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Aaron Pilsan und Kian Soltani
Musikstars aus Vorarlberg: Aaron Pilsan und Kian Soltani.
Musikstars aus Vorarlberg: Aaron Pilsan und Kian Soltani.
Holger Hage/Deutsche Grammophon

Junger Klang rund um den See

18.08.2020 um 11:33, A B
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Vier junge Musiker seien hier vorgestellt. Stars ebenso wie Studienabsolventen, dazu eine unkonventionelle Geigerin. Begeisterung für die Musik aus vier Ländern. (Von Anna Mika)

Das Duo Kian Soltani und Aaron Pilsan (A)

Wo immer das Duo Kian Soltani, Violoncello, und Aaron Pilsan, Klavier, auftritt, entfacht es Begeisterung. Und die Orte ihres Auftrittes klingen wahrhaft spektakulär in den Ohren jedes Musikfans. Auch bei der heimischen Schubertiade, ob Hohenems oder Schwarzenberg, füllen sie die Säle mühelos, und da reisen extra für die Beiden schon Leute aus Berlin an. Besonders spektakulär war ihr Konzert in Schwarzenberg 2018, wo sie – natürlich mit weiteren Musikern - nach Schuberts „Forellenquinttett“ eine eigens dafür komponierte Zugabe spielten. Sie trug den Titel „Noch einmal die Forelle?“ und jagte das berühmte Liedthema so kunstreich wie humorvoll durch alle Stile, vor allem Jazz und Pop. Das sonst so gesetzte Publikum war aus dem Häuschen. Und auf ihrer gemeinsamen CD „Home“, die beim renommierten Label Deutsche Grammophon herauskam, verbinden sie Klassik aus Österreich und Deutschland mit persischer Musik. „Heute kann man nicht mehr im Elfenbeinturm der Klassik verharren“, ist Kian Soltani überzeugt. Er selbst mag Jazz und Rock und findet Projekte gut, die – wohl gemerkt auf hohem Niveau – die Klassik mit solcher Musik verbindet. Soltani wurde als Sohn eines persischen Musiker-Ehepaares in Bregenz geboren und vor allem in Basel bei Ivan Monighetti ausgebildet. Derzeit ist seine Karriere, die ihn um den Globus zwischen Chicago und Peking führt, jedoch stark vom klassisch-romantischen Repertoire geprägt. Ähnlich spektakulär gestaltet sich die Laufbahn von Aaron Pilsan, der aus Dornbirn stammt und vor allem bei Karl-Heinz Kämmerling in Salzburg und Hannover studierte. 2011 wurde er von der Zeitschrift Fonoforum zum „Nachwuchskünstler des Jahres“ gekürt, bald darauf in das Projekt „Rising Stars“ aufgenommen, das ihn in die großen Konzerthäuser Europas führte.
 

Clarigna Küng
 Clarigna Küng bewegt sich zwischen experimenteller Volksmusik und Johann Sebastian Bach.

Clarigna Küng (CH)

„Eigenständig, selbstbewusst und gleichzeitig bescheiden“, so charakterisierte ein Schweizer Rezensent die Geigerin Clarigna Küng. Von Kind an lebt sie in der Musik, vor allem in der „Familienmusik Küng“, der sie bis heute als erste Geigerin treu ist, zusammen mit Bruder Roland, dem Ensembleleiter und Komponisten. Die „Appenzeller Streichmusik“, wie sie sich heute nennen, pflegen, international anerkannt, Appenzeller Musik auf höchstem Niveau. Großartig ihr abendfüllender Beitrag zum Ballett „Schlafes Bruder“ am Theater Sankt Gallen im Jahr 2018. In einem mehrjährigen Aufenthalt in Wien beschäftigte sich Clarigna auch mit österreichischer Volksmusik und solcher aus dem slawischen Raum. Auch der argentinische Tango hat es ihr angetan. Als Mitglied des „Quineto del Arco Nuevo“ führt sie unter anderem mit Goran Kovacevic Tango-Programme auf. Doch Clarignas große Liebe gilt Johann Sebastian Bach, mit dessen Werken für Solovioline sie sich derzeit beschäftigt und darüber nachdenkt, wie man diese mit Jodeln und Improvisation verbindet.

Ulrich Huemer
Trotz beachtlicher bisheriger Erfolge will der vielseitig begabte Ulrich Huemer seine Leidenschaft für die Musik nicht zum Beruf machen.

Ulrich Huemer (FL)

Der Gitarrist Ulrich Huemer hat soeben am Liechtensteinischen Gymnasium die Matura gemacht und gleichzeitig das künstlerische Basisstudium am Vorarlberger Landeskonservatorium abgeschlossen, daher konnte er mit dem Orchester des Hauses unter Benjamin Lack in Juli bei der Sommermatinee auftreten. Bereits mit zwölf Jahren kam Ulrich Huemer ins Landeskonservatorium. Vor allem mütterlicherseits musikalisch geprägt, gewann er Höchstpreise bei mehreren „Prima la musica“-Bundeswettbewerben und erspielte sich somit sogar ein Solorezital im Wiener Musikverein. Doch Ulrich will das Gitarrespiel, an dem ihm die Vielseitigkeit der Genres reizt, nicht zu seinem Beruf machen. „Selbst als Weltstar auf der Gitarre muss man nebenher unterrichten, um seinen Lebensunterhalt zu sichern, und das möchte ich nicht.“ So wird man diesen so begabten Musiker ab dem Herbst als Stundeten der ETH Zürich antreffen.

Melissa Hartmann
Melissa Hartmann strebt die Laufbahn in einem Orchester an.

Melissa Hartmann (D)

„Du wirst noch einmal Oboe spielen“, so rief der Musikschullehrer Michael Untch der jungen Melissa Hartmann zu, wenn sie sich trafen. Denn sie, die soeben ihre Studien am Vorarlberger Landeskonservatorium brillant abschloss, spielte keineswegs immer Oboe. Vielmehr war vom vierten Lebensjahr bis zur Matura die Harfe ihr Instrument. „Es wurde zu viel, Harfe und Oboe gleichzeitig auf hohem Niveau zu betreiben“, erzählt Melissa, die aus einer Musikerfamilie in Wangen stammt. Sie schwärmt vom guten Studienangebot und der familiären Atmosphäre in Feldkirch, möchte sich aber nun für weitere Studien den Herausforderungen einer großen Hochschule stellen. Ob dies Nürnberg, Mannheim oder Salzburg sein wird, wird man nach den jeweiligen Aufnahmeprüfungen sehen. Melissa strebt den Beruf einer Orchestermusikerin an, nicht ohne jetzt schon Erfahrungen gesammelt zu haben als Kammermusikerin und als Solistin bei Orchestern.

Gemeinsames rund um den See

Ob Studienabsolventin oder internationaler Star, alle diese Musikerinnen und Musiker verbindet eine Offenheit gegenüber den Stilen. So spielt der Liechtensteiner Gitarrist Ulrich Huemer auch mal die E-Gitarre in einer Popband, verbindet die Appenzellerin Clarigna Küng ihre volksmusikalischen Wurzeln mit Bach, ist der österreichisch-rumänische Pianist Aaron Pilsan der zeitgenössischen Musik zugetan. Und vielseitig ist auch der Zugang der deutschen Oboistin Melissa Hartmann, denn die Oboenfamilie hat viele Mitglieder wie etwa das Englischhorn oder die barocke Oboe d’amore. Diese wie die dazugehörigen Stilrichtungen will sie kennenlernen. Es ist zu hoffen, dass diese unkonventionellen Zugänge helfen, den elitären Klassikbetrieb aufzubrechen und für junge Menschen attraktiv zu machen. Denn Musik ist jung, sie geschieht stets im Moment.

Konzertdaten

KIAN SOLTANI

  • 12.8.2020: Gr. Festspielhaus Salzburg, Salzburger Festspiele
  • 15.8.2020: Waldbühne Berlin, West Eastern Divan Orchestra, Dirigent Daniel Barenboimm Brahms: Doppelkonzert Opus 102 für Violine und Violoncello Michael Barenboim, Violine, Kian Soltani, Violoncello
  • 9.10.2020: Rotterdammer Philharmonie, Beethoven Erzherzog-Trio Opus 97
  • 4.10.2021: Schubertiade Hohenems, Kammerkonzert mit Kian Soltani u.a

MELISSA HARTMANN

  • 16.1.2021: Lindenberg Löwensaal, Richard Strauss: Oboenkonzert
  • 10.10.2020: Franziskushof Maierhöfen, Kammerkonzert mit dem Tri-o-colore

ULRICH HUEMER

  • 22.11.2020: Feldkirch Antoniushaus
  • 21.9.2021: Schaan (FL), Symphonieorchester Liechtenstein SOL, Roland Dyens: Concerto métis

CLARIGNA KÜNG

  • 4.10.2020: Kulturforum in Amriswil, Appenzeller Streichmusik Geschwister Küng
  • 17.10.2020: Sils im Engadin, Kapelle Nogler, Leitung Clarigna Küng
  • 13.12.2020: Schloss Wartegg Rorschacherberg, Musikalische Lesung mit Gabrielle Susan Rüetschi (Lyrik) und Clarigna Küng (Violine)

Weitere Veranstaltungen finden Sie im Bodensee Kultur Guide vom Weekend Magazin Vorarlberg.

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