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Außenansicht der Wiener Fernwärme betrieben von Wien Energie in der Spittelau im neunten Wiener Gemeindebezirk Alsergrund
Wien Energie erhöht die Fernwärmepreise mit Herbst 2025.
Wien Energie erhöht die Fernwärmepreise mit Herbst 2025.
Mirrorimage-NL/iStock

Preishammer: Wien Energie erhöht Tarife

08.10.2025 um 11:40, Marcel Toifl
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Wien Energie erhöht die Preise. Rund 470.000 Haushalte sind betroffen. Die Opposition fordert ein Eingreifen von Bürgermeister Ludwig.

Wien Energie hebt mit Herbst 2025 die Fernwärmepreise an. Rund 470.000 Haushalte sind von der Preiserhöhung betroffen, etwa die Hälfte davon unterliegt dem amtlichen Preisbescheid. Nach Unternehmensangaben führen gestiegene Gaspreise, Baukosten und Personalaufwand zu höheren Tarifen. Für einen durchschnittlichen Wiener Haushalt mit 70 Quadratmetern Wohnfläche ergibt sich eine monatliche Teuerung von etwa zwölf Euro.

Wien Energie erhöht Preis

Wie Wien Energie mitteilt, hätten sich die Gaspreise in der vergangenen Heizperiode um knapp 20 Prozent erhöht. Auch Bau- und Personalkosten seien deutlich gestiegen. Diese Faktoren wirken sich auf die kommende Heizsaison 2025/26 aus. Trotz der Anpassung bleibe Wien laut einer Erhebung der Österreichischen Energieagentur unter den günstigsten Fernwärmestandorten des Landes. Der amtliche Wiener Preisbescheid liege mit Gesamtkosten von 945 Euro pro Jahr bei Niedrigenergiehäusern an zweiter Stelle im österreichweiten Vergleich, der Standardtarif für etwa 260.000 Kundinnen und Kunden mit 974 Euro auf Platz drei.

Rabatte und Belastung für Haushalte

Seit zwei Jahren gewährt Wien Energie Nachlässe auf den Fernwärmepreis. Für Kunden, die dem amtlichen Preisbescheid unterliegen, rabattierte der Energieanbieter bislang die Tarife. Der Rabatt auf den Arbeitspreis wird nun von 43 auf 37 Prozent reduziert, der Grundpreisrabatt entfällt vollständig. Wien Energie investiert in der kommenden Heizperiode rund 90 Millionen Euro, um die Vergünstigungen teilweise aufrechtzuerhalten. Insgesamt hat das Unternehmen seit 2022 Entlastungspakete in Höhe von über 700 Millionen Euro bereitgestellt. „Auch mit dem neuen Preis sind wir unter den günstigsten Städten, die diesen Preisbescheid haben“, betont Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl gegenüber der APA.

Reaktionen der Opposition

Vonseiten der Grünen Wien kommt scharfe Kritik. Parteivorsitzender Peter Kraus erklärt in einer Aussendung: „Anstatt endlich einzugreifen, lässt Bürgermeister Ludwig die nächste Teuerungswelle bei der Fernwärme einfach zu. Die Zeche dafür zahlen die Wienerinnen und Wiener.“ Kraus fordert Preistransparenz und ein aktives Einschreiten des Bürgermeisters: „Die Wien Energie erzielt hohe Gewinne, die Preise liegen österreichweit an der Spitze, und trotzdem werden sie weiter erhöht. Das passt schlicht nicht zusammen.“

Auch die FPÖ übt deutliche Kritik. Landesparteiobmann Dominik Nepp sagt: „Der neue Preis-Schock bei Wien Energie ist kein Zufall und kein bloßes Marktproblem – er ist das direkte Ergebnis der Politik von SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig.“ Nepp verweist auf den behördlichen Charakter der Preisgestaltung: „Ludwig ist nicht nur politisch, sondern auch rechtlich verantwortlich für die Preisgestaltung. Er könnte die Preise senken, wenn er wollte.“ Die FPÖ will im kommenden Landtag einen Antrag auf sofortige Senkung der Fernwärmepreise einbringen.

Langfristige Strategie

Wien Energie setzt in den kommenden Jahren auf den Ausbau erneuerbarer Wärmequellen. Ziel ist es laut Unternehmensangaben, bis 2040 unabhängig von Erdgas zu werden. Geplant sind Investitionen von über einer Milliarde Euro in Projekte wie Tiefengeothermie, Großwärmepumpen und Abwärmenutzung. Mit Beginn der Heizsaison führt der Versorger außerdem den neuen Tarif „Klima Fit“ ein. Dieser orientiert sich am neuen Fernwärme-Index Wien und soll jährliche Anpassungen transparent machen. Die Preise sind jeweils für eine Heizsaison fix und im Voraus bekannt. Wien Energie sieht darin einen Schritt zu mehr Planbarkeit und Stabilität.

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