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Einfahrtsschild des Voestalpine-Werks Böhler Bleche in Mürzzuschlag mit Blick auf die Straße und die umliegende Stadt im Hintergrund.
Beim Voestalpine-Werk Böhler Bleche in Mürzzuschlag stehen rund 450 Arbeitsplätze auf der Kippe.
Beim Voestalpine-Werk Böhler Bleche in Mürzzuschlag stehen rund 450 Arbeitsplätze auf der Kippe.
Jeff Mangione / KURIER / picturedesk.com

Voestalpine: 450 Stellen wackeln

01.10.2025 um 11:41, Stefanie Hermann
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Bei der Voest in Mürzzuschlag wackeln aktuell 450 Stellen. Der Konzern prüft den steirischen Standort, eine komplette Schließung wird nicht ausgeschlossen.

Die schlechten Nachrichten für die heimische Industrie wollen nicht abreißen. Nach den drohenden Massenentlassungen beim Faserproduzenten Lenzing AG und beim Lebensmittelhändler Unimarkt folgt nun der nächste Schlag: Beim Voestalpine-Standort Böhler Bleche in Mürzzuschlag stehen bis zu 450 Arbeitsplätze auf der Kippe. Der Konzern räumt ein, dass am Werk „dringender Handlungsbedarf“ bestehe.

Konzernführung schließt Stellenabbau nicht aus

Vorstandschef Herbert Eibensteiner hatte bereits im August gewarnt, dass die seit Juni geltenden US-Strafzölle von 50 Prozent mittelfristig die Produktion massiv belasten könnten. „Es gilt jetzt schnell zu handeln, mit dem Ziel, alle Optionen auszuloten", bestätigt Konzernsprecher Peter Felsbach gegenüber dem ORF. Ob damit auch eine Schließung oder Stellenabbau verbunden ist, wollte er dieser Tage aber noch nicht bestätigen. Man habe einen externen Berater beauftragt, den Standort zu analysieren. Felsbach: "Bevor diese Phase nicht abgeschlossen ist, werden wir zu Gerüchten keine Stellungnahme abgeben oder einzelne Szenarien ausschließen." Damit sind auch Kapazitätsanpassungen oder Entlassungen nicht ausgeschlossen.

Belegschaft in Ungewissheit

Hinter den Werkstoren ist die Verunsicherung groß. Laut Voestalpine wurde die Belegschaft „proaktiv“ informiert. „Wir, als voestalpine Böhler Bleche, müssen uns neu aufstellen“, heißt es in einer internen Mitteilung. Seit Mitte September laufen bereits erste Projekte zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. Konkrete Maßnahmen sollen aber erst nach Abschluss der Analyse vorliegen, spätestens aber zum Ende des Jahres.

Politik reagiert auf drohende Voestalpine-Schließung

Für die Region wäre ein Abbau ein schwerer Schlag. In Mürzzuschlag waren einst rund 2.000 Menschen bei Böhler Bleche beschäftigt, heute sind es noch rund 450.

Bürgermeister Karl Rudischer (SPÖ) warnt: „Die wirtschaftliche Lage ist schwierig.“ Landesrat Hannes Amesbauer (FPÖ) hat sich inzwischen persönlich eingeschaltet. Gemeinsam mit seinen Parteikollegen Philipp Könighofer und Arnd Meißl schrieb er direkt an Vorstandschef Eibensteiner. Seine Botschaft: „vollste Unterstützung“ für das Werk, „was auch immer es braucht, um es nachhaltig abzusichern.“

Wirtschaftliche Lage der Voestalpine spitzt sich zu

Die Krise am Standort ist eingebettet in die schwierige Gesamtsituation des Konzerns. Der Umsatz der Voestalpine sank im ersten Quartal 2025 um 5,9 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (EBIT) brach um fast ein Viertel ein. Der Gewinn schrumpfte um 29 Prozent auf 106,3 Millionen Euro.

Beim Werk Böhler Bleche, das zuletzt 138 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete, belasten hohe Energie- und Standortkosten sowie die US-Zölle das Geschäft. Besonders der Absatz von Werkzeugstahl ist rückläufig, während Sonderwerkstoffe zwar besser laufen, aber stark schwanken. Konzernsprecher Felsbach: „Die Lage ist volatil und unberechenbar.“

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