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Porträt
Edeltraud Stiftinger, Vize-Gouverneurin der Österreichischen Nationalbank
Edeltraud Stiftinger, Vize-Gouverneurin der Österreichischen Nationalbank
Evelyn Lynam

Österreichs Leistungsbilanz kann sich sehen lassen

06.05.2025 um 14:45, Andrea Schröder
min read
Trotz schwacher Weltwirtschaft und zunehmender Unsicherheiten konnte Österreich im Jahr 2024 laut OeNB ein deutliches Plus in der Leistungsbilanz erzielen.

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Der Überschuss belief sich auf 11,7 Milliarden Euro, was 2,4 % der gesamten Wirtschaftsleistung (BIP) entspricht. Dieses Ergebnis zeigt: Österreichs Wirtschaft ist im Außenhandel weiterhin stark.

Hohe Wettbewerbsfähigkeit

OeNB Vize-Gouverneurin Edeltraud Stiftinger: „Das Leistungsbilanzplus des Jahres 2024 in Höhe von 11,7 Mrd EUR (2,4 % des BIP) wurde in einem äußerst herausfordernden, rezessiven Wirtschaftsumfeld sowie unter dem Eindruck budgetärer Belastungen und eines gebremsten Welthandels erzielt." Und weiter:

Es reiht sich in eine lange Serie von Überschüssen ein und belegt damit die langfristig hohe Wettbewerbsfähig der heimischen Exportwirtschaft.

Edeltraud Stiftinger
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Güterüberschuss: Entwicklung seit 2014

Güterhandel und Tourismus als Wirtschaftsmotoren

In Zahlen:

Güterhandel: Auch wenn die Ein- und Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahr sanken, blieb unter dem Strich ein deutliches Plus. Die Exporte gingen um 4,1 % zurück (auf 189,5 Mrd EUR), die Importe sanken noch stärker – nämlich um 6,2 % (auf 181,6 Mrd EUR). So ergab sich ein positiver Außenbeitrag von 13,8 Mrd EUR (2,9 % des BIP).

Tourismus: Österreich erreichte wieder das Gästeaufkommen wie vor der Corona-Pandemie. Insgesamt gaben ausländische Besucher:innen 24,3 Mrd EUR aus – etwa 213 EUR pro Nacht im Schnitt. Trotz gestiegener Ausgaben der Österreicher:innen im Ausland blieb ein Tourismus-Überschuss von 8,6 Mrd EUR.

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Woher kommen die Österreich-Besucher?

Herausforderungen und Handelskonflikte

Die OeNB warnt jedoch vor möglichen Belastungen in Zukunft. Neue US-Zölle könnten Österreichs Wirtschaftsleistung um bis zu
 0,3 % drücken – vor allem, weil viele Lieferketten über Deutschland verlaufen, das eng mit den USA vernetzt ist.

Wichtigste Handelspartner

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Die wichtigsten Exportmärkte: USA auf Platz zwei

Deutschland bleibt Österreichs größter Handelspartner mit Exporten im Wert von 90 Mrd EUR (33 % aller Ausfuhren).
Die USA folgen mit 18 Mrd EUR (6,5 %) an zweiter Stelle – auch indirekt durch Lieferketten in der Autoindustrie von Bedeutung.

Kapitalverkehr und Investitionen

Auch beim grenzüberschreitenden Kapitalverkehr gab es 2024 viel Bewegung:

  • Österreich investierte im Ausland mehr Kapital, vor allem in Form von Direktinvestitionen (+11,6 Mrd EUR).
  • Gleichzeitig flossen 10,7 Mrd EUR aus dem Ausland nach Österreich zurück.
  • Besonders stark wuchs der Bereich der Wertpapierverbindlichkeiten, vor allem durch neue Bank- und Staatsanleihen (+32,1 Mrd EUR).

Rekord beim Auslandsvermögen: 1,2 Billionen

Am Jahresende 2024 besaß Österreich Finanzwerte im Ausland im Wert von 1.190 Mrd EUR, bei Verbindlichkeiten von 1.073 Mrd EUR. Daraus ergibt sich ein Nettovermögen von 117 Mrd EUR – ein historischer Höchststand. Zum Vergleich: Beim EU-Beitritt 1995 hatte Österreich noch ein Auslandsdefizit von 26 Mrd EUR.

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