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Hermann Wakolbinger

Landesrat Max Hiegelsberger zur "Neuen Normalität"

11.11.2020 um 14:32, Gerhard Gall
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Der oberösterreichische Agrar-Landesrat über die Herausforderungen und Nachwuchspolitik in der Landwirtschaft

weekend: Manche Bauernvertreter warnen vor den Zielen der EU-Agrarpolitik. Wie sehen Sie diese Pläne?

Max Hiegelsberger: Die gemeinsame Agrarpolitik ist nach wie vor eine tragende Säule unserer heimischen Familienbetriebe. Allein aus dem Produkterlös können auch unsere oö. Betriebe nicht auf Dauer bestehen. Die öffentlichen Zahlungen seitens der EU sind daher ein wichtiger Einkommensbestandteil. Aus oö. Sicht ist besonders wichtig, dass mit der EU-Ratseinigung der Fokus ganz klar auf Ernährungssicherung gelegt wurde. Die Anerkennung der Umweltleistungen ist ein positives Signal für mehr Umwelt- und Klimaschutz und bestätigt den österreichischen Weg, welcher seit dem EU-Beitritt eingeschlagen wurde. 

weekend: Viele Bauern profitieren jetzt z.B. durch Ab- Hof-Verkäufe. Wie lässt sich der Boom dauerhaft nützen?

Max Hiegelsberger: Die Corona-Krise hat deutlich gemacht, welche Bedeutung die regionale Versorgung mit besten Lebensmitteln für die Konsumentinnen und Konsumenten hat. Diese regionale Kreislaufwirtschaft der österreichischen Landwirtschaft soll zur neuen Normalität werden. Regionale Lebensmittel müssen Vorrang haben in öffentlichen und betrieblichen Kantinen. Es braucht dazu eine umfassende Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel, um sichtbar zu machen, woher die Produkte stammen. 

weekend: Kann man jungen Menschen angesichts vieler Widrigkeiten  die  bäuerliche Arbeit heute noch schmackhaft machen?

Max Hiegelsberger: Die letzten Jahre waren besonders herausfordernd für die heimische Land- und Forstwirtschaft. Einkommensverluste bedingt durch Trockenheit, Auftreten von Seuchen wie ASP oder fehlende Absatzmärkte aufgrund der Corona-Pandemie zerren schwer an den Nerven der Bäuerinnen und Bauern. Aus diesen Problemstellungen heraus war es mir daher ein großes Anliegen, im Rahmen des von mir iniziierten Strategieprozesses „Zukunft Landwirtschaft 2030“, Perspektiven für die nächsten Jahre aufzuzeigen. Es zeigte sich, dass insbesondere junge Bäuerinnen und Bauern mit neuen, kreativen Ideen mutig in die Zukunft gehen. Die Aufgabe der Agrarpolitik ist, sie dabei zu unterstützen.

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