Lenzing-Krise: Job-Abbau sorgt für Mega-Protest
- Früher Protest am Werksgelände
- Betriebsversammlung und Reaktionen
- Sozialplan und Existenzangst
- Wirtschaftliche Lage und Eigentümer
Beim Faserhersteller Lenzing AG hat am Montagvormittag die Belegschaftsvertretung zu einer Betriebsversammlung aufgerufen. Parallel dazu tagte der Aufsichtsrat des Unternehmens am Stammsitz in Oberösterreich. Im Raum steht der Abbau von bis zu 500 Stellen in der Verwaltung, ein Teil davon bereits im Herbst. Hunderte Beschäftigte nutzten die Gelegenheit, um mit einem Protestmarsch auf ihre Lage aufmerksam zu machen.
Früher Protest am Werksgelände
Schon vor Beginn der nicht öffentlichen Versammlung zogen Hunderte Mitarbeiter über das Werksgelände. Die Kundgebung wurde von Gewerkschaftsvertretern, Betriebsräten und regionalen Politikern unterstützt. Auch der Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich, Andreas Stangl, trat auf. Die Sicht auf die Protestbühne war anfangs durch Feuerwehrfahrzeuge verstellt, die später wegen eines Einsatzes abfahren mussten.
Betriebsversammlung und Reaktionen
Während die Belegschaft über die aktuelle Lage informiert wurde, diskutierte der Aufsichtsrat über die Pläne. Laut dem stellvertretenden Angestelltenbetriebsratsvorsitzenden Michael Bichler soll ein Teil der Verwaltung ins Ausland verlagert werden, vermutlich nach Indien oder Tschechien. „Wenn – wie man hört – von fünfhundert Arbeitsplätzen die Rede ist, dann reden wir da von fünfhundert gut bezahlten Industriearbeitsplätzen. Und dann muss man schon sagen: Wenn die in der Region wegfallen, dann ist das ein schmerzlicher Verlust an Kaufkraft“, sagt Bichler im ORF.
Unterstützung erhielt die Belegschaft auch von der GPA Oberösterreich. „Die Beschäftigten haben das Unternehmen durch die Krise getragen“, betont deren stellvertretender Geschäftsführer Gottfried Lichtenberger. Er hebt hervor, dass die Mitarbeiter motiviert seien, ihre Arbeitsplätze zu verteidigen.
Sozialplan und Existenzangst
Für die Betroffenen gibt es nach Angaben des Betriebsrats einen gut verhandelten Sozialplan. „Wir reden von Menschen“, sagt Lichtenberger und verwies auf die Erfahrung und die Einsatzbereitschaft der Beschäftigten. Bichler betont, dass der Sozialplan zwar den Verlust abfedern könne, dennoch sei für viele „die Lebensgrundlage gefährdet“. Er kritisiert die Unternehmenspläne als kurzsichtig: „Langfristig werden die externen Kosten für Fremdleistungen explodieren. Wir brauchen Investitionen am Standort und nicht jedes halbe Jahr ein neues Kostensenkungsprogramm.“
Wirtschaftliche Lage und Eigentümer
Das Unternehmen wollte die Berichte über den Stellenabbau zunächst weder bestätigen noch dementieren. Weltweit beschäftigt Lenzing rund 7.700 Menschen, davon etwa 3.000 in Oberösterreich. Die Lenzing-Gruppe verzeichnete im ersten Halbjahr einen leichten Aufwärtstrend. Der Umsatz stieg um 2,3 Prozent auf 1,34 Milliarden Euro, unter dem Strich stand ein Gewinn von 15,2 Millionen Euro nach einem Verlust im Vorjahr.
Hauptaktionär ist die Industrieholding B&C mit einem Anteil von 37,25 Prozent. Der brasilianische Zellstoffkonzern Suzano hält 15 Prozent und besitzt eine Option auf weitere 15 Prozent bis 2028. Goldman Sachs ist mit knapp sieben Prozent beteiligt, 40,78 Prozent der Aktien befinden sich im Streubesitz. Der Kurs der Lenzing-Aktie ist im vergangenen Jahr um mehr als ein Viertel gefallen.