Der Wert des Wildes
Inhalt
- Wichtige Wertschöpfung
- Gemeinnützige Leistungen
- Der wirtschaftliche Wert des Fleisches
- Gesundes Lebensmittel
- Kein Privileg
- Netzwerken ist möglich
- Wichtige Unterschiede
- Das Thema „Geld“
Oberösterreich ist ein Land der Jäger. Immerhin gehen fast 22.000 Herren und Damen hierzulande auf die Pirsch, kümmern sich um die Erhaltung der Lebensräume des Wildes oder erfüllen andere Aufgaben. Doch wie sieht es mit der wirtschaftlichen Seite der Jagd aus? Keine leicht zu beantwortende Frage, wie Christopher Böck, Landesgeschäftsführer des Oberösterreichischen Landesjagdverbands, erklärt: „Pachten, Abschussverkäufe, Steuern, der Kauf von Bekleidung, Gewehren, Messern und der Verkauf des Wildbrets lassen sich nur schwer in einer einzigen Zahl zusammenfassen.“
Wichtige Wertschöpfung
Eine der wenigen Studien, die die volkswirtschaftliche Bedeutung der Jagd untersuchte, stammt auf dem Jahr 2017. Nach der Untersuchung durch Universitätsprofessor Friedrich Schneider von der Johannes Kepler Universität betrug die Wirtschaftsleistung damals rund 800 Millionen Euro. Oberösterreichs Anteil bezifferte Schneider mit 15 Prozent oder 110 Millionen Euro. Böck: „Rechnet man die Inflation dazu, schätze ich, dass man heute auf eine österreichweite Wertschöpfung von einer Milliarde Euro kommt. Für Oberösterreich wären das 150 Millionen.“
Gemeinnützige Leistungen
Ein für Böck unterschätzter Wert sind die gemeinnützigen Leistungen, die die Jägerschaft erbringt: „Die oberösterreichischen Jäger erbringen pro Jahr rund 1,6 Millionen Stunden für die Gemeinschaft, dazu zählt unter anderem die Mitwirkung an Renaturierungsprojekten. Das bedeutet einen Wertschöpfungsbeitrag von etwa 36 Millionen Euro.“
Der wirtschaftliche Wert des Fleisches
Der Großteil der Bevölkerung denkt im Zusammenhang mit der Jagd wohl in erster Linie an das Wildbret. Wie viel man für ein Kilo Reh-, Hirsch- oder Wildschweinfleisch bekommt, hängt von vielen Faktoren ab, wie Josef Rathgeb, Bezirksjägermeister von Urfahr-Umgebung, erklärt: „Es macht einen Unterschied, ob ich ein Reh an einen Wildbret-Händler oder an die Gastronomie verkaufe. Auch ob ich das Tier als Ganzes oder schon veredelt – etwa nur den Rücken – verkaufe.“ So kostet ein Reh in der Decke, das heißt nicht zerlegt und nicht vom Fell befreit, im Durchschnitt rund 4,30 Euro pro Kilo. Für einen Rehrücken sind hingegen schon einmal 30, 40 oder mehr Euro zu bezahlen. Böck sieht in diesem Zusammenhang auch eine Möglichkeit, noch mehr an Wertschöpfung zu lukrieren: „Verarbeitet man Wild weiter – etwa zu Würsten –, lassen sich noch bessere Preise erzielen.“
Gesundes Lebensmittel
In der Jagdsaison 2023/2024 wurden nach Angaben des Oberösterreichischen Landesjagdverbandes über 85.000 Rehe, 1.600 Wildschweine und 4.000 Hirsche erlegt. „Mit den anderen Wildarten – Hasen oder Fasanen – ergibt das eine Million Kilogramm Wildbret, das ein nachhaltiges, gesundes und ausgezeichnetes Lebensmittel darstellt“, erklären Böck und Rathgeb.
Kein Privileg
Stellt sich die Frage, wer in Österreich überhaupt der Jagd nachgehen darf? Böck: „Jagen in Oberösterreich ist kein Privileg. Die Voraussetzung dafür ist die OÖ. Jagdkarte. Um diese zu erlangen, muss der Nachweis eines entsprechenden theoretischen und praktischen Wissens über Jagdrecht, Wildkunde, Wildökologie und Grundzüge der Land- und Forstwirtschaft, Waffen- und Schießkunde, Jagdhunde oder angewandten Naturschutz erbracht werden.“ Und dass die Absolvierung der notwendigen Jagdprüfung keine leichte Sache ist, bestätigt Franz Auinger, Bezirksjägermeister von Freistadt: „Wer zum Jagen berechtigt ist, der darf mit einer Waffe hantieren und entscheidet, einem Tier das Leben zu nehmen.“ Dementsprechend anspruchsvoll sind auch die Prüfungen. So liegt die Durchfallquote in Oberösterreich bei 10 bis 15 Prozent. Neben der Absolvierung der Jagdprüfung braucht man natürlich ein entsprechendes Revier, um auf Pirsch zu gehen: „In Oberösterreich gibt es etwa Eigenjagdgebiete, das ist eine zusammenhängende jagdlich nutzbare Fläche. Diese Fläche muss mindestens 115 Hektar groß sein. Alle nicht zu Eigenjagdgebieten gehörenden Grundstücke innerhalb einer Gemeinde bilden das genossenschaftliche Jagdgebiet“, erklärt Böck.
Netzwerken ist möglich
Böck möchte in diesem Zusammenhang auch mit einigen Vorurteilen aufräumen: „Direkt bei der Jagd hab ich es noch nie erlebt, dass Geschäfte abgeschlossen werden. Aber natürlich ist die Jagd auch eine Möglichkeit zum Netzwerken, das unterscheidet sich nicht vom Golfen, von der Leidenschaft zu guten Zigarren oder erlesenem Wein.“
Wichtige Unterschiede
Auinger, der die Jagd in erster Linie als Möglichkeit zur Beschaffung von hochwertigen Lebensmitteln sieht, präzisiert die Ansicht Böcks. „Zuerst muss man unterscheiden, um welche Art von Jagd es sich handelt. Ich verwende gerne die Begriffe ‚Verpflichtende Jagd‘ und ‚Hobbyjagd‘. Bei Ersterer geht es unter anderem um die Regulierung des Wildbestands, die Beschaffung von Fleisch und andere wichtige Dinge. Bei der Alternative fast nur um Trophäen, um das Erlebnis.“
Das Thema „Geld“
Im Segment der „Hobbyjagd“ spielt auch Geld eine nicht zu unterschätzende Rolle. „Wie viel ich in diesem Fall für einen Abschuss zahlen muss, hängt von vielen Faktoren ab. Das sind unter anderem Revier oder Alter und Größe des Tieres – so ist es schwierig, auch genaue Euro-Beträge zu nennen.“ Um Kosten zu sparen, gehen viele passionierte Hobbyjäger daher auch in ausländischen Revieren auf Jagd. Auinger: „In Ungarn etwa kostet der Abschuss eines vergleichbaren Hirsches um ein Drittel bis zu drei Viertel weniger.“