Voestalpine streicht 340 Jobs in der Steiermark
- Stellenabbau in der Steiermark
- Gewinn plus, Umsatz minus
- Böhler Bleche bleibt bestehen
- Kindberg fährt eine Schicht zurück
- Sozialplan und Perspektiven für Betroffene
- Ausblick bleibt stabil, Kurs auf „grünen Stahl“
Anfang Oktober ist bekannt geworden, dass bei der Voestalpine in der Steiermark bis zu 450 Stellen wackeln. Heute hat sich das Bild geklärt: Der Konzern streicht 340 Jobs, davon 280 fixe und 60 Leiharbeitsplätze. Betroffen sind die Standorte Kindberg und Mürzzuschlag.
Stellenabbau in der Steiermark
Konzernchef Herbert Eibensteiner hat den Stellenabbau heute bei der Halbjahrespräsentation in Linz bestätigt. Der Personalstand im gesamten Konzern ist bis Ende September bereits um 4,1 Prozent auf 49.614 Beschäftigte gesunken. In der Steiermark werden nun zusätzlich 340 Arbeitsplätze gestrichen – 280 fixe und 60 Leihstellen. Betroffen sind die Standorte Mürzzuschlag und Kindberg. Begründet hat das Management die Maßnahme mit den anhaltenden US-Zöllen und den hohen Energiepreisen, die die Produktion massiv verteuern.
Gewinn plus, Umsatz minus
Erstaunlich wirkt, dass das Management heute trotzdem ein Gewinnplus meldet. Der Gewinn nach Steuern ist im ersten Halbjahr um 8,6 Prozent auf 198,6 Millionen Euro gestiegen. Bedenklich ist allerdings der Umsatz, der im ersten Halbjahr um 5,6 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro nachgegeben hat. Auch über die einzelnen Konzernsparten hinweg sieht das Ergebnis durchwachsen aus.
Gut gelaufen sind laut Konzern vor allem die Bereiche Eisenbahninfrastruktur, Luftfahrt und Lagertechnik. Schwächer entwickelt haben sich Bau, Maschinenbau und Konsumgüter, die weiter auf niedrigem Niveau stagnieren. Auch im Energiebereich ist die Nachfrage zurückgegangen. Stabil geblieben ist hingegen das Geschäft mit Pipeline-Stahl, während die Autozuliefer-Sparte unter der schwachen Fahrzeugproduktion in Europa – besonders in Deutschland – gelitten hat.
Böhler Bleche bleibt bestehen
Nach Monaten der Unsicherheit hat sich die Konzernleitung gegen eine Schließung des Werks Böhler Bleche entschieden und eine tiefgreifende Restrukturierung eingeleitet. „Der Standort Mürzzuschlag bleibt erhalten, allerdings sind größere Einschnitte unvermeidlich", sagt Eibensteiner heute. Rund ein Viertel der 450 Arbeitsplätze wird abgebaut, die verbleibende Belegschaft konzentriert sich künftig auf Spezialprodukte und hochwertige Bleche für Luftfahrt, Werkzeugbau und Sonderstahlanwendungen. „Damit können rund drei Viertel der Belegschaft weiter beschäftigt werden.“
Der Standort soll künftig als Kompetenzzentrum für anspruchsvolle Sonderwerkstoffe dienen. Geliefert werden soll weniger Masse, aber mehr Wertschöpfung.
Kindberg fährt eine Schicht zurück
Eine rasche Besserung ist derzeit nicht in Sicht, Kapazitätsanpassungen sind damit unausweichlich. In Kindberg wird die Produktion ab Jänner von drei auf zwei Schichten zurückgefahren. Rund 20 Prozent der Belegschaft werden abgebaut, 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren ihren Job.
Sozialplan und Perspektiven für Betroffene
Für die betroffenen Beschäftigten in Kindberg und Mürzzuschlag wird derzeit gemeinsam mit dem Betriebsrat ein umfassender Sozialplan ausgearbeitet. Ziel ist es, den Arbeitsplatzverlust sozial abzufedern und neue Perspektiven zu schaffen. Dort, wo es möglich ist, will die Voestalpine Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Positionen an anderen Standorten anbieten. Zusätzlich unterstützt die unternehmenseigene Stahlstiftung mit Qualifizierungsprogrammen, Umschulungen und Hilfe bei der Jobsuche beim beruflichen Neustart. Die betroffenen Personen sollen so rasch wie möglich wieder in Beschäftigung gebracht werden, entweder innerhalb des Konzerns oder bei Partnerbetrieben in der Region.
Ausblick bleibt stabil, Kurs auf „grünen Stahl“
Als Teil eines umfassenden Effizienzprogramms hat die Voestalpine daher auch außerhalb Österreichs reagiert: Das Werk im deutschen Birkenfeld wird mit 1. Dezember geschlossen. Weltweit sind die Belegschaften bereits reduziert worden, um die Produktion an die sinkende Nachfrage anzupassen. An den Kernstandorten soll festgehalten werden.
Eine schnelle Trendwende in der Konjunktur wird unterdessen nicht erwartet. Zölle, hohe Energiepreise und steigende Personalkosten ließen keine baldige Entspannung zu.
Am Ausblick wird dennoch festgehalten: Für 2025/26 wird ein EBITDA von 1,4 bis 1,55 Milliarden Euro erwartet. In Linz und Donawitz treibt der Konzern die Investitionen in Elektrolichtbogenöfen weiter voran, die ab 2027 anlaufen sollen.