Geld im Unterhaus: So gespalten ist der Amateurfußball
Inhalt
- Moser: „Fußball ist zum Ganzjahresbetrieb geworden“
- Wigele: „Die meisten Spieler sind das Geld nicht wert“
- Reiter: „Der Markt reguliert sich gerade selbst“
Geld im Fußball-Unterhaus? Für viele Amateurkicker längst Alltag. Doch ist es richtig, dass Spieler in den unteren Ligen bezahlt werden – oder hat das nichts mehr mit echtem Fußball zu tun? Die Meinungen im Salzburger Amateurfußball gehen auseinander. Während manche Trainer finanzielle Anerkennung als gerecht empfinden, warnen Funktionäre vor wachsendem Druck, zweifelhaftem Leistungsdenken und einer zunehmend entgleisenden Entwicklung.
Die Bezahlung ist oft nicht nachvollziehbar. Viele Spieler sind nicht gut genug – echte Bezahlung erst ab der Regionalliga!
Moser: „Fußball ist zum Ganzjahresbetrieb geworden“
Für Stefan Moser, Trainer des FC Zell am See, hat sich die Belastung in den letzten Jahren stark verändert. „In vielen Teams wird inzwischen drei- bis viermal pro Woche trainiert, dazu kommt ein Spiel am Wochenende. Die Sommerpause dauert maximal drei Wochen, die Winterpause vier bis fünf Wochen – im Grunde ist Fußball längst zu einem Ganzjahresbetrieb geworden“, erklärt er im Gespräch mit weekend.at.
Eine kleine finanzielle Anerkennung für diesen Aufwand sei für ihn nachvollziehbar – „aber Fußball sollte in diesen Ligen trotzdem ein Hobby bleiben, bei dem der Spaß im Vordergrund steht.“ Wichtig sei vor allem eine faire Verteilung: „Es kann nicht sein, dass drei Spieler alles kassieren. Eine Punkteprämie für alle wäre ein transparenter Weg.“
In der Rezession braucht es vernünftige Lösungen. Wir setzen auf Werte statt Wahnsinn – mit Netzwerk, Jobs und Entwicklung.
Wigele: „Die meisten Spieler sind das Geld nicht wert“
Deutlich kritischer äußert sich Alwin Wigele, sportlicher Leiter des FC Bad Gastein. Für ihn ist klar: In der aktuellen Wirtschaftslage sei es „unverantwortlich, Amateurspielern Gehälter zu zahlen.“ Die Folge sei ein wachsender Druck auf die Vereine – und eine Mentalität, die dem Fußball schadet: „Ein gewisses Söldnertum herrscht. 'Zahlst du nicht, dann gehe ich' – das ist weit verbreitet.“
Besonders ärgert ihn die Anspruchshaltung mancher Kicker: „Es gibt zu viele Spieler, die große Summen wollen und ausbildungstechnisch richtig schlecht sind.“ Eine Ausnahme sieht er nur bei Akademie-Absolventen – „die sind technisch, taktisch und körperlich gut ausgebildet. Bezahlung sollte es erst ab der Regionalliga geben.“
Aufwand und Trainingspensum rechtfertigen eine kleine Entschädigung – aber nur, wenn das Budget fair auf alle verteilt wird.
Reiter: „Der Markt reguliert sich gerade selbst“
Auch Patrick Reiter, Geschäftsführer des BSK 1933, warnt vor einem System, das finanziell aus den Fugen geraten sei. „Der Fußball im Unterhaus lebt von Kleinsponsorings und Gönnern – doch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, steigendem Kostendruck und fehlender politischer Unterstützung wird es immer schwieriger, ein Budget zu stemmen.“
Reiter sieht einen Wendepunkt erreicht: „Es ist gut, dass sich der Markt selbst reguliert. Was manche Klubs für Durchschnittsspieler bezahlt haben, war schlichtweg unstimmig.“ Sein Verein verfolgt einen anderen Weg: „Wir zahlen konservativ und bieten neben einer kleinen Aufwandsentschädigung auch Entwicklungsmöglichkeiten oder Jobchancen im Netzwerk. Das macht uns weniger anfällig.“