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Proteste bei Lenzing in Oberösterreich: Beschäftigte, Betriebsrat und Gewerkschaften demonstrieren gegen den Stellenabbau von 600 Jobs beim Faserhersteller.
Proteste in Lenzing: Faserhersteller Lenzing streicht 600 Stellen.
Proteste in Lenzing: Faserhersteller Lenzing streicht 600 Stellen.
TEAM FOTOKERSCHI / APA / picturedesk.com

Kahlschlag fix: Lenzing AG streicht 600 (!) Stellen

29.09.2025 um 12:57, Stefanie Hermann
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Lenzing streicht bis 2027 rund 600 Jobs. Am Standort in Oberösterreich ist es zu heftigen Protesten gekommen. Für Betroffene wurde ein Sozialplan angekündigt.

Jetzt ist es fix: Der oberösterreichische Faserhersteller Lenzing AG wird, wie bereits am Freitag berichtet, hunderte Stellen streichen. Am Montag bestätigte das Unternehmen nach einer Aufsichtsratssitzung den geplanten Abbau von bis zu 600 Jobs bis Ende 2027.

Lenzing baut 600 Stellen ab

Besonders betroffen ist die Verwaltung, wo bereits in den kommenden Monaten die ersten Kündigungen anstehen. Insgesamt werden in der Verwaltung der Lenzing AG 300 Stellen gestrichen, 250 davon noch bis Jahresende. Bis 2027 kommen weitere 300 Jobs hinzu. Mit den Einsparungen will sich der Konzern ab 2026 jährliche Entlastungen von mindestens 25 Millionen Euro sichern.

Proteste vor dem Werkstor

Vor dem Werk in Oberösterreich ist es am Montag zu heftigen Protesten gekommen. Hunderte Beschäftigte versammelten sich gemeinsam mit Bürgermeistern und Betriebsräten, um gegen den Abbau zu demonstrieren. Am Standort Lenzing arbeiten rund 3.000 Menschen, viele von ihnen bangen nun um ihre Existenz. „Das tut extrem weh. Es ist uns bewusst, dass wir es nicht ganz verhindern können. Aber wir wollen möglichst viele Arbeitsplätze am Standort erhalten“, so Betriebsratschef Stephan Gruber.

Konzern verweist auf Konkurrenzdruck

Für die gekündigten Mitarbeiter wurde ein Sozialplan angekündigt. Bei Lenzing selbst verweist man auf die angespannte Marktsituation. In einer schriftlichen Stellungnahme hieß es am Freitag, dass „es wesentlicher weiterer Maßnahmen bedarf, um auf die ausbleibende Markterholung und den intensiven Wettbewerb in Asien zu reagieren“. Der Schritt sei unvermeidbar. Bereits im Sommer hatte CEO Rohit Aggarwal erklärt, dass steigende Rohstoff-, Energie- und Logistikkosten den Konzern massiv belasten.

Den steigenden Druck zeigt auch die Bilanz: Im ersten Halbjahr 2025 konnte Lenzing zwar den Umsatz um 2,3 Prozent auf 1,34 Milliarden Euro steigern und einen Gewinn von 15,2 Millionen Euro erzielen. Allerdings war dem geringen Hoch ein Verlust von 65,4 Millionen Euro im Vorjahr vorangegangen.

Aktien: Lenzing-Aktionäre zittern

Der Aktienkurs ist innerhalb von zwölf Monaten um mehr als ein Viertel eingebrochen. Die Aktionärsstruktur ist breit aufgestellt: Hauptaktionär ist die heimische Industrieholding B&C mit 37,25 Prozent. Der brasilianische Zellstoffriese Suzano hält derzeit 15 Prozent und hat bis 2028 eine Kaufoption auf weitere 15 Prozent. Die US-Bank Goldman Sachs ist mit 6,97 Prozent beteiligt, 40,78 Prozent befinden sich im Streubesitz.

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