Münze Österreich-Chef mahnt Zusammenhalt an
Inhalt
- Weltweit führend in Forschung und Entwicklung
- Gold als Wertanlage und Symbol
- Ein Blick hinter die Kulissen
- Gesellschaft: Alle müssen mithelfen
- Eigeninitiative ist gefragt
Die Münze Österreich verarbeitet an ihrem Standort Am Heumarkt 1 jährlich 50 bis 70 Tonnen Gold und 200 bis 700 Tonnen Silber. Etwa 60 bis 70 Prozent des verarbeiteten Goldes stammt aus Recycling, der Rest aus südamerikanischen Minen.
Weltweit führend in Forschung und Entwicklung
Die Münze beschäftigt fünf KünstlerInnen, die Münzmotive per Hand in Gipsplatten gravieren. Als weltweite Innovation wurden hier korrosionsbeständige Kupfermünzen mit Aluminiumoxid-Beschichtung entwickelt. Handelswissenschafter Gerhard Starsich (64) ist seit Juli 2011 Generaldirektor der Münze Österreich AG.

Gold als Wertanlage und Symbol
Geopolitik im Wandel, steigende Inflation – gute Zeiten für die Münze Österreich?
Gerhard Starsich: Wenn unsere Kunden verunsichert sind, kommen sie zu uns und kaufen Gold. Dieses Jahr hat sehr gut begonnen, die nach Corona angehäuften Bestände bei den Händlern sind wohl fast wieder abgebaut. Und der Goldpreis entwickelt sich auch sehr gut. Ich persönlich glaube, dass der Goldpreis langfristig weiter steigen wird, weil die Goldreserven der Welt, die vernünftig abbaubar sind, langsam zur Neige gehen. Experten sprechen von 15 Jahren.
Von der Wertanlage abgesehen, umgibt Gold auch eine gewisse Mystik.
Gerhard Starsich: In der katholischen Kirche werden bis heute viele Gegenstände aus Gold verwendet, weil sie etwas Edles und Erhabenes ausstrahlen. Bereits im Altertum erkannten die Menschen die Beständigkeit und Unvergänglichkeit von Gold. Interessant ist auch ein historischer Vergleich: Zur Zeit Jesu Christi konnte man mit einer Unze Gold eine schöne Toga kaufen. Heute bekommt man dafür einen edlen Anzug. Das zeigt, wie beständig der Wert von Gold über die Jahrhunderte geblieben ist, während andere Güter sich stark im Preis verändert haben.
Ein Blick hinter die Kulissen
Um die 30 Millionen kleine und große Wiener Philharmoniker in Gold sind weltweit im Umlauf. Darüber hinaus womöglich auch gefälschte?
Gerhard Starsich: Unsere Münzen sind sehr schwer zu fälschen. Die Oberfläche hat eine seidenmatte Optik, die nur sehr aufwendig nachzuahmen ist. Die Münzen unserer Mitbewerber werden daher häufiger gefälscht als Philharmoniker. Auch das macht sie für Kunden attraktiv, da sie auf die Echtheit und Qualität vertrauen können.
Auch die Münze Österreich lebt von Investitionen. Was tut sich in der Produktion?
Gerhard Starsich: Unsere neue Präge- und Verpackungsanlage war ein wichtiger Meilenstein. Bei Gold haben wir viele verschiedene Größen – von der 25tel-Unze bis zur ganzen Unze, dazu noch Dukaten, Gulden und Kronen. Die neue Anlage kann das alles. An einem Tag prägt und verpackt sie Dukaten, und dann zwei Tage lang Philharmoniker. Das hat uns sehr geholfen, die Produktion effizienter zu gestalten.

Gesellschaft: Alle müssen mithelfen
Was sind neben der technischen Seite die gesellschaftlichen Themen, die Sie umtreiben?
Gerhard Starsich: Mir bedeuten Leistung und der Zusammenhalt der Gesellschaft sehr viel. Ich finde, in Österreich müssen wir wieder dahin kommen, dass wir sagen: Wenn es uns allen gut gehen soll, dann müssen alle dabei mithelfen. Das geht nicht, wenn sich die Gesellschaft immer weiter spaltet. Und das Thema Bildung ist zuletzt leider stark in den Hintergrund geraten. Dass ein Schüler, eine Schülerin nach der vierten Klasse Volksschule nicht wirklich lesen oder rechnen konnte – das gab es früher nur in Ausnahmefällen. Das ist heute ganz anders.
Warum ist gerade finanzielles Wissen so wichtig?
Gerhard Starsich: Viele Menschen lassen sich auf windige Finanzangebote ein, weil sie sich einfach nicht auskennen. Durch mehr Finanzbildung könnten solche Fehlentscheidungen vermieden werden. Wir empfehlen unseren Kunden zum Beispiel, maximal 10 bis 15 Prozent ihres Vermögens in Gold anzulegen. Es sollte nur ein Teil eines ausgewogenen Portfolios sein.
Eigeninitiative ist gefragt
Was kann die Münze konkret dazu beitragen, die Gesellschaft ein wenig besser zu machen?
Gerhard Starsich: Durch unsere Transparenz in der Kommunikation und Aufklärung über unsere Produkte und Märkte wollen wir die Menschen mündiger machen. Statt auf den Staat oder Unternehmen zu warten, müssen wir wieder mehr Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft in der Gesellschaft fördern. Nur so können wir gemeinsam die Herausforderungen meistern.
Was mich am meisten an der Münze fasziniert …?
Gerhard Starsich: … ist dieses Zusammenspiel zwischen High-Tech und der Tradition. Den Betrieb gibt es seit seiner Gründung durch die Babenberger im Jahr 1194. Heute sind wir wahrscheinlich die modernste Münzstätte der Welt. Das ist ein interessantes Spannungsfeld.