Mauerhofer über Grazathlon-Chaos: „Wir standen kurz vor dem Aus“
Nach dem Amoklauf in der Dreierschützengasse wollten Sie den Grazathlon zunächst wie geplant durchführen. Dann hat man sich doch für eine Verschiebung entschieden. Wie kam es dazu?
Mauerhofer: Wir haben nach dieser schrecklichen Tat, die auch mich und mein Team sehr getroffen hat, mit den verantwortlichen Politikern von Stadt und Land Gespräche geführt und die Zusage bekommen, die Veranstaltung durchführen zu dürfen. Natürlich hätten wir ein völlig neues Konzept umgesetzt: Keine DJs, keine Partystimmung, sondern unter dem Motto „Gemeinsam weiter“ eine ruhige und bedächtige Veranstaltung. Silent Mood statt Partytime – so haben wir das auch gegenüber Medien und Teilnehmern kommuniziert.
Was ist dann passiert?
Mauerhofer: Die Stadtregierung hat dann noch einmal darüber beraten und daraufhin mit mir Kontakt aufgenommen. In einem Telefonat wurde mir mitgeteilt, dass es besser sei, die Veranstaltung zu verschieben.
Können Sie die Reaktion der Stadt nachvollziehen?
Mauerhofer: Ich bin da selbst innerlich zerrissen. Auf der einen Seite verstehe ich es, andererseits hätten wir mit dieser Veranstaltung auch ein starkes Zeichen setzen können – für das Miteinander und dafür, dass man gemeinsam Hindernisse überwinden kann.
Und dann wurde verschoben …
Mauerhofer: Genau. Diese Verschiebung hatte allerdings massive Konsequenzen. Nicht nur organisatorisch, sondern auch finanziell. Es war sofort klar, dass wir die Mehrkosten als Veranstalter nicht selbst tragen können. Das hätte unsere wirtschaftliche Existenz gefährdet.

Wer soll also den entstandenen Schaden übernehmen?
Mauerhofer: Ich gehe davon aus, dass wir gemeinsam mit Stadt und Land eine Lösung finden, mit der alle Beteiligten gut leben können. Zusagen dahingehend gibt es bereits.
Wie hoch ist der Schaden?
Mauerhofer: Das wissen wir noch nicht im Detail. Aber es geht um eine Zahl im sechsstelligen Bereich.
Wie haben die Teilnehmer auf die Verschiebung reagiert?
Mauerhofer: Die meisten waren verständnisvoll. Dennoch gab es auch Beschimpfungen, mit denen ich in dieser Form nicht gerechnet hätte. Wir mussten für unsere Mitarbeiter an den Hotlines einen Gesprächsleitfaden entwickeln, weil manche emotional sehr belastet waren. Am Ende haben wir die Kommunikation aber gut in den Griff bekommen. Viele Menschen können sich einfach nicht vorstellen, welcher Aufwand hinter der Verschiebung einer Großveranstaltung steht.
Wie groß ist der Imageschaden?
Mauerhofer: Das hängt davon ab, wie rasch es uns gelingt, alle Anfragen zu beantworten und jene zufriedenzustellen, die am Ersatztermin nicht teilnehmen konnten. Wir arbeiten intensiv daran, das alles zügig abzuarbeiten.
Den Grazathlon gibt es seit 2013. Ist es in den vergangenen zwölf Jahren schwieriger geworden, solche Großveranstaltungen durchzuführen?
Mauerhofer: Definitiv. Die behördlichen Auflagen sind stark gestiegen, der Aufwand ist deutlich höher, der Deckungsbeitrag kleiner geworden. Als erfahrener Veranstalter kann man damit umgehen. Wer heute ohne Erfahrung ein Event dieser Größenordnung starten will, hat kaum eine Chance.
Ihr Unternehmen Company Code tritt nicht nur als Veranstalter auf, sondern betreut auch Künstler wie die Band „Alle Achtung“ oder Sportler wie den Snowboard-Vizeweltmeister Arvid Auner. Wie kam es dazu?
Mauerhofer: Wenn ich etwas Positives aus der Covid-Zeit mitgenommen habe, dann die Zeit zur Reflexion. Es war nicht klar, wann und ob Events überhaupt wieder im alten Stil möglich sein würden. Ich hatte immer viel Kontakt zu Musikern und Sportlern – daraus ist der nächste logische Schritt entstanden.
Ich vermeide bewusst den Begriff „Management“. Es geht vielmehr um Markenbildung und Mindset.
Was umfasst diese Betreuung? Geht es in erster Linie um das Management für diese Personen, also etwa das Finden von Sponsoren?
Mauerhofer: Ich vermeide bewusst den Begriff „Management“. Es geht vielmehr um Markenbildung und Mindset. Erfolgreiche Menschen – egal ob auf der Bühne oder im Sport – denken ähnlich: Fleiß und Leidenschaft führen in den meisten Fällen zum Erfolg.
Was muss jemand mitbringen?
Mauerhofer: Natürlich Talent. Aber auch eine Vision und ein Ziel. Meine Aufgabe ist es dann, einen Weg zu finden, diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen und alle Hindernisse wegzuräumen, die sich in den Weg stellen. Ähnlich wie bei der Bewältigung des Grazathlon.
Stratege
Andreas Mauerhofer, verheiratet und Vater eines Sohnes, ist 53 Jahre alt und wurde in Bruck/Mur geboren. Er maturierte an der HIB Liebenau. Nach verschiedenen beruf- lichen Stationen im Sportbereich übernahm er die Generalvertretung für Under Armour in Österreich und einigen angrenzenden Ländern. Seit 2017 ist er Geschäftsführer von Company Code. In den Folgejahren erfand er die Beat the City-Serie und transferierte den Grazathlon in die Städte Wien, Innsbruck und Linz.