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Das neue Straßenschild mit Gedentafel und der Aufschrift Maria-Stromberger-Gasse
Die ehemalige Kernstockgasse heißt jetzt Maria-Stromberger-Gasse.
Die ehemalige Kernstockgasse heißt jetzt Maria-Stromberger-Gasse.
Marusa Puhek

Graz: Umstrittene Kernstockgasse hat neuen Namen

01.02.2024 um 13:20, Patrick Deutsch
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Seit 1. Februar müssen sich die Grazer an einen neuen Straßennamen gewöhnen. Die historisch belastete Kernstockgasse wurde umbenannt.

Bereits im November 2017 kam eine Expertenkommission zu dem Ergebnis, dass 82 Grazer Plätze die Namen von historisch bedenklichen Personen tragen – 20 davon wurden als höchst bedenklich eingestuft. Darunter auch die Kernstockgasse (Bezirk Gries), die seit 1. Februar offiziell Maria-Stromberger-Gasse heißt.

Geistiger Wegbereiter des Nationalsozialismus

Die Stadtverantwortlichen betonen, dass die Stadt Graz als Menschenrechtsstadt eine besondere Verantwortung im Umgang mit ihrer Geschichte habe. Mit der Umbenennung werde dieser Verantwortung Rechnung getragen. "Seit vielen Jahrzehnten wird eine Umbennenung der Kernstockgasse diskutiert. Ottokar Kernstock war ein Rassist und geistiger Wegbereiter des Nationsozialismus. Mit Maria Stromberger haben wir als neue Namensgeberin eine mutige Frau, deren Widerstand gegen das NS-Regime beinahe in Vergessenheit geriet, ausgewählt", erklärt Gemeinderätin Manuela Wutte (Grüne). Auch Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) betont die Bedeutung der Umbenennung: "Mit der Umbenennung der historisch belasteten Kernstockgasse in die Maria-Stromberger-Gasse setzen wir ein sichtbares Zeichen, wen wir ehren wollen, und übernehmen als Menschenrechtsstadt Verantwortung für den Umgang mit unserer Geschichte."

Vizebürgermeisterin Judith Schwentner und weitere Gemeinderäte bei der Enthüllung des neuen Straßenschildes
Vizebürgermeisterin Judith Schwentner enthüllte das neue Straßenschild.

"Engel von Auschwitz"

Mit Maria Stromberger ehrt die Stadt Graz eine mutige Krankenschwester und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus. Stromberger hat zwischen 1914 bis 1935 in Graz gelebt und gearbeitet. Nach einer Ausbildung zur Krankenschwester in Bregenz wurde Stromberger ins Konzentratonslager Auschwitz versetzt, wo sie im Krankenrevier Dienst versah und eine illegale Widerstandsgruppe unterstützte. "Historisch gewachsen, herrscht nach wie vor ein grobes Ungleichgewicht bei der Benennung von Straßen und Plätzen. Nur etwa 7 Prozent der Verkehrsflächen in Graz sind derzeit nach Frauen benannt. Mit unserem Antritt als Regierungskoalition haben wir begonnen, dies Schritt für Schritt konsequent zu korrigieren", so Schwentner.

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