale Ausbildungssystem. Strukturelle Reformen können das Land wieder in Schwung bringen. Auch die Europäische Union muss sich endlich bewegen und ihre Hausaufgaben machen. „Europa hat Unternehmen verjagt, Investitionen verdrängt und Innovation abgewürgt“, sagt Jamie Dimon, Chef von JPMorgan, der wohl einflussreichsten Bank der Welt. Ein wirtschaftliches und politisches Muskelaufbau-Programm ist dringend nötig. Der ehemalige EZB-Chef Mario ­Draghi hat mit seinem Bericht zur „Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit“ eine brauchbare Anleitung geliefert. Jetzt müssen die 27  EU-Staaten die Empfehlungen nur noch umsetzen – und alles wird gut. Oder zumindest fast alles.

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