Lobautunnel-Protest: Neue Besetzung droht
- Österreichische Hochschülerschaft kritisiert Lobautunnel
- Greenpeace protestiert
- Neue Besetzungsdrohung
- SPÖ unterstützt Tunnel
Der Konflikt um den Lobautunnel spitzt sich erneut zu. Während die ÖH und Umweltorganisationen das Projekt als klimapolitischen Irrweg bezeichnen, verteidigen SPÖ-Vertreter die Entscheidung von Verkehrsminister Peter Hanke. In Wien finden am Freitag erneut Protestaktionen statt, bei denen hunderte Menschen gegen die Pläne demonstrieren.
Österreichische Hochschülerschaft kritisiert Lobautunnel
Die Österreichische Hochschülerschaft "ÖH" spricht sich in einer Aussendung klar gegen den Bau aus. „Der Lobautunnel ist ein Projekt aus der Vergangenheit, das unsere Zukunft aufs Spiel setzt. Statt Milliarden in Asphalt zu versenken, braucht es Investitionen in den öffentlichen Verkehr, sichere Radwege und günstige Tickets für Studierende“, erklärt Selina Wienerroither.
Auch Viktoria Kudrna äußert Kritik: „Der Lobautunnel bedeutet mehr PKW-Verkehr, mehr Staus, mehr Emissionen – und das mitten in der Klimakrise. Wir brauchen endlich eine Politik, die Klimaschutz ernst nimmt, anstatt fossile Großprojekte durchzudrücken.“
Umut Ovat betont die soziale Dimension: „Gerade in Zeiten der Sparpolitik muss öffentliches Geld in Projekte fließen, die unsere Gesellschaft voranbringen – nicht in Autobahnen, die in wenigen Jahrzehnten unbrauchbar sein werden. Wir fordern den sofortigen Stopp des Lobautunnels und eine klare Priorisierung von klimafreundlicher Mobilität.“
Greenpeace protestiert
Vor dem Verkehrsministerium in Wien demonstrierte Greenpeace gegen die Ankündigung von Minister Hanke, den Bau voranzutreiben. „Mit seinem klaren Bekenntnis zur Zerstörung der Lobau ist Minister Hanke auf Kollisionskurs mit der gesamten Umweltbewegung. Wir werden sicher nicht tatenlos zusehen, wie dieses fossile Mega-Projekt unsere Natur ruiniert. Der Lobautunnel ist Betonpolitik aus der Vergangenheit – teuer, zerstörerisch und ohne jede Vision“, erklärt Jasmin Duregger in einer Aussendung.
Greenpeace fordert den Stopp des Projekts und setzt stattdessen auf Alternativen wie den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, sichere Radinfrastruktur und gezielte Parkraumbewirtschaftung. Ein Bericht des früheren Klimaministeriums belegt laut Organisation, dass diese Maßnahmen Klima, Natur und Gesundheit deutlich stärker schützen würden.
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Neue Besetzungsdrohung
Beteiligt waren unter anderem VIRUS, Rettet die Lobau, Greenpeace, Lobau Bleibt, Global 2000 und Fridays For Future. Sie werfen dem Minister „fachliche Schwäche“ und „rechtliche Ignoranz“ vor. Mehrere hundert Menschen nahmen an dem Protest teil.
VIRUS-Sprecher Wolfgang Rehm kritisiert gegenüber oe24 die lange Bauzeit: „Da wirft gestern Hanke eine Nebelgranate, mit deren Hilfe alle glauben sollen, der Lobautunnel werde gebaut und dann kommt ein angepeilter Zeithorizont 2030 bis 2040.“ Rehm verweist darauf, dass ursprünglich sechs Jahre Bauzeit versprochen waren, nun aber von sechzehn Jahren die Rede sei.
Auf Nachfrage von oe24 schließt Jasmin Duregger eine erneute Besetzung nicht aus: „Wir werden jetzt nach diesem ersten Protest einmal sehen, welche weiteren Schritte nötig sind, um den Lobautunnel zu stoppen.“
SPÖ unterstützt Tunnel
SPÖ-Verkehrssprecher Wolfgang Moitzi sowie die Wiener Nationalratsabgeordnete Pia Maria Wieninger stellen sich hinter die Entscheidung von Minister Hanke. Laut Moitzi werde Wien durch den S1-Lückenschluss vom Durchzugsverkehr entlastet, zugleich profitiere die wirtschaftliche Entwicklung in Wien und Niederösterreich. „Die Lobau selbst bleibt von diesen Verkehrsplänen vollkommen unberührt. Tunnelein- und -ausgang sind weit vom Naturschutzgebiet entfernt, der Tunnel verläuft bis zu 60 Meter darunter“, sagt Moitzi in einer Aussendung.
Wieninger spricht von einem zentralen Infrastrukturprojekt für die Donaustadt: Ohne den Lückenschluss könnten 55.000 neue Wohnungen nicht entstehen. Sie verwies darauf, dass urbane Strukturen kurze Wege und niedrige Emissionen begünstigen.