Reinhard Schwendtbauer: „Wir sind breit aufgestellt“
Die RLB OÖ soll wachsen, die Beteiligungen sollen mehr werden. Der Neue RLB-Chef hat viel vor...
Sie sind nun seit fast einem halben Jahr Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, nachdem Sie ja schon länger in der Bank tätig waren. Was hat sich für Sie entscheidend geändert?
Reinhard Schwendtbauer: Ich bin seit 13 Jahren im Vorstand in diesem Haus, und das war ein enormer Startvorteil, weil oft Kollegen in anderen Banken sozusagen von „außen“ kommen. Ich kannte dadurch die Stärken, aber vor allen Dingen auch die Schwächen des Hauses. Deswegen war die Vorbereitung, glaube ich, einfacher. Dadurch konnten wir die ersten paar Monate gleich durchstarten. Natürlich ist es trotzdem eine neue Herausforderung. Die Scheinwerfer fokussieren sich beispielsweise auf meine Person – so etwas ist man nicht gewohnt. Was sich zusätzlich noch verändert hat, ist die breitere Gestaltungskraft.
Hat der Weltspartag noch die Strahlkraft von früher, als wir alle mit der Sparbüchse in die Banken gepilgert sind und dort dann ein kleines Geschenk erhalten haben?
Reinhard Schwendtbauer: Der Weltspartag ist eigentlich – wie auch seit der Gründung schon – vor allem der Aufruf, an die Vorsorge zu denken. Wenn dies dann vielleicht über ein digitales Sparbuch läuft, ist das natürlich nicht immer ein Erlebnis für die Kids. So gesehen hat sich schon etwas verändert. Jedoch gibt es durchaus immer noch die üblichen Welt-
spartagsgeschenke wie beispielsweise eine Stoff-Sumsi. Grundsätzlich sollte der Weltspartag der Höhepunkt der Finanzbildung des Jahres sein. Wir Banken müssen zukünftig versuchen, die finanzielle Bildung massiv zu stärken. Wir müssen das Interesse wecken. Ein Teil der Jugendlichen ist unglaublich gut unterwegs – es gibt 14-Jährige, die sich schon mit Aktien beschäftigen. Andere sind aber weit weg von echter finanzieller Bildung.
In einem Interview mit uns haben Sie vor einem halben Jahr gehofft, dass es Anfang 2026 wirtschaftlich bergauf geht. Wie sehen Sie das heute?
Reinhard Schwendtbauer: Was wirklich interessant ist: Es ist ein bisschen wie eine Achterbahnfahrt. Noch vor zwei, drei Monaten haben alle gesagt, heuer wird es noch schwierig sein, aber nächstes Jahr, 2026, geht es aufwärts. Jetzt befinden sich viele in der Budgetierung bzw. in der Planungsphase und merken, dass dem nicht so ist. Ich denke, es wird nicht schlechter, aber ich sehe auch kein breites Wachstum. Wobei man schon differenzieren muss: Es gibt ganz klar Branchen, die Wachstum verzeichnen, aber eben auch welche, wie die Automobilzulieferindustrie, wo es derzeit sehr schwierig ist.
Wie geht es Ihrer Bank derzeit – vereinfacht ausgedrückt?
Reinhard Schwendtbauer: Die Erträge der Banken generell, und auch bei uns, sind etwas gesunken – hauptsächlich durch die niedrigeren Zinsen. Die Kapitalstärke ist ziemlich hoch. Das ist wichtig, damit wir, sobald die Wirtschaft wieder anspringt, wieder da sind – also Kredite vergeben können. Die Ausfälle haben sich stabilisiert. Faktum ist, dass wir auf jeden Fall wachsen wollen.
Sie haben viele Beteiligungen an Unternehmen. Wie sieht es da konkret aus?
Reinhard Schwendtbauer: Wir sind breit aufgestellt. Wir haben 2012 bis 2014 entflechtet, verschlankt, und jetzt haben wir nicht mehr 530, sondern 350 Beteiligungen. Auch mit diesen gibt es Höhen und Tiefen, aber aktuell haben wir da keine Sorgenkinder drin. Wir haben beispielsweise mit dem Feuerwehrfahrzeughersteller Rosenbauer einen absoluten Highflyer. Insgesamt werden wir in diesem Segment wachsen.
Wie wichtig ist Planungssicherheit für die Wirtschaft? Wir leben ja derzeit in eher unruhigen Zeiten.
Reinhard Schwendtbauer: Planungssicherheit ist essenziell für das Grundvertrauen in die Wirtschaft und auch für die Stimmung. Je mehr wir haben, desto besser wäre es. Allerdings: Planungssicherheit gäbe es nur, wenn man den Ukraine-Konflikt in den Griff bekäme. Wir wissen derzeit auch nicht, wie sich das deutsche Konjunkturpaket auswirkt. Davon erwarten wir uns auch in Österreich einen wirtschaftlichen Impuls! Dieses Konjunkturpaket muss noch auf die Schiene – also zum Teil im wahrsten Sinne des Wortes. Es muss dann auch bei den Menschen ankommen. Derzeit dauern die Genehmigungsverfahren für diese Bauprojekte in Deutschland noch relativ lang. Viele österreichische Unternehmen haben sich schon darauf eingestellt, dass sie dort mitbieten und investieren. Das vermittelt schon eine gewisse Sicherheit. Wann das sein wird, ist aber eben noch unklar.
Der Goldpreis hat in den letzten Jahren enorm zugelegt. Soll man sein schwer verdientes Geld in Gold investieren?
Reinhard Schwendtbauer: Gold sollte man dann anlegen, wenn man grundsätzlich schon ein gewisses Polster geschaffen hat. Dann kann Gold eine zusätzliche, aber langfristige Anlage sein. Einfach zur Spekulation Gold zu kaufen – für einen kurzen Zeitraum – würden wir nicht raten. Langfristig hat man schon sehr oft gesagt, Gold habe den Plafond erreicht. Aber gerade in Zeiten wie diesen hat Gold nach wie vor eine gewisse Saison.