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Polizeiautos und Polizisten in der Wiener Innenstadt
Der Akadmikerball wird jährlich von Protesten und einem massiven Polizeiaufgebot begleitet.
Der Akadmikerball wird jährlich von Protesten und einem massiven Polizeiaufgebot begleitet.
TOBIAS STEINMAURER / APA / picturedesk.com

Gewaltaufrufe vor Akademikerball: "Das Tanzbein brechen"

16.02.2024 um 12:07, Stefanie Hermann
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Der umstrittene Akademikerball in der Hofburg wird auch heuer wieder von Protesten begleitet. Für Wirbel sorgen bereits im Vorfeld offene Gewaltaufrufe.

Nach dem Opernball sorgt kein weiterer Ball für so viele Schlagzeilen. Am heutigen Freitag ist es wieder so weit: Der umstrittene Akademikerball findet in der Wiener Hofburg statt.  Auch heute dürften wieder zahlreiche Demos die Stadt lahmlegen. Bereits im Vorfeld gab es Gewaltaufrufe. Die Polizei erklärt die Innenstadt zur Sperrzone.

Stadt wird Sperrzone

In Protest gegen den Burschenschafter-Ball wurden bislang offiziell fünf Kundgebungen angemeldet. Rund um die Hofburg gilt ab 17 Uhr eine Platzsperre. Generell empfiehlt die Polizei, den innerstädtischen Bereich großräumig zu umfahren. Rund 900 Polizisten und Polizistinnen werden im Einsatz stehen. In den vergangenen Jahren sind die Demonstrationen immer wieder eskaliert. Besonders verheerend war das Jahr 2014. Neben zahlreichen Sachbeschädigungen, ist es auch zu einer erheblichen Anzahl an verletzten Demonstranten und Polizisten gekommen.

Aufrufe zur Gewalt

Auch heuer gibt es im Vorfeld nicht nur Aufrufe zum Protest, sondern auch zur Gewalt. Für Aufregung sorgte im Vorfeld vor allem die österreichische Hochschülerschaft (ÖH) mit ihrem Demo-Aufruf. In einem Posting ruft die Studentenvertretung dazu auf, den Burschenschaftern das "Tanzbein zu brechen". Dazu ist zu lesen: "Burschis raus aus der Hofburg! Burschis raus aus den Hochschulen!“ In einem späteren Posting relativierte die ÖH den Beitrag. Der Aufruf sei nicht wörtlich zu verstehen, es handle sich um eine rhetorische Figur. Gelöscht wurde der Beitrag nicht, die Polizei Wien wird den Beitrag rechtlich prüfen.

FPÖ übernahm Organisation

Nicht nur der Unmut der ÖH richtet sich vorwiegend gegen deutsch-nationale Burschenschafter, die die Veranstaltung seit 1952 ausrichten und prägen. Bis 2012 wurde die Veranstaltung vom Wiener Korporationsring (WKR) organisiert. Nach Differenzen mit der Wiener Hofburg übernahm die FPÖ Wien die Organisation, die ihn dann in "Akademikerball" umtaufte.

Prominente FPÖ-Gäste

Die FPÖ wird deswegen wenig verwunderlich neuerlich prominent vertreten sein. Die Eröffnungsrede hält wie bereits 2023 Volksanwalt Walter Rosenkranz. Zwar werden auch heuer wieder zahlreiche hochrangige Gäste aus der Freiheitlichen Partei erwartet, FPÖ-Chef Herbert Kickl bleibt dem Treiben seinerseits traditionell auch heuer wieder fern. Anders hatten das in der Vergangenheit seine Vorgänger Heinz Christian Strache und Norbert Hofer gehandhabt. Sie haben den Ball nicht nur besucht, sondern auch mit Eröffnungsreden beehrt. Erst 2020 betonte der Dritte Nationalratspräsident die Wichtigkeit von Burschenschaften für die FPÖ. Auch heuer darf man mit Hofer als Stammgast am Ball rechnen. Nicht zu den Anwesenden wird wie Kickl der EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky zählen. Er wird dem Ball trotz des Superwahljahrs 2024 fernbleiben.

Norbert Hofer und Herbert Kickl im Plenarsaal des Parlaments
FPÖ-Chef Herbert Kickl wird von Norbert Hofer und Walter Rosenkranz am Akademikerball vertreten.

Sellner möglicher Gast

Von Kritikern wird die Veranstaltung gemeinhin als "rechtsextremes Vernetzungstreffen" bezeichnet. Ein Grund dafür ist die Gästeliste, die immer wieder für Aufregung sorgt. Bei den letzten beiden Bällen war unter anderem der frühere Identitären-Chef Martin Sellner zugegen. Die Organisation wird vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingeschätzt. Zuletzt hatte er mit seiner Teilnahme am Potsdamer Rechtsextremisten-Treffen in Deutschland für Aufsehen gesorgt. Die Rede war dort unter anderem von Massendeportationen von Millionen Deutschen. Ob er sich heuer zu einem Besuch in der Hofburg hinreißen lassen wird, ist nicht bekannt. Offiziell geladen dürfte er nicht sein, eine Teilnahme ist aber auch nicht ausgeschlossen. "Jeder kann sich eine Karte kaufen", hieß es dazu im Vorfeld von den Veranstaltern. 

Martin Sellner mit seiner Frau Brittany Pettibone am Akademikerball
Martin Sellner, Chef der vom Chef der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften "Identitären Bewegung", war 2020 zu Gast am Akademikerball.

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