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Die neue Lokalbahn im Pinzgau.
Die neue Lokalbahn im Pinzgau.
Die neue Lokalbahn im Pinzgau.
Thomas Oberkalmsteiner/PLB

Pinzgauer Lokalbahn: Zwischen Tradition & Aufbruch

12.06.2025 um 11:12, Yunus Emre Kurt
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Seit über 125 Jahren ist die Pinzgauer Lokalbahn unterwegs. Jetzt startet sie in eine neue Ära – mit modernen Garnituren und ambitionierten Plänen.

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Als die Pinzgauer Lokalbahn am 3. Jänner 1898 eröffnet wurde, dampften zwei Lokomotiven durch enge Bögen und an Ortsrändern vorbei, Schmalspur (760 mm) sparte damals Grund und Geld. Schon in den 1950ern stellte man als erste ÖBB-Schmalspurbahn auf Dieselloks um, in den 1980ern folgten 70-km/h-Triebwagen. Heute, erzählt Dienststellenleiter Thomas Oberkalmsteiner, plant das Land Salzburg die Elektrifizierung: „Das Kraft werk Uttendorf liefert Bahn strom praktisch vor der Haustür, ein logischer nächster Schritt.“

Zentrale Tischlerhäusl

Oberkalmsteiner leitet in Schüttdorf-Tischlerhäusl 73 Mitarbeiter. Von hier aus wird alles gesteuert: Zugleitung, Werkstätte, Verwaltung. „Unsere Frühschicht beginnt um 4.20 Uhr, die letzte Garnitur kommt um 23.45 Uhr heim“, sagt er. Lokführer prüfen Bremsen, Zugbegleiter starten Ticket-Terminals, in der Werkstatt haben Mechaniker höchstens vier Stunden Zeit für eine kleine Revision, bevor der Triebwagen wieder in den Takt muss. Verwaltung? „Bei uns kann jeder im Notfall selbst fahren, alle haben eine Lokführer-Lizenz.“

Die Pinzgauer Lokalbahn wird gut angenommen – und wer sie noch nicht kennt, sollte sie einfach mal ausprobieren.

Thomas Oberkalmsteiner, Dienststellenleiter Pinzgauer Lokalbahn

Hochwasser 2021

Die größte Zäsur der jüngeren Geschichte war das Sommerhochwasser 2021. Brücken knickten ein, Dämme wurden unterspült, seither enden Planzüge in Mittersill. Ersatzbusse fahren weiter Richtung Krimml. „Wir wollen in den nächsten Jahren wie der durchgehend verkehren“, so Oberkalmsteiner – mit hochwassersicheren Trassen, Überströmbereichen und modernem Zugleitsystem, das Zugsicherungen mittlerweile digital abwickelt.

Nahverkehr gewinnt

War die Bahn früher vor allem Holz- und Strohtransporter, ist sie heute Rückgrat des Regionalverkehrs: Halbstundentakt bis Zell am See, Skikarten gelten auch als Zugticket zu Areit-, Panorama- oder Wildkogel-Bahn, im Sommer rollen Fahrradwagen bis zum Tauernradweg. „Je mehr Gäste umsteigen, desto mehr Platz bleibt für Einheimische auf der Straße“, sagt der Chef. 40 Bahnübergänge sind mittlerweile mit Licht- oder Schrankenanlagen gesichert, alle Stationen außer zwei komplett barrierefrei und mit E-Paper-Anzeigen ausgestattet.

Elektrischer Blick

Die Zukunft der Pinzgauer Lokalbahn ist ambitioniert geplant. Im Zentrum steht die Elektrifizierung der Strecke, die nicht nur für leiseren und klimafreundlicheren Betrieb sorgt, sondern auch neue Triebzüge mit Echtzeit-Informationen an Bord ermöglichen soll. Der Halbstundentakt, der aktuell im Raum Zell am See gültig ist, soll künftig bis Mittersill ausgeweitet werden. Auch über mögliche Erweiterungen wird nachgedacht: In Studien werden Stichleitungen nach Kaprun oder zu den Krimmler Wasserfällen geprüft, um die touristische Bedeutung der Strecke weiter zu stärken. Parallel dazu schreitet die Digitalisierung im täglichen Betrieb voran – mit App-Tickets, E-Paper- Abfahrtsanzeigen an allen Stationen und Wartung der Züge und Infrastruktur.

Emotion und Identität

Seine persönliche Bindung begann mit Bahn-Ausflügen zur Großmutter nach Bruck: „Die Leidenschaft war immer da, heute darf ich sie als Dienststellenleiter leben.“ Besonders stolz macht ihn, wenn Kindergartengruppen später als Lehrlinge zurückkehren – oder wenn Nostalgiezüge mit Dampflok Familien von nah und fern anziehen. „Die Lokalbahn ist mehr als Verkehr: Sie ist Teil der Pinzgauer Identität.“

Einladung an die Bevölkerung

Thomas Oberkalmsteiner endet mit einem Satz: „Wer die Bahn noch nie von innen gesehen hat, soll einen unserer Benzinfrei-Freitage nutzen. Einsteigen, ausprobieren, merken, wie modern 127 Jahre alte Tradition sein kann.“ 

Dampfzugfahrten 2025

Regelbetrieb: 

  • Jeden Donnerstag bis 25. September
  • Zell am See–Mittersill
  • Zustieg überall möglich

Preise: 

  • Erwachsene 29,70 Euro
  • Kinder 14,80 Euro

Tickets: 

  • Im Zug oder KundenCenter Mittersill

Hinweis: 

  • Bei Bedarf Ersatz durch Diesellok 

Sonderfahrten: 

  • Moonlightshopping: 4. Juli & 8. August, inkl. Sekt/Orangensaft, Barwagenbetrieb
  • Dampflokspezial: 4. Oktober 2025

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